Hamburg. Der Verein erwirtschaftet Gewinne, geht in die HafenCity und will sich im Leistungssport noch weiter profilieren.
Im dritten Jahr in Folge ein Gewinn, mehr Mitglieder, mehr Sportarten, mehr Angebote – der HSV wird am Sonnabend seinen Mitgliedern in der Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena erneut eine Erfolgsgeschichte präsentieren können – wohlgemerkt der e. V., der eingetragene, kerngesunde Verein, nicht die Profifußballer.
86.808 Mitglieder zum 1. Januar bedeuten einen neuen Rekord zum Jahresanfang, 7125 Sporttreibende ebenfalls wie die Zahl der Sportarten, die dank Futsal und Disc-Golf zuletzt auf 35 stieg. Der Jahresüberschuss für das Geschäftsjahr 2017/2018 beläuft sich bei einem Umsatz von 7,55 Millionen auf 501.961,83 Euro, werden die Rückstellungen für die anstehende Betriebsprüfung (2013 bis 2016) abgezogen, bleibt ein Gewinn von 65.000 Euro.
Und aus der HafenCity kamen am Donnerstag weitere gute Nachrichten für den Club. Der Sports-Dome am Baakenhafen – nicht zu verwechseln mit der angedachten Multifunktions-Arena Elbdome im benachbarten Billhafen – soll nun doch gebaut werden. Entwickler und Betreiber haben einen neuen Investor gefunden, nachdem der vorherige Sponsor Care Energy einen Insolvenzantrag stellen musste. Im Sport- und Fitnessbereich wollen die Entwickler weiter mit dem HSV zusammenarbeiten. Der Verein soll in dem 19.000 Quadratmeter großen Komplex die Fitness- und Wellnessflächen betreiben, sagt Sports-Dome-Geschäftsführer Leif Bachorz. Kosten des Projekts: rund 70 Millionen Euro, geplante Eröffnung: Mitte 2022.
HSV war immer auch ein Universalsportverein
Darüber hinaus will der HSV, der in Norderstedt und in sechs der sieben Hamburger Bezirke (außer Harburg) Sportstätten nutzt, in der HafenCity Fuß fassen. Vier potenzielle Standorte gibt es derzeit für eine neue Sportanlage im Ostteil des Neubaugebietes. Der HSV ist bereits in Gesprächen mit dem ortsansässigen Fußballclub Störtebeker SV, will dort aber kein Fußball spielen lassen, sondern anderen Outdoor-Sportarten wie etwa Parcours (Laufstrecke mit vorbereiteten Hindernissen) neuen Raum geben.
„Wir investieren in den Breiten- und Leistungssport, wollen unser Portfolio nach und nach erweitern“, sagen die HSV-Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer. „Es bleibt aber dabei: Die Abteilungen müssen sich selbst finanzieren über Mitgliedsbeiträge, Sponsoren oder Mäzene.“
Der HSV hat sich in seiner langen Geschichte immer auch als Universalsportverein verstanden. Erst 1991, in höchster wirtschaftlicher Not, brach er mit dieser Tradition. Der Verkauf des Fußballnationalspielers Thomas Doll für 17 Millionen D-Mark an Lazio Rom verhinderte damals die Insolvenz. Leichtathleten, Volleyballer, Eishockeyspieler und alle anderen HSV-Sparten, die Leistungssport treiben wollten, waren da bereits in den Hamburger Leistungssportverein (HLSV) ausgegliedert. Der wurde trotz einer Anschubfinanzierung von einer Million D-Mark nicht einmal ein Jahr alt, weil dessen Vorsitzender Günter Seipp, zuvor HSV-Vizepräsident, zwar vor Ideen sprühte, aber ein überaus lausiger Geschäftsmann war. Auch die Nachfolgevereine gingen später pleite.
Mit Augenmaß wirtschaften
Jetzt wird mit Augenmaß gewirtschaftet. „Keine unserer Sportarten ist nach der Ausgliederung 2014 mit einem Defizit gestartet. Es ist alles solide finanziert. Wir machen keine Experimente“, sagen Schulz und Schaefer. Ambitionen hat der e. V. dennoch. Die Leichtathletik-Abteilung, trotz Aufnahmestopps mit 1200 Mitgliedern die größte Deutschlands, erhält zwei neue Koordinatoren für den Breiten- und Leistungssport, um an alte Glanzzeiten anzuknüpfen.
Die Fußballfrauen, die der alte HSV 2012 aus der Bundesliga abmeldete, weil 100.000 Euro fehlten, sollen aus der viertklassigen Oberliga Hamburg in den nächsten fünf Jahren in die 2. Bundesliga aufsteigen. Die Rollstuhlbasketballer (BG Baskets) können weiter in der Bundesliga werfen, obwohl Hauptsponsor BG Kliniken (Boberg) seine Geldleistungen reduziert hat und verstärkt Sachmittel stellt. Futsal (Panthers) und Beachsoccer sind weitere erstklassige Leistungssportbereiche – und Beachvolleyball, das mit Olympiasiegerin und Weltmeisterin Laura Ludwig das Aushängeschild des HSV e. V. ist. Geschätzte 200.000 Euro gibt der Verein (30 Angestellte) für seine Leistungssportler aus, dazu kommen Sponsorengelder.
Hauptsitz bleibt die Sportanlage Ochsenzoll in Norderstedt mit 7,5 Rasen- und zwei Kunststoffrasenplätzen für Fußball, einem Kunststoffrasenplatz für Hockey, sieben Tennisplätzen, einer Sport- und einer Tennishalle sowie einer Beachanlage. Die Jürgen-Werner-Schule, das ehemalige Fußball-Nachwuchsleistungszentrum, das nach dem Umzug in den Campus am Volksparkstadion weitgehend leer steht, will der e. V. demnächst der HSV AG abkaufen. Geld hat der Verein ja.