Hamburg. Supermittelgewichtsweltmeister Tyron Zeuge verteidigt am Sonnabend in Wilhelmsburg seinen WBA-Titel gegen Isaac Ekpo.
Er hat die größten Boxbühnen bespielt. Nun, mit 86 Jahren, ist US-Starpromoter Don King ein Auslaufmodell, selbst in Amerika hört ihm kaum noch jemand zu. Aber das hindert den treuen Trump-Fan, der noch immer zwischen grenzdebil und genial hin- und herschwankt, nicht, seine Wahrheiten in die Welt zu schreien, auch wenn die Bühnen kleiner und die Kämpfe bedeutungsloser geworden sind. Und so sitzt der Mann mit der lichter gewordenen Starkstromfrisur am Dienstagmittag im Restaurant „La Madera“ in Sasel, winkt mit dem obligatorischen Bündel Fähnchen, das er überall mit herumträgt, und tut das, was er immer schon am besten konnte: marktschreien.
Nicht weniger als den „Rückkampf des Jahrzehnts“ würden die Fans geboten bekommen, wenn in der edel-optics.de-Arena in Wilhelmsburg der Berliner Supermittelgewichtsweltmeister Tyron Zeuge (25) seinen WBA-Titel gegen den von King promoteten Nigerianer Isaac Ekpo (35) aufs Spiel setzt (Sa., 23 Uhr/Sport 1). Wer das erste Duell der beiden vor einem Jahr in Potsdam sah, kann sich nur schütteln vor Grausen in Erinnerung an ein unansehnliches und vonseiten Ekpos höchst unsauberes Geschiebe im Ring. Der Abbruch in Runde fünf wegen eines durch unabsichtlichen Kopfstoß von Ekpo verursachten Cuts war eine Erlösung für alle Zuschauer.
Ekpo kündigt K.-o.-Sieg an
Dass es in der Revanche besser werden wird, die der Weltverband WBA nach dem von King infrage gestellten einstimmigen Punktsieg für Zeuge anordnete, davon sind beide Protagonisten überzeugt. Ekpo sagte, als er in einer Atempause seines Promoters kurz zu Wort kam, er wolle nicht mehr zurückschauen. „Ich bin ein anderer Boxer und werde mir den Titel holen. Und da ich mich nicht auf die Punktrichter verlassen will, wird es einen K.-o.-Sieg geben“, kündigte der in den USA trainierende Afrikaner vollmundig an.
Jürgen Brähmer (39), Zeuges Cheftrainer, konnte da nur müde lächeln. „Ekpo hat eigentlich nichts, was Tyron gefährlich werden könnte. Ich gehe von einem deutlichen Sieg aus, wenn Tyron das umsetzt, was wir in der Vorbereitung geübt haben“, sagte der Schweriner. Sein in der kampffreien Zeit zu Undiszipliniertheiten auf dem Feld der Ernährung neigender Schützling habe großartig gearbeitet. Auch die Phase Ende des vergangenen Jahres, als Brähmer die Trainingsarbeit mit dem einzigen verbliebenen deutschen Profiboxweltmeister wegen Streitigkeiten mit Promoter Sauerland eingestellt hatte, sei ohne Nachwehen geblieben. „Für diese Vorbereitung hat alles gepasst“, sagte er.
Noch eine offene Rechnung mit Ekpo
Zeuge selbst hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass er noch eine Rechnung offen habe mit Ekpo („Der erste Kampf war extrem unsauber von ihm“). Er wisse, sagte er am Dienstag, was er besser machen müsse – und dass er bestens präpariert in den Kampf gehe. „Alles Weitere werdet ihr am Sonnabend sehen“, sagte er. Auch Don King wird gespannt hinschauen, dann wieder fähnchenschwenkend am Ring.