Dortmund. Der Ruderverband krempelt sein Flaggschiff um. Hamburgs Olympiasieger Eric Johannesen macht im Boot Platz für seinen Bruder.
Neuer Trainer, neues Team - im Deutschland-Achter steht der größte Umbruch seit Peking 2008 an. Nicht nur die Verjüngung des Team ist Indiz für eine Zeitenwende. Erstmals seit acht Jahren heißt der Coach nicht Ralf Holtmeyer. Stattdessen übernimmt Uwe Bender für eine Saison die Aufgabe, das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) auf Erfolgskurs zu halten. „Man kann bei uns schon von einem großen Umbruch sprechen“, sagte der 58-Jährige, „fünf Sportler sind neu im Boot.“
Oberste Priorität hat der langfristige Aufbau einer schlagkräftigen Einheit für die nächsten Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Nicht zuletzt deshalb entschloss sich Holtmeyer bereits vor Saisonbeginn, übergangsweise für ein Jahr in den U23-Bereich zu wechseln. „Man bekommt eine gewisse Betriebsblindheit und nutzt sich ein bisschen ab. Ein Stück Abstand zu haben, ist gut“, kommentierte der zweimalige Goldcoach (1988 und 2012) seinen Entschluss in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Die Zeit in seinem neuen Amt will er dazu nutzen, Talente an den A-Kader heranzuführen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den einen oder anderen aus dem U23-Bereich brauchen für Tokio.“
Hamburger Torben Johannesen neu dabei
In das nacholympische Jahr startet der Achter mit drei Neuen, zwei Rückkehrern und vier Silbermedaillengewinnern von Rio. Neben Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) waren Malte Jakschik (Castrop-Rauxel), Richard Schmidt (Trier) und Steuermann Martin Sauer (Berlin) schon im vorigen Jahr dabei. Felix Wimberger (Passau) und Maximilian Planer (Bernburg) kehrten ins Boot zurück. Erstmals nominiert wurden Torben Johannesen (Hamburg), Johannes Weißenfeld (Herdecke) und Jakob Schneider (Essen). Nicht mehr dabei ist dafür Torbens Johannesens Bruder Eric, der im Jahr nach Rio kürzer treten wird. 2012 saß der 28-Jährige im deutschen Olympiagold-Boot von London.
Bender hofft, dass die neue Mannschaft an jene Phase zwischen Peking 2008 und London 2012 anknüpfen kann, in der es keine Niederlage gab. „Danach ist es leider ein bisschen gekippt. Wir nehmen uns für diesen Olympia-Zyklus vor, es wieder zu kippen“, sagte der Interimscoach. Richard Schmidt, seit 2009 ununterbrochen im Achter dabei, hält das für nicht ausgeschlossen: „Ich glaube, dass wir es mit dieser Mannschaft schaffen können.“
Erste Bewährungsprobe bei der EM
Die erste Bewährungsprobe für die Crew steht bereits in einer Woche bei der EM vom 26. bis 28. Mai in Racice (Tschechien) an. Ungeachtet der großen personellen Fluktuation will Ocik ein erstes Zeichen setzen: „Natürlich treten wir an, um unseren Titel zu verteidigen. Aber die Konkurrenz ist stark.“
Höhepunkt der Saison ist die WM in Sarasota (USA) vom 23. September bis 1. Oktober. Zur Vorbereitung auf die Titelkämpfe geht die Crew bei den Weltcups in Posen (16. bis 18. Juni) und Luzern (7. bis 9. Juli) an den Start.
Als stärkster Konkurrent gelten die Briten, die das DRV-Team sowohl bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften als auch in Rio auf Platz zwei verwiesen hatten. Darüber hinaus wird der Olympiadritte aus den Niederlanden hoch gehandelt.