Angelique Kerber lieferte sich im ersten Satz einen erbitterten Kampf gegen Vinci. Im zweiten machte die Kielerin kurzen Prozess.
New York. Nur noch zwei Schritte zum Titel und zur Nummer eins der Tennis-Welt: Angelique Kerber hat ihre bestechende Form bestätigt und ist ins Halbfinale der US Open eingezogen. Nun trifft sie am Donnerstag auf die ehemalige Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki. Auf dem Weg zum Titelgewinn, der sie zur Nummer eins der Welt machen würde, bezwang die Kielerin im Viertelfinale die an Position sieben gesetzte Italienerin Roberta Vinci 7:5, 6:0 und bleibt damit ohne Satzverlust im Turnier. Deutschlands beste Tennisspielerin verwandelte nach 78 Minuten ihren zweiten Matchball, als eine Rückhand Vincis im Aus landete.
Im Kampf um den Einzug ins Endspiel trifft Kerber am Donnerstag auf die Dänin Caroline Wozniacki oder Anastasija Sevastova aus Lettland. „Sie wechselt häufig den Rhythmus, das macht es für mich schwierig, zu meinem Spiel zu finden“, sagte Kerber im Anschluss. „Im ersten Satz war es wichtig, mental stark und ruhig zu bleiben. Im zweiten habe ich deutlich aggressiver gespielt und sie dominiert.“
Schock-Start für Kerber gegen Vinci
Im Arthur-Ashe-Stadium entwickelte sich zunächst genau das zähe Match, das Kerber erwartet hatte. Beide Spielerinnen hatten im ersten Durchgang große Probleme mit ihrem Aufschlag. Und so startete die Australien-Open-Siegerin denkbar schlecht ins Spiel, denn Vinci nahm ihr direkt den ersten Service ab. Die 28 Jahre alte Kerber konterte aber mit einem Re-Break.
Bis zum 5:5 ging es munter hin und her, Vinci brachte Kerber mit ihren permanenten Slices mitunter zur Verzweiflung. Mit einem lauten „Komm jetzt!“ feierte Kerber den Punkt zum 6:5. Nach 54 Minuten unterlief Vinci ein Fußfehler – und Kerber entschied den ersten Satz für sich. Die Italienerin reckte den Daumen in die Höhe und applaudierte ironisch dem Linienrichter.
Doch am Ende war sicherlich nicht die Entscheidung des Linienrichters, sondern eher ihr eigener Aufschlag ausschlaggebend für den Satzverlust aus Sicht der Italienerin. Die nach Serena Williams zweitälteste im Hauptfeld verbliebene Spielerin brachte nur 48 Prozent ihrer ersten Aufschläge ins Feld, während Kerber (79 Prozent) deutlich besser servierte. Wenn Vinci über den zweiten Aufschlag gehen musste, holte sie nur 24 Prozent der Punkte.
Kerber startet furios in Satz zwei
Im zweiten Satz wurde Kerber immer stärker und ließ keine Zweifel mehr an ihrem zweiten Halbfinal-Einzug bei den US Open nach 2011 aufkommen. Damals hatte sie als ungesetzte Spielerin überraschend das Halbfinale erreicht und ihren Weg in die Weltspitze begonnen. „Es ist einiges passiert in den Jahren. Ich bin eine komplett andere Spielerin als damals. Ich habe viel mehr Selbstvertrauen, glaube dran und habe Spaß“, sagte Kerber.
Nachdem der erste Satz noch hart umkämpft war, legte Kerber im zweiten einen furiosen Start hin und führte bereits nach zehn Minuten mit 3:0. Vinci wirkte fortlaufend körperlich platt und hatte der hoch konzentriert spielenden Kerber nichts mehr entgegenzusetzen. Die 33-Jährige hatte im vergangenen Jahr im Halbfinale völlig überraschend Serena Williams aus dem Turnier geworfen und die historische Chance der Amerikanerin auf vier Grand-Slam-Siege in einem Jahr zerstört.
Nach ihrem Sieg bei den Australian Open und dem verlorenen Wimbledon-Finale kann sie nun den zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere feiern. Sollte sie am Sonnabend tatsächlich triumphieren, würde sie auch definitiv Serena Williams als Weltranglisten-Erste ablösen. Sollte Serena Williams in New York nicht das Endspiel erreichen, würde Kerber sogar ohne Finaleinzug zur neuen Nummer eins im Damen-Tennis aufsteigen.