Hamburg.
Routine? Nein, wehrt Martyna Trajdos ab, keinesfalls sei die Teilnahme an einer Europameisterschaft für sie eine lästige Pflichterfüllung. Auch wenn sie an diesem Freitag in Israels Metropole Tel Aviv bereits zum sechsten Mal für Deutschland bei kontinentalen Titelkämpfen auf die Matte geht und eine WM-Medaille ihr größtes Ziel ist, will Hamburgs beste Judoka die Bedeutung des Turniers nicht kleinreden. „Neben der WM im September in Baku ist die EM der zweite Saisonhöhepunkt, ich freue mich riesig darauf“, sagt die 29-Jährige, die seit einigen Jahren in Köln lebt und trainiert, aber noch immer für ihren Heimatverein Eimsbütteler TV („Herzensangelegenheit“) startet.
Gerade in ihrer Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm sind Europameisterschaften fast genauso hochwertig wie Welttitelkämpfe. Aus den Top acht der Weltrangliste, in der die in Polen geborene Trajdos den siebten Rang belegt, fehlen in Tel Aviv lediglich die Japanerinnen Miku Tashiro (3.) und Nami Nabekura (4.). „Insofern ist die EM mehr als eine Standortbestimmung, sie ist für mich ein ganz wichtiges Turnier“, sagt die deutsche Meisterin, die ihren letzten Wettkampf vor gut einem Monat beim Grand-Slam-Turnier im russischen Jekaterinburg bestritt, wo sie Fünfte wurde.
Ursprünglich wollte der Deutsche Judo-Bund mit getrennten Teams zur EM und WM reisen. Aber weil Trajdos wegen eines Fieberinfekts den Heim-Grand-Slam in Düsseldorf Ende Februar verpasste, darf sie als Doppelstarterin zweimal um Medaillen kämpfen. „Natürlich steht die WM im Fokus, zumal es dort auch schon um Punkte für die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio geht“, sagt sie. Baku als Austragungsort ist ein gutes Omen, immerhin gelang ihr in der Hauptstadt Aserbaidschans 2015 ihr bislang einziger EM-Triumph.
Aber ein Turnier in Israel zu bestreiten, wo sie noch nie war, sei ein zusätzlicher Anreiz. „Wir kommen im Judo ja selten in Länder, die wir nicht kennen. Der Sport hat dort einen hohen Stellenwert, ich habe nur Positives über das Land und die Leute gehört“, sagt sie. Am Freitag kann Martyna Trajdos nun dafür sorgen, dass die Leute in Tel Aviv auch nur positiv über sie reden.