Hamburg. Der Drittligist muss einen Teil seiner Sponsoreneinnahmen an die Sprinkenhof GmbH abtreten. Spielstätte als Knackpunkt.
Am Dienstagabend kehrte bei den Crocodiles Hamburg der Alltag wieder ein. Nach dem Sechs-Punkte-Wochenende in der Oberliga Nord ist die sportliche Talfahrt vorerst beendet. Trainer Herbert Hohenberger bat zu einer Einheit aufs Eis. Business as usual bei den „Krokodilen“. Sorgenfrei ist Hamburgs Eishockeymannschaft in diesen Tagen aber nicht.
Auf den ersten Blick wirkt die Sponsorensituation komfortabel. 27 Partner werben in dieser Saison bei den Crocodiles, alle Banden sind mit Firmenlogos belegt, drei von vier Bullykreisen tragen ein Unternehmens-Emblem. Und mit dem Transport- und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd wurde Anfang August der prominenteste und potenteste Hauptsponsor der Vereinsgeschichte präsentiert. Finanziell, so könnte man meinen, ist der Club bestens aufgestellt.
Doch die Realität sieht anders aus. Im Sommer haben sich die Crocodiles auf dem Transfermarkt dezent zurückgehalten, und auch jetzt, da der Kader Verstärkung benötigt, heißt es: Keine Chance, die Kassen sind leer. Der Etat für diese Spielzeit, der sich auf rund 750.000 Euro beläuft, ist im Vergleich zur Vorsaison trotz des neuen Großsponsors sogar leicht zurückgegangen. Offiziell, weil die vergangene Saison teurer war als ursprünglich kalkuliert. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Eissporthalle Farmsen als Knackpunkt
Nach Abendblatt-Informationen müssen die Crocodiles einen nicht unerheblichen Teil ihrer Sponsoreneinnahmen an die Stadt Hamburg abführen. Hintergrund: Die Eissporthalle Farmsen gehört der städtischen Sprinkenhof AG und wird von Bäderland Hamburg betrieben. Inklusive Miete für das Eisstadion an Spieltagen, Eiszeiten für Trainingseinheiten (119 Euro netto pro 60 Minuten) für insgesamt elf Mannschaften im Nachwuchs- und Seniorenbereich sowie der Abschläge der Werbeeinnahmen müssen die Hamburger pro Saison rund 130.000 Euro abtreten. „Zu Vertragsinhalten möchten wir uns nicht äußern“, sagt Geschäftsführer Christian Schuldt, wohlwissend, dass die Thematik hochbrisant ist.
Dem Abendblatt liegt ein Mustervertrag für das Eisland Farmsen vor. Laut Paragraf 12 ist die „Vermietung der Werbeflächen (Banden) Sache des Vermieters. Sonstige Werbemaßnahmen (z. B. über Lautsprecheranlage) sind nur aufgrund einer gesonderten Vereinbarung zwischen Vermieter und Mieter und unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften zulässig.“
Kurios: Rund um die Eisfläche sind ausschließlich Sponsoren der Crocodiles zu sehen, Bäderland hat keinen einzigen Partner akquiriert.
Gegenüber dem Abendblatt dementiert Bäderland, dass das Unternehmen bei den Crocodiles mitverdient. „Es ist nicht richtig, dass wir an Sponsoreneinnahmen partizipieren oder Anteile an Catering-Einnahmen erhalten würden“, heißt es in einer Stellungnahme. Das ist zwar korrekt, aber: Von den Einnahmen in der Eishalle für Werbebanden, Banner et cetera erhält der Eigentümer – Sprinkenhof – sehr wohl einen Anteil.
Crocodiles wurde minimale Mietanpassung zugestanden
Im Juni gab es einen Verhandlungsgipfel mit den Crocodiles, Bäderland, Vertretern des Hamburger Eis-und Rollsport Verbands (HERV) sowie Staatsrat Christoph Holstein, um die Problematik zu besprechen. Zwar wurde das zuvor komplizierte Vertragskonstrukt neu aufgesetzt und Einigung über eine geringfügige Mietminderung erzielt, an den Abschlägen für die Sponsoreneinnahmen änderte sich aber nichts.
Die Stadt Hamburg befindet sich in einer Zwickmühle. Einerseits soll gefördert werden, anderseits besteht ein Interesse daran, dass städtische Firmen so rentabel wie möglich sind. Leidtragende sind in diesem Fall die Crocodiles, die im Vergleich zu Ligakonkurrenten wie Berlin und Hannover einen Wettbewerbsnachteil haben. In den beiden Städten müssen die Vereine keine oder nur geringe Mieten zahlen.
Es ist nicht die einzige Kröte, die vom Club geschluckt werden muss. Von den Catering-Einnahmen bei den Heimspielen, zu denen im Schnitt 1575 Fans pilgern, sehen die Crocodiles keinen Cent. Die Firma Eissportshop ist Pächter für den Kiosk im Untergeschoss des Eisstadions. Angesichts des Crocodiles- Hypes ein lohnendes Geschäft. Die Einnahmen werden mit Bäderland geteilt. Eine Klausel, die dafür sorgt, dass der Eishockeyclub an den Einnahmen partizipiert, existiert aktuell nicht.
Somit bleiben dem Club, der auch die Reinigungskosten nach jedem Heimspiel tragen muss, nur noch die Einnahmen aus Ticketing, Merchandising und einem Teil des Sponsorings. Sportlich wird es auf Dauer schwer, die Ambitionen – Aufstieg in die Zweite Liga – unter diesen Voraussetzungen umzusetzen.
Derzeit wird bei den Crocodiles an Modellen gearbeitet, die Einnahmesituation zu verbessern. Nach Abendblatt-Informationen gab es sogar Gedankenspiele, die 39 Jahre alte Sportstätte zu erwerben und selbst zu betreiben. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde diese Idee jedoch auf Eis gelegt.