Paris. Der Weg ins Viertelfinale war für den Hamburger ein skurriler. Dazu trug auch Gegner Fognini bei. Zverev nun gegen Krösus Djokovic.
Psychospielchen, Schlägerwurf und Fluch-Attacken: Alexander Zverev hat durch einen Sieg gegen den italienischen Tennis-Lümmel Fabio Fognini das Viertelfinale der French Open erreicht und fordert dort am Mittwoch den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic heraus. Der 22 Jahre alte Hamburger setzte sich am Montag in Paris mit 3:6, 6:2, 6:2, 7:6 (7:5) gegen Fognini durch. "Fabio spielt gerade das beste Tennis seines Lebens, gerade auf Sand. Ich bin glücklich, gewonnen zu haben und hier wieder im Viertelfinale zu sein, das ist etwas ganz Besonderes für mich", sagte Zverev. Djokovic hatte Jan-Lennard Struff beim 6:3, 6:2, 6:2 keine Chance gelassen.
Nach 2:55 Stunden einer bisweilen skurrilen Auseinandersetzung verwandelte Zverev seinen dritten Matchball, zog wie im Vorjahr in die Runde der besten acht ein und stellte damit sein bestes Resultat bei einem der vier Grand-Slam-Turniere ein. "Zverev war qualitativ deutlich besser als in den Matches zuvor, aber das musste er auch. Im Laufe des Matches hat er sich immer wohler gefühlt", analysierte Eurosport-Experte Boris Becker, von 2013 bis 2016 Trainer von Djokovic. Gegen den 32 Jahre alten Serben hat Zverev eine ausgeglichene Bilanz. Das jüngste Duell im Endspiel der ATP Finals im November in London hatte der Weltranglisten-Fünfte sogar gewonnen.
Zverev stößt russische Flüche aus
Dabei ging es gar nicht gut los für Zverev. Die lange Warterei auf den Beginn des Matches schien ihn genervt zu haben. Weil die Partie zwischen Kei Nishikori und Benoît Paire am Vorabend wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste und am Montag fortgesetzt wurde, verzögerte sich der Start um etwa zwei Stunden. Zverev kassierte sofort ein Break und lag schnell 0:3 zurück. Nach 32 Minuten entschied Fognini den ersten Satz für sich.
Als Zverev zum wiederholten Mal einen Ball mit dem Rahmen traf und ins Nirgendwo schoss, knallte er seinen Schläger gegen die Platzumrandung und stieß einige Flüche auf Russisch aus. Becker schien zu diesem Zeitpunkt Recht zu behalten mit seiner Einschätzung, als er Fognini "was die bisherige Sandplatzsaison und die letzten Erfolge angeht", als Favoriten gegen Zverev bezeichnet hatte.
Fognini sorgt für Mätzchen
Auf dem Weg zu seinem Titel beim Masters-Turnier in Monaco hatte Fognini nicht nur Zverev, sondern auch den unbestrittenen Sandplatz-König Rafael Nadal geschlagen. Doch trotz des gewonnenen ersten Satzes wäre Fognini nicht Fognini, wenn er nicht auch für Mätzchen sorgen würde. Der 32-Jährige aus Sanremo, bekannt für seine Wutausbrüche und Flegeleien, diskutierte mit dem Stuhlschiedsrichter, meckerte in Richtung seiner Box, führte Selbstgespräche.
Als Zverev im zweiten Satz das Break zum 3:1 gelang, machte Fogninis Spielgerät Bekanntschaft mit dem Sand. Wenig später nahm der Italiener eine Behandlungspause und ließ sich einen gewaltigen Verband am Unterschenkel anlegen. Zverev aber ließ sich nicht verunsichern oder provozieren und gewann am Ende verdient.
Struff ärgert sich über Chancenlosigkeit
Seinem Davis-Cup-Kollegen Struff blieb die Krönung eines starken Turniers dagegen verwehrt. Der 29 Jahre alte Sauerländer musste im ersten Grand-Slam-Achtelfinale seiner Karriere einen "Klassenunterschied" gegen Djokovic eingestehen. "Ich bin sehr enttäuscht. Ab Mitte des ersten Satzes war es chancenlos. Er ist ein brutal guter Spieler", sagte Struff über den aktuellen Wimbledon-, US-Open- und Australian-Open-Champion aus Serbien.
"Ich hoffe, dass es so weitergeht", sagte Djokovic, der als erster Spieler der Geschichte zum zehnten Mal nacheinander die Runde der besten acht in Roland Garros erreichte. Struff war da längst "genervt vom Match" in den Katakomben verschwunden, wie er später einräumte.
Trotz des Achtelfinal-Scheiterns wird sich der Westfale in der neuen Weltrangliste am kommenden Montag erstmals unter die Top 40 vorarbeiten. Zudem dürften ihn auch der bislang größte Zahltag seiner sportlichen Laufbahn und das Preisgeld von 243.000 Euro trösten. "Heute bin ich enttäuscht, aber ich muss das Positive mitnehmen, ich habe drei sehr gute Matches hier gespielt", sagte Struff.