München. Der Bayern-Trainer reagiert verärgert auf eine Frage eines Reporters. Die Spieler feiern unterdessen auf Boatengs Party.
Mit einer meisterlichen Machtdemonstration ist der FC Bayern zurück an die Spitze der Bundesliga gestürmt. Die Münchner schickten den gedemütigten und entzauberten Rivalen Borussia Dortmund im Jubiläumsklassiker mit 5:0 (4:0) nach Hause.
Sechs Spieltage vor Saisonende hat das Star-Ensemble um den 200-fachen Bundesliga-Torschützen Robert Lewandowski voller Entschlossenheit Kurs auf den siebten deutschen Meistertitel am Stück genommen. "Fußball ist merkwürdig, Fußball kann man nicht immer erklären", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac und betonte stolz: "Der Sieg in der Art und Weise war richtig gut."
Kovac setzt zur Medienschelte an
Unmittelbar darauf hat der Coach auf der Pressekonferenz mit einer Medienschelte aufhorchen lassen. Kovac kritisierte, dass der Fußball heute nicht mehr im Fokus der Berichterstattung stehe. "Es geht nur noch um Nebensächlichkeiten, nur noch um Sensationen", sagte er. Nach taktischen Aspekten oder Spieldetails werde gar nicht mehr gefragt, sondern alles auf Sieg oder Niederlage verdichtet.
"Das ärgert mich", sagte Kovac, "aber nicht nur mich. Da gibt es noch andere Kollegen, die das genauso ärgert. Das muss mal gesagt werden. Ich bin kein Moralapostel. Wir müssen mal wieder klarkommen mit unserem Leben. Das ist nicht in Ordnung, was hier abgeht." Er war gefragt worden, ob seine Spieler nach diesem Erfolg und dem Sprung an die Bundesliga-Tabellenspitze auf die für den Abend geplante Party von Jérôme Boateng in einer Münchner Nobeldiskothek gehen dürften.
Außerdem kritisierte Kovac den öffentlichen Umgang mit Trainern. "Wenn du gewinnst, hast du nichts richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht", stellte der Kroate fest, der zuletzt selbst häufig in der Kritik stand. "Wir sind diejenigen, die alles abbekommen." Das sei in der heutigen Zeit so, störe ihn aber sehr. "Weil ich glaube, wir sind alles Menschen und jeder muss an sich den Anspruch haben: Was ich nicht möchte, das mir einer antut, das tue ich keinem anderen an. Das ist das Wort zum Sonntag."
Bayern-Spieler gehen auf Boatengs Party
Die Bayern-Profis ließ diese Thematik kalt. Nach der Gala gegen Dortmund gingen sie geschlossen auf Boateng Party, eine Art Werbeveranstaltung für sein ich-bezogenes Lifestyle-Magazin. Bei Bayern München sorgte das im Vorfeld für erhebliche Irritationen.
Bayern zerlegt BVB: Fünf Tore, fünf Jubelgesten
Präsident Uli Hoeneß bezeichnete die Veranstaltung und ihre Terminierung in "Bild am Sonntag" als "Schwachsinn". Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte, es sei doch "völlig normal, dass man das nicht gut findet, denn es ist nicht richtig, solche Termine zu setzen".
Auch Trainer Kovac ereiferte sich, aber ein wenig anders als vermutet. "Lass doch die Leute das machen, was sie gerne möchten", schimpfte er.
Reus: "Das war katastrophal"
Zurück zum Sportlichen, so wie Kovac es sich wünscht: Mats Hummels (10. Minute), Lewandowski mit seinem Festtagstor (17.) und dem Schlusspunkt (89.), Javi Martínez (40.) und Serge Gnabry (43.) führten den völlig überforderten BVB vor 75.000 Zuschauern vor. "Das war eine Lehrstunde. Bayern war viel viel besser", räumte BVB-Coach Lucien Favre ein. "Wir haben katastrophal gespielt. Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung dafür. So dürfen wir nicht auftreten, wir waren heute ganz klar die schlechtere Mannschaft", sagte der Dortmunder Nationalspieler Marco Reus.
Trotz des Debakels ist die Meisterschaft noch nicht verloren. Zumal die Bayern bei einem Zähler Vorsprung am vorletzten Spieltag noch nach Leipzig müssen.