Hamburg. Hamburgs beste Ruderer legen sich künftig für den RC Favorite Hammonia in die Riemen
Vereinswechsel im Rudern kommen innerhalb Hamburgs selten vor. Das hat viel mit Tradition zu tun, auch mit gegenseitiger Wertschätzung der Clubs. Deshalb ist es durchaus brisant, dass Hamburgs erfolgreichste Ruderer, Torben (Achter-Weltmeister) und Eric Johannesen (Weltmeister und Olympiasieger), sich künftig für den RC Favorite Hammonia (Fari) in die Riemen legen – und nicht mehr für ihren Stammverein RC Bergedorf. Cornelius Grajecki, stellvertretender Vorsitzender und Sportchef Favorite Hammonias, bestätigte den Bootstausch, von dem sich Deutschlands zweitgrößter Ruderclub (rund 800 Mitglieder) noch größere Attraktivität verspricht: „Ich kenne die Familie Johannesen schon lange und freue mich, die beiden bei uns im Club begrüßen zu können.“ Geld sei keins geflossen, „aber wir werden die Brüder, wenn nötig, bei allen ihren Trainingsmaßnahmen und -Lehrgängen unterstützen“.
Für Torben Johannesen (23), Hamburgs Sportler des Jahres 2017, war es wichtig, „dass ich dem RC Bergedorf meine Beweggründe erklärt habe und wir im Guten auseinandergehen. Ich bleibe dort auch Mitglied“. Ausschlaggebend sei gewesen, „dass mir die Anerkennung für meine Erfolge gefehlt hat. Ich hatte das Gefühl, die werden als selbstverständlich wahrgenommen. Favorite hat sich dagegen immer für mich interessiert. Sie wollen mir auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio mit allen Kräften helfen.“ Die Fokussierung auf den Leistungssport sei bei seinem neuen Verein stärker ausgeprägt. „Außerdem hat Fari andere finanzielle Mittel. Wichtiger ist mir aber die Anerkennung. Und auch die Trainingsmöglichkeiten mit einem guten Kraft- und Ergoraum sind perfekt. Ich kann jetzt von der Uni in fünf Minuten im Club sein und zwischendurch trainieren. Das war in Bergedorf nicht möglich.“
Bruder Eric (29), der 2012 mit dem Achter in London Olympiagold gewann, 2016 in Rio de Janeiro Silber folgen ließ und in diesem Jahr Vaterfreuden entgegensieht, hat sich ihm bereits angeschlossen, auch wenn er offiziell sagt: „Ich bin noch in der Findungsphase.“
Karl-Joachim Meißner, Erster Vorsitzender des RC Bergedorf (RCB), wurde von dem Vereinswechsel überrascht. „Wenn man mal ein Wort gesprochen hätte, wäre vielleicht manches nicht so passiert“, sagt er. Sportlich kann Meißner den Schritt der Brüder nachvollziehen: „Wir sind nicht böse, in keiner Weise.“ Konsequenzen könnte der Verlust der sportlichen Aushängeschilder für den RCB aber haben. Derzeit plant der Verein den Bau eines Fitnessraums für 300.000 Euro, wirbt dafür bei der Bergedorfer Politik um Unterstützung. Ohne die Johannesens dürfte das schwieriger werden.