Hamburg. Das Leben als Tennisprofi liegt ihm nicht mehr. Der Hamburger Tennisprofi möchte nun in seiner Heimatstadt eine Akademie leiten.

Die Gedanken waren innerhalb der vergangenen 14 Tage zur Gewissheit gereift. Am Mittwochmorgen vollzog Julian Reister eindrucksvoll das, was sich über Monate angedeutet hatte. Der 30 Jahre alte Hamburger beendete seine professionelle Tenniskarriere mit einer Liebes­erklärung an seinen Sport, die er auf der von seinem Bruder betriebenen Internetseite playery.de veröffentlichte. Das Fazit, das Reister dort zieht, ist eindeutig: „Du hast mich nicht zum Millionär gemacht, aber mir Erlebnisse geschenkt, die unbezahlbar sind.“

Die Gründe für seinen Rücktritt schilderte Reister, der 2005 Profi wurde, dem Abendblatt im persönlichen Gespräch. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr zu 100 Prozent hinter dem Leben stand, das man als Tennisprofi leben muss“, sagte er. „Ich hatte keine Lust mehr auf das Reisen, selbst Gewinnen hat mir nicht mehr das gegeben, was es früher ausgelöst hat. Ich bin dankbar für diese Erkenntnis und fühle, dass es richtig ist, nun die Konsequenz zu ziehen.“ Vor allem waren es die immer wiederkehrenden Verletzungsprobleme, die Reister aus der Bahn warfen. „Die vergangenen Jahre mit den vielen Ausfallzeiten waren schon zermürbend“, sagte er. Er habe die Überzeugung gewonnen, „dass ich mich auch deshalb immer verletzt habe, weil ich nicht mehr bereit war, alles für das Profitennis zu opfern“.

Er ist mit sich im Reinen

Die Vorhaltungen, er sei nicht hart genug für das Profigeschäft und hole nicht das Optimum aus seinem zweifelsfrei vorhandenen Talent heraus, hat Julian Reister in seinem emotionalen Text verarbeitet. Er geht dennoch im Reinen mit sich. „Mein Ziel war es, einmal unter den besten 100 der Welt zu stehen. Das habe ich geschafft“, sagte er. Im November 2013 wurde er an Position 83 der Weltrangliste geführt, seinen Rücktritt vollzog er nun als 631. der Tenniswelt. Reister gewann fünf Challengerturniere, 2010 bot er bei den French Open in Paris in Runde drei seinem großen Idol Roger Federer bei seiner Dreisatzniederlage die Stirn. „Er war ein wunderbar kreativer Spieler. Leider hat sein Körper nie ganz mitgespielt, sodass sein Ranglistenplatz nie seine Spielstärke widerspiegelte“, sagte sein langjähriger Trainer Herby Horst.

Was nun kommt, will Julian Reister auf sich zukommen lassen. Eine kleine Akademie in Hamburg zu leiten, um Nachwuchsspielern auf ihrem Weg ins Profigeschäft zu helfen, ist sein Traum. Ganz vom Tennis zu lassen, das wird er niemals schaffen.