Rio de Janeiro. Sänger Klaus Meine lobt die Einstellung der Athleten. Silber für Valentin Baus im Tischtennis. Hamburger Bogenschützin ausgeschieden
Dem Glamourfaktor durch die Scorpions folgte erneuter Silberglanz an der Tischtennisplatte: Einen Tag nach Thomas Schmidberger hat auch Valentin Baus bei den Paralympics in Rio de Janeiro den zweiten Platz belegt. Der Rollstuhlathlet aus Bochum verlor am Montag sein Finale gegen den Chinesen Ningning Cao in drei Sätzen mit 11:13, 10:12 und 8:11. „Ich ärgere mich zwar ein bisschen, aber ich bin auch zufrieden mit Silber“, sagte der Weltmeister und fügte kämpferisch hinzu: „Ich greife 2020 in Tokio neu an.“
Baus gewann für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) die 17. Medaille. Mit viermal Gold, achtmal Silber und fünfmal Bronze rangierte das Team nach 198 von 528 Entscheidungen in der Nationenwertung auf Platz zehn. An der Spitze lag China (40/31/24) vor Großbritannien (25/14/19) und der
Ukraine (19/14/19).
Am Vorabend hatte die deutsche Mannschaft prominenten Besuch bekommen: Die Rockgruppe Scorpions war zu Gast im Deutschen Haus und würdigte die Leistungen der Behindertensportler. „Wir haben einen tiefen Respekt davor“, sagte Sänger Klaus Meine. „Die Botschaft ist: Egal, was passiert, lass’ dich nicht unterkriegen von deinem Schicksal. Du kannst immer noch etwas Großes in deinem Leben auf den Weg bringen.“
Die Scorpions, mit dem Song „Wind of Change“ weltweit bekannt geworden, absolvieren zurzeit eine Tournee in Südamerika. Am Sonnabendabend traten sie in Rio de Janeiro auf, an diesem Dienstag spielen sie in Santiago de Chile. Im Deutschen Haus gaben sie zum Bedauern der Gäste keine Kostprobe ihres Repertoires. „Musik und Sport, das sind die beiden Themen, die Menschen zusammenbringen“, sagte Meine, „und die die Hoffnungen nicht sterben lassen, dass wir eines Tages doch noch alle in einer friedlichen Welt zusammenleben können.“
Unterdessen haben die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen das Viertelfinale erreicht. Die Paralympicssieger von 2012 in London feierten mit dem 59:20 (32:8) über Argentinien den dritten Sieg im vierten Spiel. Dabei brachte das Team das Kunststück fertig, im letzten Viertel nicht einen einzigen Korberfolg der Südamerikanerinnen zuzulassen. In der Runde der letzten acht trifft die Mannschaft des Hamburger Bundestrainers Holger Glinicki, in der auch die Hamburgerinnen Simone Kues, Maya Lindholm, Gesche Schünemann und Annika Zeyen stehen, an diesem Dienstag (16.45 Uhr MESZ) auf Frankreich. Die deutschen Männer trafen in der Nacht zu Dienstag in ihrem letzten Gruppenspiel auf Gastgeber Brasilien.
Ausgeschieden ist dagegen die in Mölln lebende Hamburger Bogenschützin Jennifer Heß. Im Mixedwettbewerb Recurve unterlag die nach einem Reitunfall querschnittsgelähmte Athletin mit ihrem Partner Maik Szarszewski (Vöhringen) im Achtelfinale mit 3:5 gegen die Mongolei. Am Donnerstag hat die 40-Jährige im Einzelwettbewerb (Qualifikation um 14 Uhr MESZ) eine weitere Chance. Für den Hamburger Segler Heiko Kröger, dem der linke Unterarm fehlt, starteten in der Nacht zu Dienstag die Wettfahrten in der 2,4mR-Klasse. Das Medaillenrennen ist für Sonnabend angesetzt.
Am Montag gab das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zudem Lücken in seinem Antidopingsystem zu. Hintergrund ist eine Flut von Rekorden bei den Paralympics. 117 Weltrekorde wurden allein an den ersten vier Wettkampftagen aufgestellt. Die Befürchtung ist, dass sich nicht alle Bestmarken mit der Weiterentwicklung der Prothesentechnik und deutlich verbesserten Trainingsbedingungen erklären lassen. Weil dem IPC das Geld und das Personal fehlt, gibt es während der gesamten Paralympics nur 1500 Dopingtests für mehr als 4300 Athleten.