Rouen. Das DHB-Team offenbarte gegen Saudi-Arabien in der Defensive ungewohnte Schwächen. Trainer muss um EM-Held Andreas Wolff bangen.
Nach dem Spaziergang der deutschen Handballer ins WM-Achtelfinale hakte Dagur Sigurdsson den Pflichtsieg gegen Saudi-Arabien trotz einer teilweise schlampigen Abwehrleistung seiner Bad Boys schnell ab. „Für uns war es schwierig, die Konzentration hochzuhalten. Das ist vielleicht auch normal, nachdem wir das Spiel gegen Chile so dominiert haben“, sagte Sigurdsson nach dem 38:24 (21:13)-Erfolg und richtete den Blick sofort nach vorn: „Wir müssen schauen, dass wir jetzt wieder in den Wettkampfrhythmus kommen.“
Nächster Gegner des Europameisters ist an diesem Mittwoch (17.45 Uhr) Weißrussland, ehe es am Freitag gegen den punktgleichen EM-Dritten Kroatien um den Gruppensieg geht. Sigurdsson ließ daher Milde walten, zumal er um EM-Held Andreas Wolff bangen muss. Nach einer Parade klatschte der Torhüter des THW Kiel auf die Hüfte und humpelte kurz vor Schluss angeschlagen vom Parkett. „Ich glaube, es ist eine Prellung. Ich hoffe, das wird morgen in Ordnung sein“, sagte Sigurdsson.
Ungewohnte Schwächen in der Defensive
Durch das Schützenfest vor 2980 Zuschauern in Rouen erreichten seine Schützlinge im Schongang vorzeitig die K.o.-Runde und übernahmen in der Gruppe C wieder die Tabellenführung. „Für die Zuschauer war es etwas langweilig, für die Spieler sicher auch“, resümierte Sigurdsson.
Beste Werfer für die DHB-Auswahl waren Steffen Fäth mit sechs Toren sowie Kai Häfner, Julius Kühn und Patrick Groetzki (alle fünf). „Es war nicht alles gut. Manchmal hätten wir einfach konzentrierter abschließen müssen. Die kommenden Gegner sind von einem ganz anderen Kaliber“, stellte Kühn selbstkritisch fest.
Das DHB-Team offenbarte in der Defensive ungewohnte Schwächen und ließ im Angriff einiges liegen. Die Patzer verhinderten einen ähnlich deutlichen Sieg wie am vergangenen Sonntag beim 35:14 gegen Chile. Der zum „Man of the Match“ gekürte Fäth bewertete den Auftritt dennoch positiv. „Wir wollten das ganz souverän runterspielen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen“, sagte der Rückraumspieler von den Füchsen Berlin.
Trainer fordert mehr Konzentration
Sein Vereinskollege Silvio Heinevetter dürfte die einseitige Partie ganz anders bewerten. Der Keeper, der nach seiner überragenden Leistung beim Auftaktsieg gegen Ungarn im zweiten Turnierspiel eine Verschnaufpause erhalten hatte, erlebte einen frustrierenden Abend. Gleich die ersten drei Würfe musste der 32-Jährige passieren lassen, und auch im weiteren Spielverlauf bekam er kaum einen Ball zu fassen.
Das lag aber auch daran, dass die vorne von Beginn an auftrumpfenden Bad Boys es hinten an Konzentration vermissen ließen. Der Außenseiter nutzte die Lücken immer wieder zu leichten Toren. Nach gut 20 Minuten war dann Schluss für Heinevetter, der bis dahin nur zwei von elf Würfen pariert hatte.
Sigurdsson brachte Wolff, doch auch der Kieler konnte die Fehler seiner Vorderleute oft nicht mehr ausbügeln. Angesichts der ungewohnten Schwächen reagierte Wolff kurz vor der Pause zornig - laut motzend forderte er seine Mitspieler zu mehr Konzentration auf.
Das Turnier geht erst richtig los
In Gefahr geriet der Europameister, der den Ausfall des verletzten Paul Drux locker verschmerzen konnte, dennoch zu keiner Zeit. Immerhin agierten die Bad Boys offensiv mit viel Spielfreude und hebelten die Abwehr der Saudis mit gelungenen Kombinationen ein ums andere Mal aus.
Nach dem Wechsel schonte Sigurdsson einige Stammkräfte wie Kapitän Uwe Gensheimer, der alle vier Siebenmeter sicher verwandelte, und Groetzki. Der Vorsprung des DHB-Teams wuchs dennoch stetig an, was der Bundestrainer an der Seitenlinie mit teilweise regungsloser Miene zur Kenntnis nahm. Auch Sigurdsson weiß: Das Turnier geht für seine Mannschaft erst am Freitag so richtig los.