Tokio. Die frühereWeltranglistenerste steht in Tokio im Halbfinale
Strahlend bedankte sich Angelique Kerber nach dem Einzug ins Halbfinale von Tokio beim Publikum, dann zeigte sie noch mal die Faust: Das 7:6 (7:5), 7:5 in der Neuauflage des US-Open-Finales von 2016 gegen Karolina Pliskova (Tschechien/Nr. 2) war für die Kielerin mehr als nur ein Sieg. Für die frühere Weltranglistenerste war es vielmehr eine wichtige Bestätigung ihrer eigenen Überzeugung. „Ich hatte einige Aufs und Abs in diesem Jahr. Aber ich weiß, dass ich immer noch die besten Spielerinnen schlagen kann“, sagte Kerber und fügte selbstbewusst an: „Ich habe heute gezeigt, dass ich noch so spielen kann wie im vergangenen Jahr.“
Was für ein Jahr war 2016 für Angelique Kerber: Grand-Slam-Triumphe in Melbourne und New York, Finals in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen in Rio, dazu der Sprung an die Spitze des Rankings. Die Tenniswelt gehörte ihr, spielerisch war sie auf dem Höhepunkt angelangt, auch mental stimmte alles. Doch das Märchen endete abrupt. 2017 wurde zum Seuchenjahr. Absturz auf Platz 14 des Rankings, kein Sieg gegen eine Top-20-Spielerin. Bis zum Freitag, bis zum Sieg im Viertelfinale gegen Pliskova. „Ich fühle mich gut, es ist bisher ein großartiges Turnier für mich. Karolina hat hier super gespielt, deshalb bin ich sehr glücklich über den Halbfinaleinzug“, sagte Kerber: „Es ist immer hart, gegen sie zu spielen, ich habe mich auf mein Spiel konzentriert.“
Kerber gewann den ersten Satz gegen Pliskova nach 55 Minuten im Tiebreak. Im zweiten Satz gelang ihr das entscheidende Break zum 7:5, nach 1:50 Stunden verwandelte die 29-Jährige ihren fünften Matchball. Im Halbfinale trifft sie nun auf Anastasia Pawljutschenkowa. Gegen die Russin hatte sie im April in Monterrey (Mexiko) nach ihrer zuvor letzten Halbfinalteilnahme das Endspiel verloren. Nun will Kerber den Spieß umdrehen und die Aufgabe mit Lockerheit angehen. „Ab jetzt habe ich keinen Druck mehr“, sagte sie.
Und sollte es Kerber auch noch ins Finale schaffen, winkt die Revanche gegen Garbine Muguruza. Gegen die Spanierin, die inzwischen die Nummer eins der Welt ist, war sie im Juli im Achtelfinale von Wimbledon gescheitert, hatte in dem packenden und hochklassigen Krimi aber ihr bestes Spiel des Jahres gezeigt. Das Endspiel von Tokio wäre für Kerber also eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass sie es noch kann.
Mischa Zverev fordert in Metz im Halbfinale Peter Gojowczyk
Unterdessen hat der Hamburger Mischa Zverev im französischen Metz zum dritten Mal in diesem Jahr das Halbfinale eines ATP-Turniers erreicht. Bei der mit 540.130 Euro dotierten Hartplatzveranstaltung setzte sich der 30-Jährige in der Runde der letzten acht gegen Lokalmatador Kenny de Schepper nach 1:31 Stunden mit 7:5, 7:6 (7:4) durch. Die Nummer 27 der Weltrangliste trifft im Halbfinale am Sonnabend auf den Münchner Peter Gojowczyk, der gegen den Rumänen Marius Copil 6:2, 6:4 gewann. Zverev war in diesem Jahr bereits in Stuttgart und Genf ins Halbfinale eingezogen. In der Schweiz hatte er im Finale gegen Lokalmatador Stan Wawrinka verloren. Qualifikant Gojowczyk stand zuletzt im Juli in Newport (USA) in einem ATP-Halbfinale.