Montréal. Russische Gruppe schlägt erneut zu und gibt die nächsten geheimen Daten der Welt-Doping-Agentur heraus. Fünf Deutsche dabei.

Die russische Hacker-Gruppe Fancy Bear hat weitere Details über medizinische Berichte von Top-Athleten veröffentlicht. Das bestätigte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) am Donnerstag in einer Mitteilung auf ihrer Homepage.

Zu der 25 Athleten umfassenden Gruppe gehören erstmals auch deutsche Sportler: die Leichtathleten Robert Harting und Christina Obergföll sowie die Schwimmer Christian vom Lehn, Franziska Hentke und Christian Reichert.

Ein Dopingvergehen hat keiner dieser Athleten begangen, da für die aufgeführten verbotenen Substanzen Ausnahmegenehmigungen vorlagen. Den Vorgang bestätigte die Wada, dessen Datenbank die Gruppe gehackt hatte.

Harting reagiert entspannt sarkastisch

Bei Harting handelt es sich laut Dokument um den Gebrauch von Dexamethasonen und Triamcinolonacetoniden, der bei einem Test während der olympischen Spiele in Rio nachgewiesen wurde.

Die Dosis, Art und Häufigkeit der Verabreichung der Substanzen müsse, so die Wada-Anweisung an den Diskus-Olympiasieger von 2012, "akribisch, wie sie von Ihrem Arzt verschrieben wurde, befolgt werden".

In einer ersten Reaktion gab Harting sarkastisch. "Anti Doping Gesetz beschloss Recht auf Datenschutz bei Sportlern zu enthebeln - jetzt wurde in Canada gehackt", schrieb der 31-Jährige in einem an Bundesjustizminister Heiko Maas gerichteten Tweet.

Mit der Veröffentlichung der gehackten Liste habe er kein Problem, schob Harting wenig später nach. "Alles entspannt. Die Medikamente stehen jedem Patienten offen. Wir Sportler melden das,um zu ent-zweifeln", schrieb Harting, der als engagierter Anti-Doping-Kämpfer bekannt ist.

Obergföll findet es "ätzend"

Obergföll Anfang September in Berlin
Obergföll Anfang September in Berlin © Imago/Camera 4

Auch Obergföll reagierte. "Natürlich ist das ätzend. von Hackern durchleuchtet zu werden", sagte die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin dem SID und erklärte: "Es ist nicht schön, aber auch nicht wirklich schlimm, weil ich nichts zu verbergen habe."

Dopingvergehen hat keiner der fünf erwähnten deutschen Athleten begangen, da für die aufgeführten verbotenen Substanzen Ausnahmegenehmigungen vorlagen beziehungsweise kein Dopingtatbestand vorlag.

"Aus diesen Daten lassen sich beim besten Willen keine Dopingfälle konstruieren, nicht mal ansatzweise", sagte Doping-Experte Fritz Sörgel dem SID.

Auch Froome-Berichte veröffentlicht

Unter den 25 Athleten aus acht Nationen sind auch die beiden britischen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome und Bradley Wiggins zu finden. Insgesamt seien 29 Sportler von den Veröffentlichungen betroffen, sagte Wada-Generaldirektor Olivier Niggli.

Fancy Bear hatte zuvor die Accounts von mehreren amerikanischen Topathleten bei der Wada durchsucht. Sie stellten dabei bereits mehrere medizinische Ausnahmegenehmigungen für Mittel der Athleten ins Internet.

Wada-Direktor bedauert Vorgang

Die viermalige Turn-Olympiasiegerin Simone Biles, Tennis-Star Venus Williams und Basketball-Olympiasiegerin Elena Delle Donne hatten sich nach den ersten Veröffentlichungen gewehrt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie bekamen dabei Unterstützung von der Wada und dem Internationalen Olympischen Komitee IOC.

Sportler dürfen mitunter Medikamente einnehmen, die auf der Dopingliste stehen, müssen dafür aber eine medizinische Ausnahmegenehmigung vorweisen.

„Wir bedauern, dass diese Kriminellen versucht haben, den Ruf der betroffenen Athleten auf diese Weise zu schädigen“, sagte Niggli in dem neuen Statement.