Paris. Der Klassiker gerät im Halbfinale von Roland Garros zu einer einseitigen Angelegenheit. Nur die Bedingungen machen Nadal zu schaffen.
Der Wind wirbelte in Böen über den Platz und den Spielern den Sand in die Augen, doch in einem einseitigen Klassiker gegen Roger Federer behielt der "König von Roland Garros" jederzeit den Durchblick: Mit 6:3, 6:4, 6:2 gewann Rafael Nadal bei widrigen Bedingungen das 39. Duell mit dem Grand-Slam-Rekordsieger, er zog damit bereits zum zwölften Mal in das Endspiel der French Open ein. Bei seinen bisherigen elf Finalteilnahmen ging der Sandplatzkönig stets als Sieger vom Court Philippe Chatrier.
Ganz so leicht, wie es aussah, sei es nicht gewesen, behauptete Nadal. "Gegen Roger ist es immer schwierig", sagte er, "mit dem Wind war es noch schwieriger." Zugleich sang er ein Loblied auf das ewige Duell und seinen ewigen Rivalen. "Für mich ist es ein großes Vergnügen, gegen den größten Spieler der Geschichte zu spielen. Es ist unglaublich, mit welchem Niveau er mit 37 noch spielt." Federer aber kam an das Niveau von Nadal (33) nicht heran. Nicht diesmal.
Nadal hatte die vergangenen fünf Begegnungen mit Federer verloren, doch die rote Asche am Bois de Boulogne ist unbestritten sein Revier. Zum sechsten Mal duellierten sich beide beim beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt, zum sechsten Mal gewann der beste Sandplatzspieler der Welt. Das Match war nicht ganz so einseitig, wie es das Ergebnis am Ende auf der Anzeigetafel ausdrückte, doch in den entscheidenden Momenten traf Nadal eindeutig die besseren Entscheidungen.
Federer nutzt Chancen nicht
"Ich bin happy, gegen Rafa zu spielen", hatte Federer vor dem Match versichert, "wenn du auf Sand etwas erreichen willst", erklärte er, "ist es unvermeidlich, dass du an irgendeinem Punkt an ihm vorbeimusst." Diesmal aber gab es für den Maestro kein Vorbeikommen, nicht zuletzt, weil er im Gegensatz zu Nadal immer wieder in wichtigen Momenten Fehler beging. Und weil er seine Chancen nicht nutzte: Zweimal gelang ihm ein Break, doch ausbauen konnte er den Vorteil beide Male nicht. Nach 2:25 Stunden war das Match vorüber.
Federer hatte in Roland Garros 2009 gewonnen – damals aber war Nadal im Achtelfinale an dem Schweden Robin Söderling gescheitert. In den Jahren 2006, 2007, 2008 und 2011 verlor der Schweizer das Endspiel gegen seinen ewigen Rivalen. "Es gibt immer eine Chance", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger (20) dennoch, "jedes Match muss erst gespielt werden, bevor es entschieden ist." Jeder wisse, "dass es hart werden wird" gegen Nadal, "aber man weiß ja nie": Nadal könne ja ein Problem haben.
Aber Nadal hatte kaum Probleme. Höchstens mit den Windböen, die ihn regelmäßig beim Aufschlag behinderten. Er ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Und auf jeden Einfall von Federer fand er eine gute Antwort. Im Finale am Sonntag trifft er entweder wie im Vorjahr auf den Österreicher Dominic Thiem oder den Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien).