Hamburg. Morgen startet die neue NFL-Saison. ProSieben weitet mit Experte Patrick Esume die Berichterstattung aus.

Christoph Dommisch ist viel herumgekommen im Sommer. Sieben Teams der National Football League (NFL) hat er bei der Saisonvorbereitung besucht, er hat mit Stars wie Julian Edelman von den New England Patriots und Baltimores Meistertrainer John Harbaugh vor der Kamera posiert und allerlei Faxen gemacht. Footballfans werden ihn darum beneiden. Christoph, genannt „Icke“ Dommisch ist ein großer Footballfan. Obendrein ist der Mann mit der brustlangen blonden Mähne und der Brandenburger Schnauze das Gesicht von „Ran Football“ auf ProSieben Maxx.

Seit zwei Jahren fischt er in jeder Livesendung als Sidekick während der Spielpausen die besten Zuschauerbeiträge aus dem Netz. Inzwischen hat Dommisch (30) selbst Fans, wie man am vergangenen Freitag im Braugasthaus Altes Mädchen im Schanzenviertel leicht merken konnte. Zur „Ran“-Präsentation waren nicht nur Journalisten, sondern auch ausgewählte Zuschauer eingeladen.

TV-Format startet in seine dritte Saison

In dieser Woche startet das TV-Format in seine dritte Saison. Los geht es in der Nacht auf Freitag (2.30 Uhr MESZ) mit der Partie des Titelverteidigers New England gegen die Kansas City Chiefs. Der Saisonauftakt wird, wie auch der Super Bowl und die Play-off-Spiele, erstmals im Hauptprogramm von ProSieben übertragen statt wie bisher auf Sat.1. „Das gibt uns die Möglichkeit, eine jüngere, männlichere Zielgruppe zu erreichen“, sagte „Ran“-Sportchef Alexander Rösner.

Er hat den Vertrag mit der NFL gerade „um mehrere Jahre“ verlängert – und ausgeweitet. Neu im Programm ist die „Coach’s Corner“: ein wöchentliches Magazin mit Dommisch und dem Hamburger Trainer und TV-Experten Patrick Esume (43), das am Dienstag erstmals bei ProSieben Maxx auf Sendung geht. Das Format ist laut Rösner „ausdrücklicher Wunsch der NFL“ gewesen, genauso wie das zusätzliche Livespiel, das künftig sonntags um 19 Uhr auf Ran.de ge­streamt wird.

Wöchentliches Magazin auf Wunsch der NFL

Lange hatte die NFL im deutschen Fernsehen Versteck gespielt, jetzt ist sie wieder sichtbar geworden. Die neue Football-Euphorie made in Germany wird man in der größten und reichsten Profiliga der Welt gern zur Kenntnis nehmen, gerade jetzt, wo in der Heimat die Zeiten schwieriger geworden sind. Seit Jahren erschüttern immer neue Berichte über Langzeitschäden im Gehirn das Vertrauen in den amerikanischen Nationalsport. Profis haben ihre Karriere vorzeitig beendet – und auch einstige Befürworter wenden sich ab.

20 Jahre lang hatte der frühere NFL-Profi Ed Cunningham (48) den Fernsehzuschauern seinen Sport erklärt. Vergangene Woche hat er sich vom Sender ESPN zurückgezogen. Er könne seine Expertentätigkeit nicht länger mit den gesundheitlichen Risiken vereinbaren, denen die Spieler ausgesetzt seien, an jedem verdammten Sonntag.

Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt

Zudem hat sich zuletzt die Politik wie ein Schatten über das Spielfeld gelegt. Colin Kaepernick, Quarterback der San Francisco 49ers, hatte vergangene Saison mit seinem Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt die Footballnation gespalten. Vor den Spielen war er bei der Nationalhymne auf die Knie gegangen, um auf die Unterdrückung farbiger US-Bürger aufmerksam zu machen. Viele Athleten folgten seinem Beispiel. Doch von vielen (weißen) Fans wurde Kaepernick fortan ausgebuht. US-Präsident Donald Trump, vom Spielmacher als „offen rassistisch“ gebrandmarkt, legte ihm nahe, sich ein anderes Land zu suchen.

Vielleicht muss Kaepernick das tatsächlich tun, wenn er weiter Football spielen will. Wenige Tage vor Saisonbeginn steht er ohne Vertrag da, obwohl er nach Expertenmeinung allemal gut genug wäre, um in vielen NFL-Teams zur Anfangsformation zu gehören. „Es ist absurd, dass Kaepernick nicht spielt, er wird für seine Aktion abgestraft“, sagt „Coach“ Esume, Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen. Nach seiner Überzeugung dürfen und sollen Sportler ihre Bühne nutzen, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Pünktlich zum Saisonstart hat Esume zusammen mit Abendblatt-Redakteur Björn Jensen ein Buch herausgebracht. Der Titel ist einem Public-Enemy-Hit entlehnt: „Believe the Hype“, zu Deutsch etwa: Glaub an den Rummel!

Grundrauschen in sozialen Netzwerken

Noch ist es eher ein Grummeln, aber ein anschwellendes. Vergangene Saison konnten die „Ran“-Sendungen auf ProSieben Maxx in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ihren Marktanteil auf gut 2,5 Prozent verdoppeln, die Einschaltquote liegt damit deutlich über dem Senderschnitt von 1,1 Prozent. Wichtiger vielleicht noch: Dank „Icke“ Dommisch hat man ein Grundrauschen in den sozialen Netzwerken erzeugt. Jeder Fan hat nun die Chance, es mit seinem Beitrag auf die Footballbühne zu schaffen.

„Believe the Hype!“, Patrick Esume mit Björn Jensen, 272 Seiten, 17,95 Euro.
„Believe the Hype!“, Patrick Esume mit Björn Jensen, 272 Seiten, 17,95 Euro. © edel

Die Spieler haben es da deutlich schwerer. Von einst vier deutschen NFL-Profis ist einzig Kasim Edebali (28) verblieben, nach drei Jahren in New Orleans nimmt der Hamburger Jung als Linebacker einen neuen Anlauf bei den Denver Broncos. Die anderen Hoffnungsträger Moritz Böhringer (23) und Mark Nzeocha (27) wurden am Wochenende von ihren Teams entlassen. Und der zweimalige Super-Bowl-Gewinner Sebastian Vollmer (33) sowie Markus Kuhn (31) haben ihre NFL-Karriere beendet. Trotzdem bekommen die TV-Zuschauer sie jetzt regelmäßig zu sehen. Vollmer und Kuhn verstärken als Experten das „Ran“-Team.