Hamburg. Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste will mit der Agentur Upsolut zwei Millionen Euro von der Hamburger Wirtschaft einsammeln.
Es war nur ein kleiner, aber feiner Kreis von 30 Wirtschaftsunternehmern, die in der Showküche Henssler unweit der Elbe aufmerksam dem Vortrag von Andy Grote lauschten. Der Senator erläuterte ausführlich die Zukunftspläne der Sportstadt Hamburg und sagte später etwas pathetisch: „Die olympischen Athleten sind die wahren Helden im Sport, sie dienen Millionen jungen Menschen als Vorbilder. Und wir brauchen in unserer Gesellschaft solche Identifikationsfiguren.“ Der Wert ihres Tuns und die öffentliche Wahrnehmung klafften jedoch weit auseinander, so Grote: „Wir müssen etwas tun!“
Und es tut sich tatsächlich etwas. Die neue Agentur Upsolut Sports, die Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste, Sportvermarkter Christian Toetzke und Werber Michael Trautmann betreiben, hatte zum ersten Business Lunch geladen, um für eine ambitionierte Idee zu werben: Das Team Hamburg soll Richtung Olympische und Paralympische Spiele 2020 in Tokio finanziell deutlich besser ausgestattet werden. Die prägnante wie ambitionierte Gleichung: „20 x 20 für 20.“ Übersetzt heißt das: 20 Unternehmen sollen die potenziellen Olympiaathleten mit jeweils 20.000 Euro pro Jahr unterstützen. Zwei Millionen Euro insgesamt (bei einer Laufzeit bis 2021) – zu ehrgeizig, könnte man meinen. Schließlich musste das Olympiateam Hamburg in der Vergangenheit so gut wie ohne private Sponsorengelder auskommen.
Finanzielle Unterstützung gesichert
Die Überraschung: Allein bei der Auftaktveranstaltung erklärten sich am Freitag acht Unternehmen fix zur Unterstützung bereit. Einnahmen in Höhe von 800.000 Euro bezogen auf die Gesamtlaufzeit – da sage noch einer, Hamburgs Sport sei für die Wirtschaft nicht sexy. „Ein sehr erfolgreicher Start des neuen Formats“, freute sich Grote, der hofft, dass sich schnell ein „Team hinter dem Team“ bildet. Der Mehrwert für Unternehmen, erklärt Fürste, solle sich dabei nicht auf das reine Mäzenatentum beschränken. Vielmehr könne der Austausch in einem Business-Netzwerk auch positive Effekte für eigene Unternehmensziele sein.
Zusammen mit dem Grundbetrag von 100.000 Euro, der zur Hälfte von der Stadt und der Stiftung Leistungssport fließt, ist so die finanzielle Unterstützung für die derzeit 58 Athletinnen und Athleten im Team Hamburg – darunter Buxtehudes Nationalmannschafts-Handballerin Emily Bölk, Ruder-Weltmeister Torben Johannesen, Beachvolleyball-Olympiateilnehmer Lars Flüggen oder Schwimmtalent Julia Mrozinski – gesichert. Wer jedoch die Fördersummen (in diesem Jahr 250 Euro im Monat) für diese Leistungssportler mit den Verdienstmöglichkeiten von Profifußballern vergleicht, weiß sofort, wie weit der Weg noch ist.
Um Kosten für Ausbildung kämpfen
Während Vereine wie der HSV Millionengehälter zahlen, müssen die Spitzensportler in anderen Disziplinen sogar noch um die Kosten für ihre Ausbildung kämpfen. Doch Fürste, selbst acht Jahre Mitglied des Teams, unterstrich den Wert der Zuwendungen: „Mit den 450 Euro konnte ich damals die Miete bezahlen.“
Mit Events wie Stand-Up-Paddling sollen in den kommenden Monaten nicht nur die Einnahmen gesteigert, sondern auch die Bekanntschaft des vielfach noch unbekannten Teams gesteigert werden. Eine Herausforderung bleibt dabei, wie Hamburger Topsportler wie die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen und -Weltmeisterinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (HSV) mit ihrer Popularität dem Projekt helfen könnten. Da das Duo dank seiner Erfolge finanziell längst unabhängig ist, verzichtete es darauf, einen Aufnahmeantrag zu stellen. Nachvollziehbar, aber so fehlt es dem Team an prominenten Gesichtern. Ein Option wäre, diese Problematik durch Ehrenmitgliedschaften (ohne Zuwendungen) zu lösen.
Sportsenator Andy Grote hoffte nach der zweistündigen Veranstaltung, dass es der Stadt und der Unternehmerschaft gelingt, „als Hamburg im Spitzensport ein Ausrufezeichen zu setzen. Unsere Sportler haben es nicht weniger verdient, bloß weil die Olympischen Sommerspiele nicht in Hamburg stattfinden.“ Insgesamt 27 Medaillen konnten Sportler des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro gewinnen. Diese Ausbeute ist zugleich die Messlatte für Tokio, betonte Grote. Je mehr Geld fließt, desto einfacher wird es, dieses Ziel zu erreichen.