Budapest. Worauf Bundestrainer Lambertz nach zwei medaillenlosen Olympischen Spielen hofft und was Sie sonst noch über die WM wissen müssen.
Die Schwimm-WM in Ungarn läuft seit einer Woche, doch die Höhepunkte mit den Entscheidungen im Beckenschwimmen steigen von Sonntag an. Die wichtigsten Informationen.
Droht den deutschen Schwimmern auch in Budapest ein Saisonhöhepunkt ohne Medaille? Sowohl bei Olympia 2012 in London als auch 2016 in Rio ging das deutsche Team leer aus. Eine Blamage, die es zuvor nur 1932 bei den Sommerspielen in Los Angeles gab. 2015 holten die Deutschen bei der WM in Kasan drei Medaillen (Gold für Marco Koch über 200 Meter Brust, Bronze für Paul Biedermann über 200 Meter Freistil und für die Lagen-Mixed-Staffel). „Ich werde keine Prognose für Budapest aufstellen. Damit kann man nur verlieren”, sagt Chef-Bundestrainer Henning Lambertz, gibt aber zu: „Eine Medaille täte uns allen gut nach der langen Durststrecke.” Er hat nur ein Rumpfaufgebot von 14 Athleten nominiert.
Wie ist die Stimmung im Team vor dem Auftakt am Sonntag? „Das Hotel ist toll, die Schwimmanlage ist super, die Wege sind kurz, das Essen ist klasse”, sagt Lambertz. Die Schwimmer haben sich im Vorbereitungslehrgang in Heidelberg zusammengesetzt, um über die Kritik von außen am neuen Konzept und die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit zu sprechen. „Ich bin optimistisch, dass wir einen guten Start haben werden”, sagt Lambertz.
Welche deutschen Schwimmer haben die besten Medaillenchancen? Nur Philip Heintz (Mannheim), Franziska Hentke (Magdeburg) und Marco Koch (Wuppertal) sind in der Lage, in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Heintz geht über 200 Meter Lagen ebenso wie Hentke über 200 Meter Schmetterling als Weltjahresbester in den WM-Pool. Sollte Heintz seine DM-Leistung wiederholen, ist sogar Gold möglich. 2016 in Rio wäre Heintz mit seiner aktuellen Bestleistung von 1:55,76 Minuten Zweiter hinter Olympiasieger Michael Phelps geworden. Hentke sagte über ihre Weltjahresbestleistung: „Dafür kann ich mir nichts kaufen. In Budapest geht die Post ganz anders ab.”
Wie ist Marco Koch einzuschätzen, der vor zwei Jahren bei der WM in Kasan den Titel über 200 Meter Brust holte? Koch fühlt sich selbst wie eine Wundertüte. Der 27-Jährige ist neugierig, was er drauf hat. Weil er nach der verpassten Medaille in Rio sein Training grundlegend umgestellt hat und besonderes Augenmerk auf die Steigerung seiner Kraftwerte gelegt hat, war er bei der DM in Berlin nicht in Topform. „Mit der Umstellung auf das neue Krafttraining dauert es länger, als wir gedacht haben”, sagt Koch. „Aber zuletzt lief es besser.”
Welchen Stellenwert hat das Schwimmen im Land des WM-Ausrichters Ungarn? Einen sehr großen. Der Schwimmsport ist nach den großen Erfolgen der früheren Olympiasieger Tamás Darnyi, Krisztina Egerszegi und Daniel Gyurta sehr populär. „Die Ungarn sind ein begeistertes Volk, was Schwimmsport und Wassersport überhaupt angeht”, sagt Lambertz. „Immer wenn ein Schwimmbad neu und schön ist, kommt ein ganz besonderes Flair rüber. Darauf freuen wir uns sehr.” Für die Beckenschwimm-Wettbewerbe wurde die Duna Arena direkt an der Donau gebaut. Das Herzstück der Schwimm-WM hat ein Fassungsvermögen von 5000 festen Sitzplätzen. Mithilfe von temporären Tribünen können 12.500 Zuschauer die Wettkämpfe der Weltmeisterschaft verfolgen.
Ist Superstar Michael Phelps noch dabei? Nein. Der US-Amerikaner beendete nach den Sommerspielen in Rio seine Karriere mit insgesamt 23 Goldmedaillen. Schlagzeilen macht Phelps aber weiter. Vor Kapstadt (Südafrika) schwamm er gegen einen Weißen Hai. Wie das Rennen über 100 Meter, die sogenannte Hai-Speed-Challenge, ausgegangen ist, bleibt noch geheim und wird passend zum WM-Auftakt in Budapest erst am 23. Juli in den USA (29. Juli, 21 Uhr bei Discovery Deutschland) ausgestrahlt. Auch der zweite US-Superstar fehlt in Budapest. Ryan Lochte, der sechsfache Olympiasieger und 18-malige Weltmeister, hatte bei Olympia in Rio fälschlicherweise behauptet, an einer Tankstelle ausgeraubt worden zu sein. Daraufhin war er vom US-amerikanischen Verband für zehn Monate gesperrt worden.
Wer sind die internationalen Stars? Die WM-Teilnehmerin, die das größte Interesse in Budapest auf sich zieht, ist Katinka Hosszu. Erstens ist sie Ungarns prominenteste Sportlerin, zweitens macht sie immer durch ihr Mammut-Wettkampfprogramm auf sich aufmerksam. Kein Wunder, dass sie „Iron Lady”, die Eiserne Lady, genannt wird. Die US-Amerikanerin Katie Ledecky könnte auf den Freistilstrecken inklusive Staffeln sechsmal Gold gewinnen. Auch die Schwedin Sarah Sjöström ist für mehrere Erfolge gut. Bei den Männern gibt es nach dem Karriereende von Phelps und der Sperre von Lochte ein Star-Vakuum. Neben dem britischen Brust-Ausnahmeschwimmer Adam Peaty ist Joseph Schooling aus Singapur, der schon in Rio über 100 Meter Schmetterling Phelps bezwang, einer der Kandidaten für den Sprung ins Rampenlicht.