Hamburg. 17 Radsportler starten beim „Rookie-Programm“ des Hamburger Verbands. Das Hamburger Abendblatt begleitet sie.

Der Regen prasselte in einer Intensität auf das Zeltdach über der Rennbahn an der Hagenbeckstraße, dass Alexander Böker fast schreien musste, um sich verständlich zu machen. Der Laune unter den 17 Radsportlern, die sich zum ersten „Rookie-Programm“ in der Geschichte der Cyclassics angemeldet hatten und nun der Begrüßung des Vizepräsidenten Leistungssport des Hamburger Radsportverbands (HRV) zuhörten, tat das Gewitter keinen Abbruch. Die sechs weiblichen und elf männlichen Rennanfänger, so viel wurde schnell deutlich, brennen darauf, innerhalb der kommenden zwölf Wochen bis zum Rennwochenende (18./19. August) umfassend auf ihre erste Teilnahme am Jedermann-Wettbewerb des größten deutschen Radsportereignisses vorbereitet zu werden.

In Kooperation mit Veranstalter Ironman Germany hatte der HRV das Programm konzipiert, um mehr Menschen für Radrennen zu begeistern und gleichzeitig für die Sicherheit zu sensibilisieren. Zu viel Ehrgeiz gepaart mit zu wenig Fachkenntnis führte in den vergangenen Jahren immer wieder zu Stürzen, die insbesondere Frauen von der Cyclassics-Teilnahme abschrecken. Nur 17 Prozent der Starter waren 2017 weiblich. Um das zu ändern und Neuanmeldern zu ausreichend Fachkenntnis zu verhelfen, hat der HRV Alexander Jermolow als Cheftrainer für die „Rookies“ verpflichtet.

Physiotherapeut und Lehrrettungssanitäter

Der 35-Jährige ist nicht nur aktiver Sportler und zertifizierter Coach, sondern auch Physiotherapeut und Lehrrettungssanitäter. Dass er nun 17 Anfänger mit divergierender Vorkenntnis und Zielsetzung unter einen Hut bringen muss, stört ihn nicht. „Ich sehe nach zwei Einheiten, wer auf welchem Stand ist, dann werden wir gemeinsam unsere Ziele erreichen. Außerdem habe ich Assistenzcoaches, um die Gruppe auch mal aufteilen zu können“, sagt er. Welche der Distanzen (60, 100 160 Kilometer) gefahren werden, wird erst während des Trainingscamps festgelegt.

Drei wöchentliche Einheiten sind geplant. Theorie in Technik und Taktik sowie praktische Athletikübungen werden in der gesamten Gruppe absolviert, Ausfahrten können in kleineren Einheiten auf den individuellen Stand der Teilnehmer zugeschnitten werden. 249 Euro kostet das „Rookie-Programm“, darin ist ein Startplatz für die gewünschte Distanz enthalten. Die jüngste Teilnehmerin ist 19 Jahre alt, Andreas Lenz ist mit 57 Jahren der Älteste. Um die Fortschritte und Lerninhalte zu dokumentieren, begleitet das Abendblatt den Elektroingenieur und die Intensiv-Krankenschwester Rebecca Fiege (34) auf ihrem Weg zur Rennreife.

Gesundheit auf Vordermann bringen

Lenz war, bevor er zuletzt 20 Jahre lang im Ausland arbeitete, aktiver Radsportler und Fahrradkurier in Berlin. „Nun will ich wieder auf den aktuellen Stand kommen und außerdem die 20 Kilo loswerden, die ich zugenommen habe, um meine Gesundheit auf Vordermann zu bringen“, erklärt er seine Teilnahme. Fiege fährt, angetrieben von einer Freundin, die 2017 einen Ironman-Triathlon absolvierte, erst seit einem Jahr Rad. „Für mich ist die Geschwindigkeit wie eine Droge. Ich will meine Leistung steigern und lernen, wie man kontrolliert Rennen fährt.“

In dieser Woche wird sie erstmals Gelegenheit dazu bekommen. Am Mittwoch ist ein Materialcheck mit Sitzprobe geplant, am Freitag ein Gesundheitstest. Die erste praktische Einheit haben die Teilnehmer bereits hinter sich. Am vergangenen Sonnabend ging es 35 Kilometer am Deich in Richtung Ochsenwerder – Übungen zum Fahren in der Gruppe und im Windschatten sowie eine Reifenpanne am Rad des Trainers inklusive. Dass auch dabei der Regen prasselte, störte niemanden. Sonntag, wenn die zweite Ausfahrt ansteht, soll die Sonne scheinen.