Liverpool. Schwere Ausschreitungen überschatten Salah-Gala. Klopp schwärmt von seinem Team: “Es war ein geiles Spiel. Wahnsinn, überragend.“

Jürgen Klopp kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Es war ein geiles Spiel. Wahnsinn, überragend", sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem fulminanten 5:2 (2:0) gegen den AS Rom im Halbfinal-Hinspiel der Champions League. "Geil, geil", jubelte er bei Sky, "das ist ein fantastisches Ergebnis."

Auch Jürgen Klopp diskutierte mit seinem deutschen Torhüter Loris Karius die beiden späten Gegentreffer gegen die Roma
Auch Jürgen Klopp diskutierte mit seinem deutschen Torhüter Loris Karius die beiden späten Gegentreffer gegen die Roma © Imago/PA Images

Die späten Gegentore nach der 5:0-Führung bereiteten Klopp keine größeren Kopfschmerzen. "Wir haben den Gegner wirklich beherrscht. Es war ein geiles Spiel. Die Jungs vorne waren nicht zu verteidigen. Es hat alles gepasst", sagte er, "leider haben wir uns am Ende noch zwei Brocken in den Weg gelegt." Die zugelassene Ergebniskosmetik war auch in den englischen Medien ein Thema. Das Boulevard-Blatt "The Sun" ging vor diesem Hintergrund besonders hart mit den "Reds" ins Gericht und schrieb von einer "lächerlichen Liverpool-Leistung".

Pressestimmen zu Liverpool gegen Rom

The Sun (England)

"Es wird Zweifel und Vorwürfe geben – und das zu Recht –, nachdem Rom im Anfield Stadium zwei Tore geschenkt wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Liverpool fünfmal getroffen und ist Rom im Hinspiel davongelaufen, weil Salah Höchstleistung zeigte. Er traf zweimal und legte zwei auf in einer bemerkenswerten – und ehrlich gesagt lächerlichen – Liverpool-Leistung. Als Salah ersetzt wurde, verlor Liverpool den Rhythmus."

The Mirror (England)

"Mo Salah zeigte eine der besten Leistungen auf europäischer Ebene überhaupt und brachte Liverpool in Reichweite des Champions-League-Finals. Aber ein unwahrscheinliches Comeback der Roma, die zwei späte Tore schoss, lässt die Italiener von einem weiteren unmöglichen Ergebnis in der Ewigen Stadt in der kommenden Woche träumen."

The Independent (England)

"Eine Meisterleistung von Mohamed Salah hilft Liverpool, die Roma zu demolieren und einen Fuß ins Champions-League-Finale zu setzen. Salah tut es schon wieder und sogar noch auf einem höheren Level, aber nach dem Ende des Spiels bleibt die Frage, ob Rom es noch einmal tun kann."

Gazzetta dello Sport (Italien)

"AS Rom k.o. Jetzt ist wieder ein Wunder notwendig. Die Römer haben gegen Liverpool ein langes Massaker erlitten, eine Hölle, eine Agonie ohne Ende. Die Römer sind wörtlich im Bann ihres Ex-Teamkollegen Salah, der wie ein Teufel spielt und den niemand bremsen kann."

Corriere dello Sport (Italien)

"Salah demütigt seine Ex-Mannschaft und verteilt Hiebe ohne Gnade. Die Reds erteilen den Römern in Anfield eine Fußball-Lehrstunde. Zu stark sind die Gegner, zu groß ist die Überlegenheit von Klopps Mannschaft gegenüber den Römern, die vor dem spektakulären Spiel Salahs mit unglaublichem Pressing zusammenbricht."

Tuttosport (Italien)

"Goldener Salah in Liverpool. Mit zwei Toren und zwei Assists versenkt er die Römer, die sich nur in den letzten Minuten aufraffen und zwei Tore schaffen. Der Ägypter wird zum Albtraum für seine Ex-Teamkollegen. Zu siegeshungrig ist Liverpool, zu schwach sind die Römer vom taktischen und psychologischen Standpunkt. Klopp erteilt eine Fußball-Lehrstunde mithilfe eines Salah in Topform. Der Ägypter überrollt gnadenlos seine Vergangenheit und bringt die Reds dem Finalmatch näher."

La Repubblica (Italien)

"Liverpools Salah verdient den Titel des besten Fußballers des Jahres. Bei Liverpool zählt Salah wie Messi bei Barcelona, vielleicht sogar noch mehr. Dabei hatte Rom den Ägypter für 42 Millionen Euro an Liverpool fast verschleudert. Salah kennt die Schwachpunkte seiner Ex-Mannschaft bestens. Wie gegen Barca muss AS Rom jetzt beim Rückspiel einen 3:0-Sieg schaffen. Liverpools Abwehr ist nicht exzellent, die Römer können noch vom Erfolg träumen."

Corriere della Sera (Italien)

"Salah und Firmino sind ein tödliches Duo für Roms Abwehr. Salah schafft zwei Tore, die einfach zwei Kunstwerke sind. Er ist der Herr des Spiels. Rom verliert sich in einem Irrgarten und kapituliert vor dem Ägypter, der den Goldenen Ball verdient."

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Klopp: "Wir sind nicht Barcelona"

Dennoch geht der frühere Trainer von Borussia Dortmund angriffslustig in das Rückspiel am kommenden Mittwoch. "Rom muss jetzt gewinnen. Irgendwie. Und wir sind nicht Barcelona", betonte er. Der FC Barcelona war nach einem 4:1-Sieg im Viertelfinal-Hinspiel gegen die Roma durch ein 0:3 noch ausgeschieden. "Wir werden auch da nach vorne spielen", kündigte Klopp an, "irgendwer muss ja anfangen, in Rom mal Tore zu schießen."

Oxlade-Chamberlain fällt wohl aus

Neben den beiden Gegentreffern gibt es für Klopp aber eine wahre Hiobsbotschaft, denn Alex Oxlade-Chamberlain wird im Rückspiel und wahrscheinlich viele Wochen darüber hinaus nicht dabei sein. "Das sieht gar nicht gut aus. Das wird in dieser Saison nichts mehr. Eine Katastrophe", sagte Klopp sichtlich bewegt. Offenbar erlitt Oxlade-Chamberlain, den Englands Teammanager Gareth Southgate fest für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) eingeplant hat, bei einem Zweikampf eine Knieverletzung.

Klopp wird für Salah-Auswechslung kritisiert

Jürgen Klopp nahm Mo Salah vergleichsweise früh aus dem Spiel
Jürgen Klopp nahm Mo Salah vergleichsweise früh aus dem Spiel © PA/Images

Leise Kritik an Klopp gab es für die vergleichsweise frühe Auswechslung des überragenden Mohamed Salah. Der Ägypter, gerade erst zu Englands Fußballer des Jahres gewählt, war nach je zwei Toren und Vorlagen in der 75. Minute beim Stand von 5:0 vom Feld genommen worden. "Wenn jemand behaupten möchte, es sei mein Fehler, dass wir deshalb noch zwei Tore kassiert haben, habe ich kein Problem damit", sagte Klopp. Er habe Salah letztlich schonen wollen. "Ich kann nicht nur an dieses eine Spiel denken", sagte Klopp.

Fans wegen versuchten Mordes festgenommen

Derweil legten auch brutale Ausschreitungen zwischen englischen und italienischen Fans einen Schatten über das Spiel. Ein 53-jähriger Mann aus Irland wurde dabei schwer verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Sein Zustand galt nach Informationen des Senders BBC als kritisch.

Zwei Italiener wurden von der Polizei wegen versuchten Mordes festgenommen. Der FC Liverpool zeigte sich „schockiert und entsetzt“ und bot seine volle Unterstützung an: „Unsere Gedanken sind beim Opfer und seiner Familie.“ Die Roma kritisierte das „abscheuliche“ Verhalten einer Minderheit von Fans, die „Schande über den Club bringen“.

In einem Video ist zu sehen, wie vor dem Anpfiff der Halbfinal-Begegnung in schwarz gekleidete Männer vor dem Stadion an der Anfield Road auf einen Mann einschlagen. Nach Berichten englischer Medien seien auch Hämmer und Messer zum Einsatz gekommen.

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Uefa veröffentlicht Stellungnahme

„Wir glauben, dass das Opfer mit seinem Bruder in Liverpool war, um das Halbfinale anzuschauen und bei einer Auseinandersetzung zwischen Roma- und Liverpool-Fans in der Nähe des Albert Pubs angegriffen wurde“, erklärte Detective-Inspector Paul Speigh in einer Polizei-Mitteilung.

Vor dem Spiel waren Fans auch auf Polizei-Wegen geklettert und hatten Bengalos gezündet. Auch die Uefa veröffentlichte am Mittwoch eine Stellungnahme. „Für die Täter dieses schändlichen Angriffs ist kein Platz im und um den Fußball“, teilte der Verband mit. „Wir vertrauen darauf, dass die Behörden mit äußerste Härte dagegen vorgehen.“

Ausschreitungen schon im Viertelfinale

Liverpool bot unterdessen seine Unterstützung für die Familie des Schwerverletzten an. „Die Gedanken und Gebete des Clubs sind jetzt bei dem 53 Jahre alten Fan im Krankenhaus und bei seiner Familie.“

Bereits vor dem Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City waren Liverpool-Anhänger negativ aufgefallen, als der Mannschaftsbus der Gäste auf dem Weg an die Anfield Road mit Flaschen, Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen attackiert wurde.