Köln. Trotz eines überragenden Torhüters unterlag die deutsche Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale von Köln dem Titelverteidiger Kanada.
Bis zur Schlusssirene durften Leon Draisaitl und Co. auf das Eishockey-Wunder hoffen, doch am Ende war der Olympiasieger zu stark. Trotz eines überragenden Torhüters Philipp Grubauer unterlag die deutsche Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale von Köln dem Titelverteidiger Kanada mit 1:2 (0:1, 0:1, 1:0). Yannic Seidenberg (54.) sorgte mit seinem späten Treffer in Unterzahl noch einmal für Spannung.
"Wir kannten die Klasse der Kanadier, aber wir haben es ihnen auch zu einfach gemacht", sagte der Torschütze bei Sport1: "Wir haben die Scheibe viel zu schnell hergegeben. Die Enttäuschung ist groß, wir wollten die Partie noch drehen."
Dennoch war die Heim-WM ein Erfolg
Das Team um NHL-Jungstar Draisaitl schloss das Turnier als Achter ab und verbesserte sich in der Weltrangliste erstmals seit sechs Jahren wieder auf den achten Platz.
NHL-Goalie Grubauer hielt die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm mit 48 Paraden lange im Spiel, konnte die 33. Niederlage im 36. WM-Duell mit dem Eishockey-Mutterland aber am Ende auch nicht verhindern. Mark Scheifele (18.) und Jeff Skinner (39.) trafen vor 16.653 Zuschauern für die Kanadier, die im Halbfinale am Samstag (19.15 Uhr/Sport1) auf Rekordweltmeister Russland treffen. Der Münchner Seidenberg weckte die Arena im Schlussdrittel mit seinem starken Gegenstoßtreffer auf.
Trotz ihrer Außenseiterrolle war die deutsche Mannschaft mit großen Hoffnungen ins Spiel gegangen. "Wir dürfen nicht mit dem Viertelfinale zufrieden sein. Wir müssen an mehr denken. Unsere Reise ist noch nicht vorbei", hatte Sturm gesagt, "wir müssen den Moment genießen. Den Moment, in dem wir Geschichte schreiben können."
Draisaitl hatte seinen Kollegen Mut gemacht
Auch Draisaitl hatte seinen Kollegen Mut gemacht: "Jedes Team ist schlagbar." Wie beim 4:3-Penalty-Krimi gegen Lettland bildete der 21-Jährige von den Edmonton Oilers wieder mit den Nürnbergern Yasin Ehliz und Patrick Reimer die Paradereihe. Sein Vater Peter, beim letzten WM-Sieg gegen die Ahornblätter 1996 in Wien (5:1) auf dem Eis, war bei Sport1 optimistisch: "Ich bin mir sicher, dass die Truppe ein großes Spiel machen wird. Es wird ein großer Eishockeyabend."
Doch die deutsche Mannschaft begann sehr nervös und geriet schnell unter enormen Druck. Einzig Washingtons Ersatztorhüter Grubauer verhinderte einen frühen Rückstand. Seine größte Tat: Als Ryan O'Reilly frei vor ihm abzog, fischte er mit der Fanghand den Puck aus der Luft (4.). Erst allmählich kämpfte sich das Sturm-Team ins Spiel.
Die meiste Zeit in der eigenen Zone
Die erste Strafzeit brachte jedoch das 0:1: DEL-Rekordtorjäger Reimer saß in der Kühlbox, als Scheifele Grubauer aus kurzer Distanz keine Chance ließ. Nur wenige Sekunden später hatte Yannic Seidenberg den Ausgleich auf dem Schläger, doch nach einem harten Pass von Kapitän Christian Ehrhoff lenkte er die Scheibe am Tor vorbei. "Wir müssen konsequenter spielen", forderte NHL-Verteidiger Dennis Seidenberg in der ersten Pause, "wir tun uns sehr schwer, aus unserem Drittel zu kommen."
Aber auch im zweiten Abschnitt verbrachte die DEB-Auswahl die meiste Zeit in der eigenen Zone. Dank Grubauers Paraden blieb die Partie jedoch bis kurz vor der zweiten Pause offen, dann traf Skinner im Nachschuss zum 0:2. Bezeichnend: Erst drei Sekunden vor der Sirene feuerte die deutsche Mannschaft den einzigen Torschuss im zweiten Drittel ab.
Erneut nur auf der Tribüne saß der Kölner Philip Gogulla. Als zweiter Torwart kehrte Thomas Greiss in die Mannschaft zurück. Der 31-Jährige von den New York Islanders, der mit einem Instagram-Like zu einem Hitler-Vergleich für Wirbel gesorgt hatte, hatte in den letzten beiden Vorrundenspielen wegen einer Oberkörperverletzung gefehlt.