Sinsheim. Hoffenheims Stürmer erzielt beide Tore beim 2:0 gegen München. Bei der Führung schlief die Abwehr des Meisters. Müller schwach.
Ein eiskalter Mark Uth und eine heiß gelaufene TSG Hoffenheim haben erneut den FC Bayern München zu Fall gebracht. Drei Tage vor dem Champions-League-Auftakt gegen RSC Anderlecht kassierte der deutsche Meister am Sonnabend beim 0:2 (0:1) in Sinsheim seine erste Saisonniederlage in der Fußball-Bundesliga. Stürmer Uth traf im Stile von Bayern-Torjäger Robert Lewandowski doppelt (27./51. Minute). So blieb das Team von Trainer Julian Nagelsmann auch im 19. Heimspiel hintereinander ungeschlagen.
„Das war ein hervorragender Abend für uns. Die wenigen Chancen, die wir hatten, haben wir genutzt. Ein bisschen Glück, dass wir keinen kriegen, war auch dabei“, sagte Uth beim TV-Sender "Sky". Mäzen Dietmar Hopp meinte: „Nachdem ich unsere Verletzenliste gelesen habe, habe ich gesagt: Vielleicht schaffen wir es wie Freiburg gegen Dortmund ein 0:0 zu ermauern. Aber das ist super. Sensationell!“
Diskussion über zweiten Ball
Der erste Treffer war umstritten. Die Münchner um Mats Hummels protestierten heftig, aber vergebens, weil in der Szene zwei Bälle auf dem Rasen waren. Schiedsrichter Daniel Siebert gab den Treffer jedoch, auch der Videoassistent griff nicht ein. „Es ging natürlich sehr schnell, aber ich konnte nicht genau sehen, wo der zweite Ball war. Wir haben uns aber hinten auch nicht optimal verhalten, das war auch mit unsere Schuld“, sagte Bayern-Torhüter Manuel Neuer zu der Szene, die ein Balljunge bei einem Einwurf erst schnell gemacht hatte.
"Die Balljungen schauen auch aufs Spiel und sind Hoffenheim-Fans", sagte Nagelsmann über die Reaktion des jungen Helfers an der Seitenlinie. Doch auch Einwerfer Andrej Kramaric kam eine entscheidende Rolle zu. "Er hat eben schnell geschaltet", sagte Torschütze Uth. Während Bayerns Trainer Carlo Ancelotti versöhnliche Töne anschlug ("Der Ball hat die Situation nicht beeinflusst"), ärgerte sich Neuer über die Niederlage: "Wir hatten Hoffenheim am Anfang im Griff und hätten einfach in Führung gehen müssen.“
Müller in der Startelf – und schwach
Für die Bayern entwickelt sich Hoffenheim allmählich zum Angstgegner: Vergangene Saison setzte es ein 0:1 in der Rhein-Neckar-Arena, zuhause gab es nur ein 1:1. So hat die erste wichtige Saisonphase mit sieben Spielen in drei Wochen denkbar schlecht für das Starensemble begonnen. Hingegen empfahlen sich die Kraichgauer für ihre Europa-League-Premiere am Donnerstag (19.00 Uhr) gegen die Portugiesen von Sporting Braga.
Die mehrtägige Debatte über den Stellenwert von Thomas Müller beendete Trainer Ancelotti zumindest vorläufig. Der Nationalstürmer spielte von Anfang an – und das ganz schwach. Dafür saßen die Routiniers Franck Ribéry und Arjen Robben sowie der genesene kolumbianische Neuzugang James Rodríguez beim Anpfiff auf der Bank. Rafinha ersetzte zudem den verletzten David Alaba als Linksverteidiger.
Das 1:0 fiel überraschend
Die Hoffenheimer, ohne ihren Abwehrchef Kevin Vogt, Bayern-Leihgabe Serge Gnabry und Nationalstürmer Sandro Wagner, mussten sich von Beginn an der flankenfreudigen Münchner erwehren. Über die Außen versuchten die Gäste die TSG-Fünferkette zu knacken. So konnte Robert Lewandowski beim ersten Aufreger nach sieben Minuten beinahe eine Hereingabe von Müller nutzen: Der Ball touchierte die Oberkante der Latte.
Fast eine halbe Stunde lang konnten die Bayern den Ball laufen lassen, ohne aber weitere Chancen herauszuspielen, dann fiel völlig überraschend das 0:1: Nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Kramaric düpierte der enteilte Uth Nationalkeeper Manuel Neuer mit einem Flachschuss ins linke Ecke. "Es hat so ausgesehen, dass er ihn halten könnte", urteilte Experte Lothar Matthäus später bei "Sky".
Rudy konnte ungestört agieren
Plötzlich spielten die bis dato in die Defensive gedrängten „Nagelsmänner“ mit. Steven Zuber zwang kurz vor dem Pausenpfiff Neuer zu einer Parade. Bis dato hatten der Ex-Hoffenheimer Sebastian Rudy und Thiago im Mittelfeld ziemlich ungestört schalten und walten können, jetzt standen ihnen die Männer in Blau mehr auf den Füßen.
Das galt auch für Müller, der zu Beginn der zweiten Halbzeit gleich einen folgenschweren Zweikampf verlor. Zuber schaltete blitzschnell und sein Zuspiel verwandelte Uth erneut reaktionsschnell und präzise. „Uth, Uth!“, skandierten die TSG-Fans unter den 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Mit den Hereinnahmen von Robben, Ribery und James Rodríguez versuchte Ancelotti seine Mannschaft anzutreiben, doch die Münchner fanden einfach zu wenig Lücken.