Hamburg. Auf der Rennbahn in Horn kämpfen 19 Pferde am Sonntag um das Blaue Band. Freitag Start der Galopperwoche.
Von Freitag an geht’s rund. Wenn morgen um 15.50 Uhr das erste Rennen des Derbymeetings gestartet wird, könnte der Name der Startnummer eins Programm für die sechstägige Veranstaltung sein: Lucky Step. Es passt ins Bild, dass der sportliche Höhepunkt drei Stunden später unter dem Patronat von Lotto Hamburg steht. Elf Stuten wetteifern um 55.000 Euro Preisgeld. Vielleicht zeigt die dreijährige Sky Full of Stars den gleichaltrigen Rivalinnen die Hufe.
Warum nicht nach den Sternen greifen? Trotz widriger Termine ist es dem Hamburger Renn-Club (HRC) geglückt, bis Mittwoch kommender Woche Tag für Tag ein hochdotiertes Grupperennen auf die Beine zu stellen. Mehr geht kaum. Am Sonnabend galoppieren die Vollblüter im Hansa Preis um 70.000 Euro, am Sonntag im 148. Deutschen Derby um 650.000 Euro. Nach dem Witterungskapriolen des Vorjahres mit teilweise überschwemmtem Grasgeläuf und einem abgesagten Renntag hofft der Veranstalter diesmal auf Fortune. Da empfiehlt es sich, die Wetterprognose zu ignorieren. Sie ist mau, um es dezent zu beschreiben.
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„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler nach der endgültigen Starterangabe für das Blaue Band am Mittwoch. Unverändert wollen 19 Pferde im Rennen des Jahres in die Boxen rücken. Dass der Start bereits um 15.40 Uhr erfolgen soll, mithin früher als in den Jahrzehnten zuvor, ist einer von mehreren Kompromissen der vergangenen Monate. „Wir mussten flexibel auf die Lage reagieren“, ergänzte Wahler. Gemeint sind der in jeder Beziehung bevorstehende G20-Gipfel sowie die finanzielle Situation des Vereins.
Früh wurde entschieden, das Galoppderby nicht am angestammten Termin laufen zu lassen. Eigentlich wird der höchstdotierte Wettstreit des deutschen Turfjahres am zweiten Sonntag im Juli ausgetragen, so dieser fünf Sonntage umfasst. Programmgemäß wäre der Hansa Preis also an diesem Wochenende, das Derby sieben Tage später abgegangen. Um jedoch den Turbulenzen des Gipfels zu entgehen, wurde die jetzige Lösung favorisiert. Folglich ergibt sich die für Ausrichter wie Zuschauer missliche Situation, dass die Derbyentscheidung inmitten des Meetings fällt. Sonst ist die Dramaturgie mit dem Knüller zum Schluss spannender.
Blaue Band wieder im öffentlich-rechtlichen TV
Konzession zwei betrifft den auch hierzulande aktiven Wettanbieter PMU aus Frankreich. Das kapitalstarke Unternehmen aus Paris überträgt 39 der 56 Hamburger Rennen in die französischen Wettbüros: vier Wochenrenntage komplett, die Hälfte der Starts am Sonnabend sowie das Derby.
Und da im Nachbarland weit kräftiger gezockt wird als bei uns, erhält der HRC rund 300.000 Euro. Im Vorjahr waren es 170.000 Euro. Anders als damals zahlt PMU keine Provision, sondern übernimmt sämtliche Preisgelder der übertragenen Ereignisse – maximal 10.000 Euro pro Rennen. Ein Club, der im Vorjahr 208.000 Euro Minus erwirtschaftete, konnte dieses Angebot nicht ablehnen. Weiterer Grund des vorgezogenen Derbystarts ist die ARD: Erstmals seit Jahren ist das Blaue Band wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu betrachten. Wegen der Tour de France zwar nicht live, sondern 20 Minuten später. Für die Sponsoren, die zuzüglich Spenden mit 822.000 Euro einen erheblichen Anteil des Veranstaltungsetats in Höhe von 3,55 Millionen Euro tragen, ist diese mediale Präsenz entscheidend.
„Hanseatisch solide kalkuliert“
„Wir haben hanseatisch solide kalkuliert“, sagte HRC-Schatzmeisterin Ilona Vollmers. Werden am Totalisator 2,7 Millionen Euro umgesetzt, kommt der Rennclub kostendeckend über die Runden. Das wäre schon ein Erfolg. Aktuell verbuchen die 20 deutschen Rennclubs einen Gesamtverlust von fünf Millionen Euro pro Jahr. Die fetten Zeiten sind vorbei; es geht um die Existenz.
Umso wichtiger ist ein guter Verlauf der Derbytage auf dem Horner Hippodrom. „Es geht nicht nur um den sportlichen, sondern auch um einen wirtschaftlichen Erfolg“, heißt es dazu aus der auch für den Sport zuständigen Innenbehörde. Unter dem Strich ist die Stadt mit fast 400.000 Euro dabei. Davon zahlt das Sportamt bis zu 200.0000 Euro aus Mitteln der Kultur- und Tourismus-Taxe. 90.000 Euro übernimmt die Stadt als Erstattung für Pflege des öffentlichen Grüns. Hinzu kommen 30.000 Euro aus dem Etat des Wirtschaftssenators zur Einebnung des Rasens. Maulwürfe hatten zuletzt für eine Hügellandschaft gesorgt.
Einmalig werden außerdem 75.000 Euro für ein Testprojekt bereitgestellt: Acht jeweils 43 Kilogramm schwere Mähroboter sind zumeist nachts aktiv, um die Grasbahn zurechtzustutzen. Höchstgeschwindigkeit 3,6 Kilometer pro Stunde. Galopprennpferde wie Lucky Step können das 15-Fache schaffen.