Hamburg. Zum 60. Geburtstag des Deutschen Dressurderbys bieten die ehemaligen Sieger Kathleen und Dolf Keller am Sonntag ein Pas de deux.
Dieser Anruf? Ja, ein wenig geschockt war Dolf-Dietram Keller schon, als er vor einigen Wochen Volker Wulffs telefonisch vorgetragene Bitte hörte. Ob er nicht zum 60. Geburtstag des Deutschen Dressurderbys für das Party-Highlight sorgen und mit seiner Tochter Kathleen ein Pas de deux auf dem großen Derbyplatz vorführen könne, fragte der Derbychef. Dolf Keller, 62 Jahre alt und 2003 Sieger des prestigeträchtigsten nationalen Dressurreitwettbewerbs in Klein Flottbek, musste abwägen. Einerseits ehrte ihn die Anfrage, andererseits fehlte ihm die in seinen Augen notwendige körperliche Verfassung. Als selbstständiger Trainer reist er zwar um die Welt, kann aber keine regelmäßige Reitpraxis vorweisen.
Also sagte er zunächst ab, besann sich, besprach sich mit seiner Tochter – und gab schließlich doch seine Zusage. Und deshalb werden die Kellers nun an diesem Sonntag gegen 13.50 Uhr im Rahmen des Derbyfinales Seite an Seite auf den Springplatz reiten, um ihre Kunst dem großen Publikum zu präsentieren. „Für mich ist das eine Riesenehre, ich freue mich sehr, das machen zu dürfen“, sagt Kathleen Keller, die als Berufsreiterin sofort ihre Zusage gegeben hatte.
Derbychef Wulff fühlt sich geehrt
Und da die 28-Jährige 2011 als jüngste Starterin ebenfalls das Derby gewinnen konnte, fühlt sich Derbychef Wulff ebenso geehrt von der Zusage des Duos. Immerhin konnten sich in der 60-jährigen Geschichte des Wettbewerbs nur zwei weitere Familien – Karin und Herbert Rehbein sowie die Theodorescus Inge und George samt Tochter Monica – in die Siegerliste eintragen.
Nachdem sie sich für den gemeinsamen Start entschieden hatten, galt es die Frage nach der optimalen Vorbereitung zu beantworten. Da beide viel reisen und Kathleen Ende des vergangenen Jahres den Hof der Familie in Luhmühlen verlassen hatte und mit 18 Pferden auf den Etzer Hof in Appen (Kreis Pinneberg) umgesiedelt war, gab es für gemeinsame Trainingseinheiten kaum Gelegenheit. Diese wären jedoch auch kaum zielführend gewesen. „Wir reiten auf dem Springplatz auf Rasen, zwischen den Hindernissen und auf deutlich engerem Raum. So etwas kann man nicht improvisieren“, sagt Dolf Keller.
Ungewohnte Umgebung für die Pferde
Also werden sie sich im Verlauf der Derbywoche in Klein Flottbek, die an diesem Mittwoch startet, Zeit nehmen, um ein Programm einzuüben. Vor allem aber, um zu testen, welche Pferde sich auf die ungewohnte Umgebung am besten einstellen können. „Wir entscheiden kurzfristig, welche Pferde wir reiten“, sagt Kathleen Keller. „Und wir werden sicherlich auch für den Auftritt viel Spontaneität benötigen.“ Schrecken tut das keinen der beiden, „wir wissen ja beide, wie man reitet“, sagt der Vater, der mit seinem trockenen Humor die perfekte Einstellung für ein solches Showevent mitbringt.
„Die Leute werden auf jeden Fall Spaß haben. Wenn alles passt, wird es schön. Wenn ich vom Pferd falle, wird es lustig“, sagt er. Natürlich wird Dolf Keller nicht vom Pferd fallen, er kokettiert gern mit seiner Fitness. Dass das Fachmagazin „St. Georg“ schrieb, er wolle für das Event 25 Kilogramm abnehmen, um in seinen Frack zu passen, hat ihn sehr amüsiert. Wer ihn sieht, kann sich nicht einmal vorstellen, wo er fünf Kilo abnehmen könnte.
„Eine Gelegenheit, die nicht wiederkommt“
Außerdem ist das Pas de deux für die Kellers keine Premiere. Vor 15 Jahren starteten sie in Braunschweig schon einmal gemeinsam. „Das war total aufregend, ich wusste gar nicht, was auf mich zukommt, es hat aber sehr viel Spaß gemacht. Jetzt schließt sich der Kreis“, sagt Kathleen Keller, und ihr Vater sieht es genauso. „Das ist eine Gelegenheit, die nicht wiederkommt“, sagt er. Und ist glücklich darüber, dass er nach dem ersten Schock doch zugesagt hat.