Manager Heidel weist die Anschuldigungen des Fußballers energisch zurück und betont, der Verein habe Meyer sehr gut behandelt.
Gelsenkirchen. Die verbale Schlammschlacht zwischen Max Meyer und Schalke 04 kulminiert nicht ganz unerwartet in der Suspendierung des Nationalspielers. Der 22-Jährige wurde nach seinen Mobbingvorwürfen vom Training freigestellt und wird den Fußball-Bundesligisten im denkbar größten Unfrieden ablösefrei verlassen. Meyer stößt mit der öffentlich geäußerten Bewertung seiner persönlichen Situation auf größtes Unverständnis bei seinem Noch-Arbeitgeber.
Schalke-Sportvorstand Christian Heidel reagierte am Montagabend im TV-Sender Sky verärgert auf Meyers Äußerungen in der „Bild“-Zeitung. „Ich finde es schon sehr mutig, sich als Mobbingopfer zu bezeichnen, wenn man weiß, wie es Mobbingopfern wirklich geht. Da einen Vergleich zu ziehen, ist für mich an den Haaren herbeigezogen“, sagte Heidel. Er wisse „bis zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht, was in Max Meyer vorgeht“.
Der Mittelfeldspieler hatte heftige Kritik an Heidel, Trainer Domenico Tedesco und auch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies geübt. „Ich wollte einfach nicht mehr bei Schalke bleiben und unter Herrn Heidel arbeiten. Darum geht es“, hatte der Nationalspieler seine Gründe erläutert, mehrere Angebote zur Vertragsverlängerung ausgeschlagen zu haben und dem Verein nach neun Jahren den Rücken zu kehren.
Meyer lehnte 5,5-Millionen-Gage ab
„In letzter Zeit fühlt sich das für mich alles nur noch wie Mobbing an“, hatte der U21-Europameister und Olympia-Silbermedaillengewinner in einer Art Generalabrechnung wissen lassen. Heidel konterte: „Wir haben ihn hundert Prozent korrekt behandelt. Wir haben ihn sehr, sehr gut behandelt.“ Außerdem sei Meyers Einlassung, er, Heidel, habe den Spieler ohnehin nicht gewollt, „absolut an den Haaren herbeigezogen“.
Die Reaktion auf Meyers Interview ließ nicht lange auf sich warten: Das Training mit den Profis ist für ihn gestrichen, zu Spieleinsätzen wird es nicht mehr kommen. Das wollte Heidel dem gebürtigen Oberhausener am Montag eigentlich persönlich mitteilen. „Aber Max wollte nicht reden“, sagte der Schalker Manager und betonte mit Blick auf die Phase vor der jetzigen Schlammschlacht: „Es gab zwischen uns beiden kein böses Gespräch. Offener, als wir mit Max Meyer umgegangen sind, kann man nicht umgehen.“
Was nun aus Meyer wird, ist noch nicht klar. Ihm sollen Anfragen vorliegen: eine von RB Leipzig, vier aus dem Ausland. Mit hoher Wahrscheinlichkeit steht ein Engagement in der englischen Premier League bevor. Die Schalker sollen ihm zuletzt ein auf 5,5 Millionen Euro erhöhtes Jahressalär geboten haben. Doch Meyer und sein Berater Roger Wittmann lehnten das ab. Heidel: „Ich bedauere das zutiefst. Wir haben nichts anderes gemacht, als die Absagen von Max Meyer und seinem Berater zu akzeptieren.“ Eine Frage warf Heidel bei Sky noch in den Raum: „Wer spielt da mit schlechten Karten?“
Fans verzichten auf Unmutsäußerungen
Zuvor hatten die Schalker öffentlich erklärt, dass weder Heidel im Sommer 2016 noch Trainer Tedesco im Juli 2017 Meyer aufgefordert hätten, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Der Chefcoach machte ihn stattdessen auf einer neuen Rolle im defensiven zentralen Mittelfeld zum Stammspieler und setzte ihn in dieser Saison in 28 von 37 Pflichtbegegnungen ein.
Die Übungseinheit am Tag nach dem Eklat ließ erkennen, dass Champions-League-Anwärter Schalke schnell zur Tagesordnung übergehen möchte: Meyer war nicht da. Etwa 200 Fans verfolgten das Training, Unmutsäußerungen blieben aus.