Hamburg. Rund 18.000 Besucher beim Frauen-Finale am Rothenbaum sind neuer deutscher Rekord. Turnierveranstalter: „Ich bin überwältigt.“
10.250 Zuschauer im bis auf den letzten Platz gefüllten Tennisstadion am Rothenbaum, rund 8000 davor, die auf zwei Videowänden am Sonnabendnachmittag das Frauen-Endspiel verfolgten – das Finale der weltweiten Major-Tour bescherte dem Beachvolleyball in Deutschland neue Besucher- und Umsatzrekorde an den Ständen.
„Es war unglaublich, eine solche Atmosphäre habe ich noch nie erlebt. Das waren die bisher schönsten Momente meiner Karriere“, schwärmte Kira Walkenhorst vom Hamburger Publikum. Auch die unterlegene Brasilianerin Ågatha war begeistert: „Es ist fantastisch, wie viel Respekt hier ausländischen Sportlern entgegengebracht wird. Hamburg ist nach Rio das schönste Turnier der Welt.“ Selbst das Herrenfinale am Sonntag ohne deutsche Beteiligung gönnten sich bei Sonnenschein rund 9000 Zuschauer.
Turnierveranstalter: „Ich bin überwältigt“
„Ich bin überwältigt“, sagte Turnierveranstalter Frank Mackerodt (54), „unser Konzept ist voll aufgegangen.“ 65.000 Menschen verweilten in den vergangenen fünf Tagen auf der Anlage, fast 20.000 mehr als bei der Premiere im Juni 2016. Die Einführung einer „Night-Session“ mit (deutschen) Spielen nach 18 Uhr habe sich bewährt, sagte Mackerodt. Geschätzt die Hälfte der Besucher sei das erste Mal bei einem Beachvolleyball-Turnier gewesen: „Laura und Kira haben den Boden bereitet, das Interesse an diesem Event geweckt und damit die Basis für Beachvolleyball extrem verbreitert.“
Nur die Quote der ZDF-Liveübertragung vom Frauenfinale (400.000 Zuschauer/3,8 Prozent Marktanteil) schwächelte. Die vermieste Sportstaatsrat Christoph Holstein aber nicht die gute Laune. „Das war großes Kino“, sagte der SPD-Politiker, „und das sind genau die Bilder, die wir sehen wollen, die vor allem der Sport produziert, die Hamburg zu einer positiven Wahrnehmung in der Welt verhelfen – die es uns erleichtern, im Senat für Sportveranstaltungen zu argumentieren.“
WM im Hafen oder am Rothenbaum
Wann und mit welchem Status das Turnier 2018 zum dritten Mal in Hamburg gespielt wird, wollen der Volleyballweltverband FIVB und der Österreicher Hannes Jagerhofer, Chef der weltweiten Major-Serie, im September entscheiden. Jagerhofer hofft zuvor, auf dem amerikanischen Kontinent, vornehmlich in den USA und Brasilien, weitere Veranstalter zu finden. Mackerodt wiederum möchte auch im August 2018 das Finale der Serie ausrichten. 2019 soll dann die WM nach Hamburg kommen.
Der deutsche Verband hat seine Bewerbung abgegeben. „Wir würden gern 2019 veranstalten, weil dann wahrscheinlich Laura und Kira noch aktiv sind“, sagt Mackerodt. Gegen Hamburg spreche nur, dass seit 2003 in Rio alle folgenden sieben Weltmeisterschaften in Europa ausgetragen wurden.
Ludwig/Walkenhorst feiern Rothenbaum-Sieg:
Ludwig/Walkenhorst feiern feucht-fröhlichen Rothenbaum-Sieg
Während ein Major-Turnier 2,5 Millionen Euro kostet, dürfte der Preis einer WM doppelt so hoch sein. Die Lizenzgebühr für die FIVB dabei: 1,5 Millionen. Das Budget der zurückliegenden Titelkämpfe in Wien lag bei neun Millionen Euro. Dort wurde das Eventgelände auf einer Donauinsel komplett neu angelegt. Hamburg hätte dagegen mit dem Tennisstadion am Rothenbaum einen bewährten, gut erreichbaren Standort, der bis zu 13.200 Besuchern Platz bietet. Dass 3000 Sitze am Sonnabend nicht zugänglich waren, soll künftig flexibler gehändelt werden.
Jagerhofer würde eine WM in Hamburg wegen der schöneren Bilder jedoch lieber im Hafen an der Elbe organisieren. Eine Fläche neben den dortigen Musicaltheatern mit Blick auf die gegenüberliegende Elbphilharmonie wäre zwar nutzbar, verursachte aber rund eine Million Euro Mehrkosten. Zudem ist das Gelände weit schwerer zu erreichen als der innerstädtische Rothenbaum. Wann die WM 2019 vergeben wird, steht noch nicht fest.