Im Video: Emre Can vergibt die Riesenchance zum Sieg. Jürgen Klopp fordert eine bessere Leistung seiner Mannschaft.
Liverpool. Jürgen Klopp flüchtete sich in Sarkasmus. "Das erste zu Null der Saison - jippie!", sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem 0:0 im vermeintlichen Spitzenspiel der Premier League gegen Manchester United mit süß-saurem Gesichtsausdruck. Und Klopps Miene dürfte sich verfinstert haben, als er kurz darauf vom erneuten Angriff seines Kollegen José Mourinho auf die Reds erfuhr.
"Ihr sagt gerne, dass sie das letzte Weltwunder im Angriffsfußball sind, aber sie sind auch eine Mannschaft, die verteidigt und defensiv denkt", lästerte Mourinho bei der Pressekonferenz: "Wie viele Torschüsse hatte Liverpool? Zwei. Bei 65 Prozent Ballbesitz!" Mourinho verdrehte die Augen. Die Medienmeute solle gefälligst Klopp und Liverpool kritisieren, "nicht uns. Das ist deren Problem, nicht unseres." Ein typischer Mourinho.
Und der hatte noch nicht genug. 35 Prozent Ballbesitz, der niedrigste Wert für United seit Beginn der Aufzeichnungen (2003/04) – das konnte, das durfte nicht wahr sein. Und so kehrte Mourinho noch einmal in den Presseraum zurück und schimpfte auf den Statistikpartner der Liga (Opta). Seine Leute hätten einen Wert von 42 Prozent ermittelt, behauptete er, "das ist doch verrückt. Wir machen es selbst – mit besseren Leuten als die (Opta)."
Can scheitert an de Gea
Immerhin gab der Portugiese zu, dass Liverpool "eine sehr gute Mannschaft" sei. Aber offensivfreudig? "Sie waren sehr vorsichtig, sie wollten uns kontrollieren." Seine Spieler seien denen von Klopp aber "taktisch und emotional" überlegen gewesen. So sehr, dass sein Torhüter David de Gea "90 Minuten im Urlaub" gewesen sei.
Nun ja, De Gea rettete stark gegen Nationalspieler Emre Can (58.) und mit einer "Wunderparade" (Daily Mail) gegen Philippe Coutinho (71.). Liverpool (17 Punkte) verpasste es somit, zu Spitzenreiter Manchester City (19) aufzuschließen, und blieb Vierter. United (14) fiel auf Rang sieben zurück.
Presse gelangweilt vom Spiel
Klopp war "nicht frustriert, aber auch nicht zufrieden mit der Vorstellung" seiner Elf. Er lobte zwar die "sehr gute Einstellung", benannte aber auch viele Mängel. Schwaches Passspiel, kein Gefühl für die Räume, Ungeduld am Ball, zu viel Unruhe im eigenen Spiel, kurz: "Wir können es viel besser – und wir müssen es viel besser machen."
Das gilt auch für Torhüter Loris Karius, der ein paar Wackler hatte, oder Can, der beim ersten Startelfeinsatz in der Liga körperlich noch nicht auf der Höhe schien. "Eingerostet" sei noch höflich formuliert, schrieb der Guardian über den Mittelfeldmann.
Überhaupt sei das ganze Spiel eine maue Angelegenheit gewesen, urteilte die Presse. Der "Daily Express" erlebte einen "frustrierenden Abend", der "Guardian" einen "farblosen 'roten' Montag", die "Daily Mail" schrieb: "Aus dem roten wurde ein toter Montag." Und für die "Sun" war der größte Aufreger noch die schwarze Katze, die beim Warmmachen über den Platz flitzte. Selbst Klopp war sicher: "In zehn, 20 Jahren wird dieses Spiel keiner mehr zeigen."