Hamburg. Verhandlungen über Sportfördervertrag zwischen HSB und Stadt für die Jahre 2019/2020 haben begonnen.
Es seien konstruktive Gespräche gewesen, Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD) sprach am Tag danach von „einem guten Auftakt“. Zwei Stunden saßen am Montagnachmittag Vertreter der Stadt und des organisierten Sports im Sportamt am Schopenstehl 15 in der Altstadt zusammen, um über den neuen Sportfördervertrag für die Jahre 2019/20 zu diskutieren.
Der Hamburger Sportbund (HSB) fordert eine Aufstockung der jährlichen städtischen Zuwendungen auf 13,6 Millionen Euro und damit gut zwei Millionen Euro mehr als bisher. Die aktuelle Finanzierung setzt sich aus dem Sportfördervertrag für 2017/18 (9,6 Millionen Euro) und einem ergänzenden Bürgerschaftsbeschluss (2,0 Millionen für 2017, 1,7 Millionen Euro für 2018) zusammen.
Verbände und Stadt gehen aufeinander zu
Hatten sich vor zwei Jahren die Verhandlungen über die laufenden Vereinbarungen gleich zu Beginn verhakt, HSB-Präsident Jürgen Mantell drohte öffentlich mit dem Platzen der Gespräche, scheinen sich die Partner diesmal von Anfang an aufeinander zubewegen zu wollen. „Die Sportverbände wissen, in welchen Bereichen wir uns eine Verstärkung unserer Hilfen vorstellen können“, sagte Holstein.
Appell: Vereine müssen Geldgeber suchen
Die HSB-Verhandlungsführer, die Vorstände Ralph Lehnert („Wir müssen angesichts wachsender Aufgaben handlungsfähig bleiben“) und Bernard Kössler sowie Fußball-Verbandspräsident Dirk Fischer hatten ihr Ansinnen detailliert aufgelistet. Das Sportamt will die Zahlen in den kommenden Wochen prüfen. Die nächste Gesprächsrunde ist für Ende Februar angesetzt. Was rechnerisch nachvollziehbar sei oder politisch vernünftig, könnte am Ende auch umgesetzt werden, sagt Holstein. Der Staatsrat wünscht sich aber, dass Vereine und Verbände selbst stärker als bisher bei Unternehmen und Geschäften in die Akquise gingen. Für bestimmte Projekte sei auch Crowdfunding ein schon von einigen Clubs erfolgreich erprobtes Modell.
Die Höhe der HSB-Forderungen hatte die Stadt in den vergangenen Monaten schon mal als realitätsfremd bezeichnet, dies auch angesichts der Tatsache, dass der HSB (525.000 Mitgliedschaften in 810 Clubs) mit dem Austritt des Vereins Sportspaß Ende 2016 rund 70.000 Mitglieder verloren hatte. Der Verwaltungsaufwand für Sportspaß sei jedoch gering gewesen, argumentiert der HSB. Sportspaß hatte im vergangenen Herbst bei der Stadt einen eigenen Antrag auf Sportförderung gestellt, der bislang nicht entschieden wurde.
„Wir können nicht zulassen, dass die Sportförderung zerfasert wird, dann geht die Kraft des Sports für die Gesellschaft verloren“, fürchtet HSB-Präsident Mantell. Die im HSB organisierten Vereine und Verbände unterstützten nicht nur die gesundheitlichen Aspekte der Bewegung, sie engagierten sich auch für Leistungssport, Jugendarbeit, Integration, Inklusion, Flüchtlingshilfe, seien Stadtteilzentren, eine Art Sozialstation für ihre Quartiere. Vor allem dafür beanspruchten sie staatliche Unterstützung. „Zudem wäre es ein fatales Signal an andere Großvereine, würde der Austritt aus dem HSB belohnt“, warnt Mantell. Sportspaß hatte den Sportbund verlassen, um Mitgliedsbeiträge an den HSB (2016: 131.000 Euro) und den Verband für Turnen und Freizeit zu sparen, und sich wiederholt beklagt, mehr Geld einzahlen zu müssen; als später zurückzuerhalten (2016: 110.000 Euro vom HSB).
Zuwendungen sollen höher werden
Als eine seiner Kernaufgaben betrachtet es der HSB weiterhin, den Neubau und die Sanierung vereinseigener Anlagen zu fördern. 250 Hamburger Clubs sind Besitzer von 380 Sportstätten und 1000 Einzelsportanlagen, die sich auf diesen befinden. „Für 2018 haben unsere Vereine Bauvorhaben mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro angezeigt“, sagt HSB-Vorstand Kössler. Größte Posten sind die Umgestaltung der Anlage des Clubs an der Alster am Rothenbaum (17 Millionen Euro) und der Bau eines neuen Fitnesszentrums des Eimsbütteler Turnverbands am Lokstedter Steindamm (15 Millionen). Öffentliche Zuwendungen in der Höhe des Jahres 2016, sagt Kössler, 900.000 Euro aus dem Fördervertrag, dazu die 1,6 Millionen aus der Bürgerschaft, „würden auch künftig eine auskömmliche Förderung der Vereinsbaumaßnahmen pro Jahr absichern“.
Für Vereine und Verbände sollen die Zuwendungen um 400.000 auf 2,7 Millionen Euro steigen, fordert der HSB. Je 1,35 Millionen Euro entfielen auf Übungsleiter- (12,5 Prozent der von Vereinen ausgezahlten Gelder von 10,8 Millionen) und Fachverbandszuschüsse (14,1 Prozent von 9,58 Millionen). Die Sportjugend (HSJ) soll von 2019 an 1,445 Millionen Euro erhalten, das wären 388.000 mehr als bisher, der Fußballverband 1,7 Millionen, ein Plus von 415.000 Euro. Integration, Inklusion und Seniorensport sind als Position Breitensport mit 500.000 Euro jährlich angesetzt, das wären 100.000 Euro zusätzlich. Der HSB selbst möchte seinen Etat für Verwaltungsaufgaben und Personal, derzeit 28 Vollzeitstellen, drei weniger als 2016, wegen Mehraufwands um 340.000 Euro auf 1,68 Millionen aufgestockt sehen.
Die Zuwendungen für den Leistungssport sollen sich von 972.000 auf 1,42 Millionen Euro erhöhen, um das im vergangenen Jahr gemeinschaftlich von der Schulbehörde, HSB, Sportamt und Olympiastützpunkt (OSP) initiierte Verbundsystem Schule/Leistungssport wie vorgesehen in jedem der sieben Hamburger Bezirke umsetzen zu können. „Die Verbände können nur qualifizierte Trainer an die Schulen schicken, wenn entsprechende Mittel vorhanden sind“, sagt Lehnert. „Alle unsere Forderungen“, ergänzt der HSB-Vorstandsvorsitzende, entsprächen den einzelnen Kapiteln der Senatsprogramme „Dekadenstrategie Sport“ und dem „Masterplan ActiveCity“. „Mehr Schnittmenge geht nicht!“