Hamburg. Im Gegensatz zum Großteil seiner Teamkollegen verdient der 35-Jährige sein Geld hauptsächlich bei der Volksbank in Lübeck.

Ein Spieler, der von der Bank kommt, ist im Leistungssport oft ein Ersatzmann, im Eishockey mit seinen bis zu vier Sturm- und Abwehrreihen allerdings keine Besonderheit. Im Fall Patrick Saggau hat diese Beschreibung aber eine doppelte Bedeutung, und diese macht den Angreifer der Crocodiles Hamburg durchaus zu etwas Besonderem. Im Gegensatz zum Großteil seiner Teamkollegen verdient der 35-Jährige sein Geld nicht hauptsächlich durch die Einsätze für das Oberligateam, sondern als Projekt- und Prozessmanager der Volksbank in seiner Geburtsstadt Lübeck.

39 Wochenstunden hat der gelernte Bankfachwirt laut Arbeitsvertrag zu leisten. Weil sein Arbeitgeber Verständnis für seine Leidenschaft hat, ist Saggau für die vormittäglichen Trainingseinheiten freigestellt. „Ich kann mir die Arbeitszeit individuell einteilen, muss erst mittags im Büro sein und kann auch immer öfter von zu Hause arbeiten“, sagt er. Das Pendeln zwischen der Trainingshalle in Farmsen, dem Arbeitsplatz und seiner Wohnung in Rahlstedt sei zwar bisweilen lästig, im Vergleich zu den vergangenen Jahren jedoch fast komfortabel.

Beim EHC Timmendorfer Strand wurde abends trainiert

Neun Jahre spielte der Stürmer vor seinem Wechsel zu den Crocodiles beim EHC Timmendorfer Strand. Dort wurde abends trainiert, so dass er nach einem Achtstundentag in Lübeck noch in die Eishalle musste und erst gegen 22.30 Uhr nach Hause kam. „Da habe ich mich doch ein ums andere Mal gefragt, warum ich mir das alles noch antue“, sagt er.

Aus Verbundenheit zu seinem Heimatverein, bei dem er als Sechsjähriger mit dem Eishockey begonnen hatte, blieb Patrick Saggau trotzdem an der Ostsee, obwohl er bereits vor drei Jahren mit seiner Freundin nach Hamburg gezogen war, weil diese in Rahlstedt ein Fitnessstudio für Frauen leitet. Im Sommer jedoch musste der EHC Insolvenz anmelden. „Das hat es mir emotional leichter gemacht, den Wechsel nach Hamburg zu vollziehen“, sagt er.

Saggau bricht sich das linke Handgelenk

Bei den Crocodiles anzukommen, das war dagegen gar nicht so leicht. Im dritten Saisonspiel Ende September in Halle brach sich der Linkshänder das linke Handgelenk. „Zum Glück war es ein glatter Bruch, ich konnte schon nach einer Woche dank eines Spezialgipses wieder am PC arbeiten“, sagt er. Die Sportpause dagegen war deutlich länger. Erst Mitte November stand Saggau wieder auf dem Eis – und sorgte mit seinem Treffer in der Verlängerung für den 5:4-Sieg gegen Herne. „Jedes sportliche Erfolgerlebnis bringt Selbstvertrauen. Für mich war das ein Comeback nach Maß“, sagt er.

Seitdem versucht der Routinier, seine Ruhe und seine Erfahrung auf das junge Team von Cheftrainer Jacek Plachta zu übertragen. Persönliche Statistiken sind ihm nicht mehr wichtig, „es zählt nur, dass wir als Team in die richtige Richtung marschieren. Wenn ich mit Toren dazu beitragen kann, freut mich das.“

Fünf Siege aus den vergangenen sechs Spielen, zuletzt ein 5:4 beim Tabellenzweiten Hannover Scorpions, deuten darauf hin, dass die Richtung stimmt. An diesem Wochenende soll beim Vorletzten Harzer Falken Braunlage (Fr., 20 Uhr) und gegen den Tabellennachbarn Rostock Piranhas (So., 16 Uhr, Eisland Farmsen) nachgelegt werden.

Das Potenzial dazu, sich in den Top sechs festzusetzen, sieht Saggau in seinem neuen Team. Selbst der schmale Kader macht ihm keine Sorgen. „Wir müssen eben jetzt so viele Punkte wie möglich sammeln, damit wir am Ende, wenn es personell dünner werden sollte, nicht unter Druck geraten“, sagt er. Klingt nach dem Plan eines Projekt- und Prozessmanagers...