Hamburg. Den Hamburgern droht Ärger wegen eines möglichen Verstoßes gegen die 50+1-Regel. Bruchhagen kontert
Das Wochenende hätte für Klaus-Michael Kühne am Freitagmittag nicht viel besser beginnen können: Es war kurz nach 14 Uhr, als das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ eine Pressemitteilung verschickte, durch die der interessierte Leser erfahren konnte, dass Kühne mit einem geschätzten Vermögen von 9,1 Milliarden Euro der zehntreichste Mann Deutschlands sein soll. Trotz aller HSV-Ausgaben soll es der Wahl-Schweizer im vergangenen Jahr geschafft haben, seinen Besitzstand um 1,1 Milliarden Euro zu vermehren.
Allzu lange freuen konnte sich der HSV-Anteilseigner über seine Aufnahme in die Reichen-Top-Ten Deutschlands allerdings nicht. So dauerte es nicht einmal zwei Stunden, ehe die nächste Kühne-Meldung über den Agenturticker lief. Diesmal war es der Sport-Informationsdienst (sid), der aufhorchen ließ: „Zu Stellungnahme aufgefordert: HSV droht wegen Kühne Ärger in Bezug auf 50+1-Regel“, überschrieb die Presseagentur ihre Meldung, nach der die DFL den HSV zu einer zügigen Stellungnahme aufgefordert hatte. Während die DFL den Vorgang nicht kommentieren wollte, bestätigte HSV-Chef Heribert Bruchhagen den Eingang des Schreibens am Donnerstag: „Wir werden die Stellungnahme in aller Ruhe und Gelassenheit abgeben.“
Hintergrund sind Aussagen von Kühne über seinen Einfluss auf die Vertragsverlängerung mit Angreifer Bobby Wood (24) sowie am Transfer von André Hahn (27) von Mönchengladbach (das Abendblatt berichtete). So hatte der Unternehmer unlängst dem Pay-TV-Sender Sky gesagt: „Ich habe dem Verein zwar dafür kein Geld gegeben, aber ich habe ihm zu der Verlängerung geraten und gesagt, dass ich André Hahn nur finanziere, wenn ihr Wood haltet.“ Bruchhagen bestätigt: „Herr Kühne hat den Satz so gesagt. Ich kann aber nur wiederholen, dass er nicht ins operative Geschäft eingreift. Unsere Handlungsweise ist nicht beeinträchtigt.“
In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle von Spielerberater Volker Struth diskutiert, der Hahn und Wood offiziell berät und Kühne und HSV-Trainer Markus Gisdol inoffiziell mit Rat und Tat zur Seite stehen soll. Damit konfrontiert hatte Struth dem Abendblatt gesagt: „Einen Interessenkonflikt an dieser Stelle zu konstruieren ist absurd.“
Für ganz so absurd scheinen die Regelhüter der DFL die Vorwürfe allerdings nicht zu halten. Deswegen soll nun der Frage nachgegangen werden, ob Kühne nicht doch größeren Einfluss auf die operativen Geschäfte des HSV hat, als erlaubt ist – was vom HSV natürlich vehement bestritten wird. Welche möglichen Konsequenzen dem Club aufgrund der Ermittlungen nun drohen, ist vorerst nicht abzusehen.