Hamburg. Ex-Motocrosser Dustin Puschmann fährt bei den deutschen Enduro-Meisterschaften – querfeldein und manchmal auch durch Flüsse.
Dustin Puschmann ist ein Vollblutsportler. Deshalb ist er aus der Innenstadt nach Bergedorf gezogen. Rennrad fahren, am Deich laufen, in der Elbe paddeln – viele Stunden Bewegung gehören zu seinem Alltag. Ausdauer für die Fahrten auf einer Enduro – jene hochrädrige Motorräder, mit denen man in fast jedem Gelände fahren kann.
Um sechs Uhr morgens startet der 29-jährige Hamburger mit Sport. Um acht Uhr beginnt der Online-Produktentwickler der RTL-Gruppe seinen Acht-Stunden-Job in Hamburg. Danach wird wieder Sport gemacht – und das Tag für Tag. Doch die Qual hat für Puschmann einen Sinn: Adrenalin. „Ich brauche das – selbst wenn ich zum 30. Mal am Tag aufs Motorrad steige, geht mein Puls immer noch hoch.“ Wenn er sich an einem Renn-Wochenende ausgepowert hat, ist er bereit für die nächste Arbeitswoche.
Enduro-Rennen in Zschopau
An diesem Sonnabend ist es wieder so weit. Im sächsischen Zschopau findet das letzte Enduro-Rennen dieser Saison statt. Es geht um die deutsche Meisterschaft. Zwar steht mit Lokalmatador Edward Hübner (Team Sturm Zschopau) in der Klasse E2 der mutmaßliche Sieger bereits fest. Doch Puschmann, Newcomer der Szene (er versucht sich erst seit drei Jahren in dieser Sportart) und derzeit nur im Mittelfeld platziert, will noch ein paar Punkte gutmachen.
Mit dem Virus hat er sich mit sieben Jahren infiziert. Vater Dirk fuhr Motocross, nahm den Sohn mit – und schon war es um ihn geschehen. „Ich durfte auf einer Kindermaschine mitfahren. Danach habe ich von nichts anderem mehr geredet als vom Motorradfahren. Sogar in der Sandkiste habe ich mit kleinen Motorrädern Motocross-Strecken nachgebaut“, erzählt Puschmann. „Dann hat mir der Weihnachtsmann mein erstes kleines Motorrad geschenkt.“
Fast 20 Jahre lang bestimmte der Motocross Puschmanns Leben
Die Yamaha PW 50 mit drei PS war seine erste Maschine. Die erste von vielen. Die Teilnahme an Meisterschaften war die logische Folge. Fast 20 Jahre lang bestimmte der Motocross sein Leben. Rennen fahren war sein Ding. Ein harter Sport. Nicht selten kam Puschmann mit Knochenbrüchen, ausgerenkten Wirbeln oder gerissenen Muskeln nach Hause. „Meine Mutter musste sich oft anhören, wie es sein kann, dass ihr Sohn so einen gefährlichen Sport betreibt. Sie hat selbst Angst um mich, aber sie unterstützt mich immer“, erklärt er. Eine Verletzung an der Schulter zwang ihn zu einer längeren Pause. Als Folge suchte er sich 2016 eine etwas weniger gefährliche Variante aus: Enduro – die Marathon-Disziplin.
Je nach Anforderungsprofil der Rennen wird in mehreren Etappen durch enge Straßen, Steinfelder, über Baumstämme oder durch alte Fabrikgelände gefahren – in einer Zeit von sechs bis sieben Stunden. „Im Enduro muss man taktieren können. Das richtige Einschätzen, wie schnell man auf welchem Streckenabschnitt fährt, kann entscheidend sein“, sagt Puschmann. Auch Sonderprüfungen gehören dazu. Gleich in seinem zweiten Jahr gewann er die norddeutsche Meisterschaft, den ADAC-Cup und den deutschen Enduro-Pokal mit der Mannschaft. Weil er mehr wollte, besorgte er sich die Lizenz für die erste Liga, startet seit diesem Jahr bei den deutschen Meisterschaften.
Eine Saison kostet bis zu 25.000 Euro
Die Kosten sind allerdings immens. Mithilfe von Sponsoren, seinen Eltern und dem eigenen Verdienst kann er sich die Teilnahme leisten. 20.000 bis 25.000 Euro kostet eine Saison. Viel Geld für ein Hobby. Wer eine Maschine benötigt, zahlt noch mal rund 12.000 Euro drauf. Puschmann hat das Glück, ein professionelles Team zu haben. Er fährt für das Team KTM GST Berlin. Sein Motorrad stellt der Händler aus der Hauptstadt und übernimmt auch alle größeren Reparaturen.
Für alles andere ist Vater Dirk da. Aber der 52-jährige Handwerker ist mehr als nur der Mechaniker. „Er ist mein Vorbild und meine wichtigste Bezugsperson. Auch wenn er mein Gesicht durch den Helm nicht sieht, weiß er immer, wie ich mich fühle.“
2019 wird für Puschmann ein wichtiges Jahr – ein Gradmesser für seine sportliche Zukunft. „In dieser Saison musste ich mich erst einmal zurechtfinden“, sagt er. „Im nächsten Jahr wird sich zeigen, wie gut ich wirklich bin.“