Stuttgart. Nach seinem erneuten Sprung auf Platz eins der Weltrangliste sichert sich Federer seinen 98. ATP-Titel. Nun kommt Wimbledon.
Euphorisch zeigte Roger Federernach der Rückkehr an die Weltranglistenspitze und dem Premieren-Titel in Stuttgart mit dem Daumen nach oben. Gedanken ans Karriere-Ende schob er nach seinem famosen Comeback auf der Tennis-Tour von sich. „Es ist schön, noch Ziele zu haben. Ich spiele für mein Leben gern Tennis“, sagte der glückliche Topstar am Sonntag. „Wenn ich nur noch erste Runde verlieren würde, wäre es besser, aufzuhören, aber es läuft ja gut.“
Mit dem 6:4, 7:6 (7:3) gegen den früheren Wimbledonfinalisten Milos Raonic endete die erste Standortbestimmung nach seiner mehr als zweimonatigen freiwilligen Auszeit mit dem Maximum. Einen Tag nach seinem erneuten Sprung auf Platz eins rundete der verdiente Finalerfolg seine dritte Teilnahme „perfekt“ ab.
Federer: "Ich habe hart gekämpft"
Seine Strategie mit dem Turnier-Verzicht auf Sand scheint sich wieder auszuzahlen. „Es hat mich riesig gefreut, dass ich hier endlich gewinnen konnte. Es ist ein wunderbares Gefühl, ich habe hart gekämpft. Wenn man es endlich schafft, ist die Freude umso größer“, sagte Federer.
Auch wenn der Baseler zwei Wochen vor Wimbledon auch gegen Raonic noch nicht seine Topform erreichte - der Rasen-Liebhaber hat sich rechtzeitig vor seinem Saison-Höhepunkt in London eindrucksvoll zurückgemeldet.
Entspannt begegnete Federer der langen Schlange an Gratulanten. Auch Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes nahm er in die Arme, ehe er sich mit dem Pokal in den Händen strahlend vor das Siegerauto kniete. Das Fahrzeug war für den Tennis-Star mit deutlich mehr als 100 Millionen Dollar gewonnenem Preisgeld ebenso wie der Scheck über 177.030 Euro eine nette Nebensache.
Federer beeindruckte phasenweise mit Returns
In einem unterhaltsamen Endspiel gegen den Kanadier war Federer der konstantere Spieler und beeindruckte phasenweise mit seinen Returns. Mit seinem 98. Titel nähert er sich auch weiter der Bestmarke von Jimmy Connors an (109). Länger spielen, um Connors zu überbieten, will Federer nicht. 100 Titel hat er sich als Ziel gesetzt.
Am Montag geht er in seine 310. Woche als Nummer eins. „Das ist das Nonplusultra auf der Tour“, hatte Federer am Samstag gesagt, als er mit goldenen Luftballons in Form von Einsen seine Rückkehr an die Spitze feierte. Es war eine gute Portion Drama beim 6:7 (2:7), 6:2, 7:6 (7:5) im Halbfinale gegen den Australier Nick Kyrgios dabei.
Der achtmalige Wimbledonsieger muss aufpassen, nicht nach nur einer Woche wieder hinter den Spanier Rafael Nadal zurückfallen. Nur mit der erfolgreichen Titelverteidigung im westfälischen Halle behält der Rekord-Grand-Slam-Sieger seinen Status. Nur dann startet er als Branchenbester beim Turnier in Wimbledon, das am 2. Juli beginnt.
Noch am Sonntag wollte Federer zurück in die Schweiz fahren. Kurz heim zu seiner Frau Mirka, den Zwillings-Mädchen Charlene Riva und Myla Rose (9) und den Brüdern Leo und Lenny (4). Schon am Montagmittag allerdings ist sein erster offizieller Termin in Halle angesetzt. „Ich habe lange genug Pause gehabt. Jetzt muss ich ein bisschen arbeiten. Das gefällt mir“, sagte Federer schmunzelnd. Wie lange er überhaupt noch spielt, will er auch von seiner Familie abhängig machen. Noch sieht sich der Rekord-Grand-Slam-Sieger aber nicht am Ende seines außergewöhnlichen Erfolgswegs.