Hamburg. Der Mittelfeldspieler des Club an der Alster spielt mit der Nationalmannschaft die Qualifikation in Südafrika

Wollte er sein Trikot mit seinem kompletten Nachnamen beflocken, müsste es entweder ein XXXXL-Shirt sein oder die Schrift wäre so klein, dass niemand sie lesen könnte. Also begnügt sich Dieter Enrique Diaz-Granados Meie-Linnekogel mit einem schlichten Linnekogel. Und da ihn sowieso alle nur „Didi“ nennen, ist viel wichtiger als das, was draufsteht, das, was an Leistung drinsteckt. Schließlich will sich der Hamburger von diesem Dienstag an, wenn in Johannesburg (Südafrika) das World-League-Turnier der Hockeyherren mit dem ersten Gruppenspiel gegen Ägypten (12 Uhr) beginnt, endlich auch im deutschen Nationalteam einen Namen machen.

Der Mittelfeldspieler vom Club an der Alster war 2013 Weltmeister mit den U21-Junioren. Aber erst jetzt, da nach Olympiabronze 2016 in Rio die Struktur der A-Nationalmannschaft verändert, das Team durch Abgänge oder berufsbedingte Pausen verdienter Führungsspieler verjüngt wurde, hat Linnekogel (24) vom neuen Bundestrainer Stefan Kermas den Einberufungsbefehl erhalten. Er selbst führt das darauf zurück, „dass ich mich mit kontinuierlicher Arbeit, guten Leistungen in der Liga und bei Lehrgängen durchgebissen habe“.

Tatsächlich sind Spieler wie der Medien- und Kommunikationsmanagement-Student wichtig für das Gefüge einer Mannschaft, die ihre Struktur noch finden muss. Als athletischer, passsicherer und torgefährlicher Verbindungsspieler im Mittelfeld kann Linnekogel ein Spiel auch deshalb lenken, weil er von Außenverteidiger über die zentralen Positionen im Mittelfeld bis zum Stürmer schon alles gespielt hat. „Der Bundestrainer fördert Flexibilität und fordert, dass ich Strategie und Kreativität einfließen lasse“, sagt er.

Dabei kommt ihm die Ruhe zugute, mit der er auch komplexe Aufgaben angeht. Dieses „Tranquilo“, wie er es nennt, sei seiner Abstammung geschuldet. Sein leiblicher Vater, dem er die Hälfte seines Namens verdankt, ist Kolumbianer, Linnekogel verbrachte die ersten sieben Lebensjahre in dessen Heimat, bevor er mit seiner Mutter nach Hamburg zog und beim Rahlstedter HTC mit Hockey begann. „Ich habe zwar auch südamerikanisches Temperament, was manchmal auf dem Platz durchbricht. Aber grundsätzlich bin ich ein entspannter Typ, der sich nicht stressen lässt“, sagt er.

Diese Nervenstärke war Gold wert, als er vor zwei Jahren seinen Heimatverein Uhlenhorster HC in Richtung Alster verließ. Unstimmigkeiten mit Teilen der UHC-Geschäftsführung und Probleme im Privatleben hätten zu dem Wechsel geführt. „Es gab schon böses Blut, und es wurde viel Falsches erzählt. Ich habe in der Zeit viel über mich und über die Beziehung zu anderen gelernt. Heute habe ich zu den meisten ein sehr gutes Verhältnis“, sagt er. Letztlich habe das neue Umfeld menschlich und sportlich einen Reifeprozess angeregt, der ihm geholfen habe, sich ein eigenes Standing zu erarbeiten.

Davon soll nun auch das Nationalteam profitieren, das sich in Südafrika das Ticket für die WM 2018 in Indien sichern muss. Der Halbfinaleinzug würde dafür sicher reichen. In den Gruppenspielen gegen Ägypten, Gastgeber Südafrika (13. Juli, 18 Uhr), Belgien (15. Juli, 18 Uhr) und Irland (17. Juli, 16 Uhr), dem Sieger des Hamburger Viernationenturniers, geht es darum, sich fürs Viertelfinale die optimale Ausgangsbasis zu schaffen. Linnekogel: „Als Olympiadritter müssen wir selbstbewusst genug sein, um zu sagen, dass wir um den Turniersieg mitspielen wollen.“