Hamburg.

Das Sonderlob seines Trainers hatte sich HSV II-Torhüter Tom Mickel wahrlich verdient. „In der ersten Halbzeit“, so sein Coach Dirk Kunert, „hat Tom uns im Spiel gehalten.“ Dabei hatte der 27-jährige aus Hoyerswerda stammende Keeper nach acht Minuten ironisch gesprochen die einfachste Aufgabe des Tages im Regionalliga-Derby zu bewältigen. Es gab nämlich einen berechtigten Foulelfmeter für Eintracht Norderstedt – und wenn die Garstedter eines in den letzten zwei Jahren unter Beweis gestellt haben, dann das: Strafstöße sind nicht ihr Ding. Marin Mandic schob Mickel den Ball lasch fast in die Arme. Es war der vierte Fehlversuch für Norderstedt bei fünf Strafstößen in dieser Saison. Die Gäste blieben zwar das bessere Team, doch da war eben Mickel. Gegen Laurynas Kulikas reagierte er sensationell, als er einen wuchtigen Kopfball blitzschnell aus dem linken unteren Eck fischte (38.). Weitere Möglichkeiten vergab die Eintracht in der ersten Hälfte zusätzlich.

„Wir waren da einfach nicht griffig genug. Ohne Verstärkungen von oben haben wir aber personell auch aus dem letzten Loch gepfiffen“, konstatierte Kunert. Trotzdem überschritt seine Mannschaft die magische 20-Punkte-Grenze. Mit der ersten echten eigenen Torchance, die auch deshalb entstand, weil die Gäste ein Foul des Hamburgers Dren Feka an David Karg gesehen haben wollten und kurzzeitig zu spielen aufhörten, traf Törles Knöll, den Temperaturen entsprechend eiskalt, frei vor dem Tor zum 1:0. Der Einkauf des 19-Jährigen vom FSV Mainz 05 erweist sich somit mehr und mehr als Volltreffer.

Es war bereits Knölls sechstes Tor im sechzehnten Einsatz. Damit ist der Angreifer Rekordtorschütze der zweiten Mannschaft. Nach Knölls Treffer kam der HSV II besser ins Spiel, musste nur noch einmal zittern, als Linus Meyer für Norderstedt in der Nachspielzeit den Pfosten traf. „Es war sehr wichtig, nach zwei nicht so guten Spielen wieder zu gewinnen“, atmete Trainer Kunert erleichtert durch. Sein Team hat sich mit neun Punkten ein beruhigendes Punktepolster auf die Abstiegsplätze zugelegt.

Enttäuscht war dagegen Norderstedts Trainer Dirk Heyne. „Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen ist eine Katastrophe. Jetzt hadert jeder in der Kabine mit sich. Das ist reine Kopfsache“, sagte er. Ein Beweis dafür sei auch der Elfmeter: „Normalerweise nimmt Marin den Vollspann und haut das Ding rein.“ Aus sechs Partien konnte Heyne bislang nur drei Remis holen. Der Abstiegsrang ist nur drei Punkte entfernt. Die Lage an der Ochsenzoller Straße wird immer kritischer.