London. „Mighty Mike“ in “Ally Pally“ zum dritten Mal Weltmeister. Die Zuschauer hätten lieber einen anderen Champion gesehen.
Seine Glatze glänzte, er brüllte und jubelte wie kein Zweiter: Der Niederländer Michael van Gerwen ist zum dritten Mal in seiner Karriere Darts-Weltmeister. „Mighty Mike“ bezwang am späten Dienstagabend den Engländer Michael Smith deutlich mit 7:3 und sicherte sich damit nach 2014 und 2017 auch 2019 den Titel im Alexandra Palace von London. Der 29 Jahre alte van Gerwen, der seit exakt fünf Jahren ohne Pause die Weltrangliste anführt, untermauerte damit seine Vormachtstellung in der Darts-Szene und gewann im letzten Spiel der Saison seinen 20. Saison-Titel. Er erhält für seinen dritten WM-Erfolg ein Rekord-Preisgeld von 500.000 Pfund (etwa 555.000 Euro).
Zuvor hatte van Gerwen auch den Schotten Gary Anderson und Max Hopp aus Deutschland klar bezwungen. Gegen Smith, der in seiner Karriere erst einen wichtigen Titel gewonnen hat, war es für „MvG“ der 26. Sieg im 32. Aufeinandertreffen. Auch im Finale der Premier League hatte van Gerwen das Duell im Mai dieses Jahres deutlich für sich entschieden.
Auf den Spuren von Phil Taylor
"Mighty Mike" ist nun neben der abgetretenen Legende Phil Taylor (14 Titel) der einzige Spieler, der bei Weltmeisterschaften der Professional Darts Corporation (PDC) mehr als zweimal die begehrte Sid-Waddell-Trophäe gewinnen konnte. Der 28 Jahre alte Smith verpasste in seinem ersten WM-Finale den großen Coup, nachdem er viel zu selten an seine starke Form aus den vorherigen Partien herangekommen war.
Das 32. Aufeinandertreffen der beiden Finalisten war daher eine klare Angelegenheit. Van Gerwen, der in den vorherigen fünf Partien des mehr als drei Wochen andauernden Turniers nie mehr als einen Satz abgegeben hatte, nutzte die Anfangsnervosität seines Gegners aus und ging schnell mit 4:0 Sätzen in Führung. Sobald der "Bully Boy" stärker aufkam, zog der keineswegs überragend aufspielende van Gerwen die Zügel an.
Im Laufe der Partie kam Smith besser ins Spiel und stabilisierte seine Leistung. Nach seinen ersten beiden Satzgewinnen zum 2:4 stieg die Hoffnung der Zuschauer im "Ally Pally" auf eine Wende. Van Gerwen, der im Halbfinale gegen seinen Widersacher Gary Anderson (Schottland) bereits sein Ausnahmekönnen unter Beweis gestellt hatte, behielt in der hitzigen Atmosphäre aber einen kühlen Kopf. Auch weil Smith mehrfach gute Chancen herschenkte, sicherte sich der Favorit mit dem insgesamt zehnten Satz den Sieg.
Titelverteidiger Rob Cross (England) hatte bei der 26. Auflage der PDC-WM durch sein Achtelfinal-Aus schon frühzeitig alle Chancen auf den erneuten Gewinn des WM-Titels verspielt. Die deutschen Farben waren im 96 Spieler starken Teilnehmerfeld erstmals durch vier Spieler vertreten. Hoffnungsträger Max Hopp (Idstein) war in der dritten Runde an van Gerwen gescheitert. Martin Schindler (Strausberg) und Robert Marijanovic (Freudenstadt) schieden in Runde eins aus, für Debütant Gabriel Clemens (Honzrath) war in der zweiten Runde Schluss.