Julian Reister stellt seinen Schläger mit 30 Jahren in die Ecke. Was die ehemalige Nr. 83 über Mädchen, Alkohol und Partys schreibt.
Der Hamburger Tennis-Profi Julian Reister (30) hat seine Tenniskarriere nach elf Profijahren beendet und dem Sport einen Abschiedsbrief gewidmet. "Du hast mich nicht zum Millionär gemacht. Aber du hast mir Erlebnisse und Eindrücke geschenkt, die unbezahlbar sind", schrieb er auf der Medienplattform playery.de. Reister wurde 2005 Profi und gewann in seiner Laufbahn fünf Challenger-Turniere. Auf der ATP-Tour gelang dem derzeit 631. der Weltrangliste kein Triumph.
Tennisplatz statt Mädchen und Partys
Seine beste Platzierung im Ranking war Position 83 im November 2013. Mitte September war Reister beim Challenger in Stettin in der ersten Runde ausgeschieden. „Jahrelang warst du das Einzige, das für mich zählte. Natürlich warst du wichtiger als Klassenarbeiten und Hausaufgaben. Aber auch Mädchen, Alkohol und Partys interessierten mich nicht. An dir konnte ich meine Aggressionen rauslassen. Viele Schläger sind bis heute stille Zeugen davon. Unzählige Nachmittage habe ich mich mit meiner Mutter direkt nach der Schule zu dir aufgemacht. Lange Strecken und schlechte Noten habe ich gerne in Kauf genommen. Ich hatte ein Ziel vor Augen, ich wollte Profi werden“, erzählt der 30-Jährige, der seinen großen Traum auch leben durfte.
Als Qualifikant gegen Federer
Sein bestes Grand-Slam-Resultat war bei den French Open 2010, wo er als Qualifikant die dritte Runde erreichte und dann gegen Roger Federer spielen durfte. „Dafür dass ich mir vor Angst fast in die Hosen machte, habe ich mich aber ganz gut geschlagen, oder?“ Die Liebe zum Tennis begann bei Reister nach vielen verletzungsbedingten Rückschlägen zu bröckeln. „Die Kritiker hatten womöglich Recht: Vielleicht habe ich aus meinem Talent nicht das Optimum herausgeholt. Aber ich bin absolut im Reinen damit. Was nämlich oft vergessen wird, wenn über Sportler geurteilt wird, dass auch sie Menschen mit individueller Persönlichkeit sind. Reister erspielte sich in seiner Karriere ein Preisgeld von 858.260 US-Dollar.
"Wir haben uns nicht oft gesehen in letzter Zeit. Daher hast du es bestimmt schon geahnt", schrieb Reister: "Ich möchte mich von dir verabschieden. Nicht von dir als Sport, dafür bist du mir zu wichtig. Aber als Profisportler ist nun die Zeit gekommen, Tschüss zu sagen."