New York. Gegen Qualifikantin Catherine Bellis hat Angelique Kerber keine Mühe. In 55 Minuten zieht sie bei den US Open ins Achtelfinale ein.

Auf Angelique Kerber wartet in New York die erste Reifeprüfung. Nach den Pflichtaufgaben gegen Polona Hercog, Mirjana Lucic-Baroni und Catherine Bellis sieht sich die 28-Jährige aus Kiel im Achtelfinale der US Open am Sonntag mit der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova konfrontiert. Die 26 Jahre alte Tschechin hat 2011 und 2014 das bedeutendste Tennisturnier der Welt gewonnen, war bereits die Nummer zwei im Ranking und kämpft sich nach Schwächephase und Krankheit gerade in die Weltspitze zurück.

Im direkten Vergleich steht es 4:4

„Sie spielt wieder gut, das sieht jeder. Sie hat ihre Matches hier bislang sehr souverän durchgezogen“, sagte Kerber vor dem neunten Aufeinandertreffen mit Kvitova. Im direkten Vergleich steht es 4:4, die vergangenen beiden Partien im Halbfinale von Stuttgart in diesem Jahr und bei der WTA-WM 2015 in Singapur entschied Kerber für sich.

Doch die Australian-Open-Siegerin hat gegen die Olympia-Dritte von Rio de Janeiro auch schon schmerzhafte Dreisatz-Niederlagen kassiert wie im Fed-Cup-Endspiel in Prag 2014 oder der WTA-WM 2013 damals noch in Istanbul. „Wir hatten großartige Spiele in der Vergangenheit. Ich glaube, es wird wieder ein enges Match, ein gutes Match“, sagte Kerber vor dem Duell der Linkshänderinnen, betonte aber mit dem Selbstbewusstsein einer Weltranglisten-Zweiten auch: „Für mich ist es nicht so wichtig, wie sie spielt. Ich schaue auf meine Stärken und wie ich mich fühle. Und ich fühle mich auch sehr gut.“

Lockeres 6:1 und 6:1 gegen Qualifikantin Bellis

Das 6:1, 6:1 gegen die amerikanische Qualifikantin Bellis in der Night Session am Freitag (Ortszeit) war Kerbers 50. Sieg im Hauptfeld eines WTA-Turniers in diesem Jahr – keine andere Spielerin hat mehr Partien gewonnen. „Ich habe ins Turnier gefunden und bin in der zweiten Woche, was das Ziel jeder Spielerin ist“, sagte Kerber.

Das Achtelfinale soll aber noch lange nicht das letzte Match der Wimbledonfinalistin sein - auch wenn sie die Nummer-eins-Debatte weiterhin charmant und gekonnt abwiegelt. „Ich konzentriere mich hier jetzt nicht auf die Nummer eins, sondern auf Matches, die ich gewinnen möchte“, sagte die Norddeutsche. „Ich fühle mich gut. Schauen wir mal, was die nächsten Tage und Wochen so bringen.“

Kerber tritt im Stile einer wahren Spitzenspielerin auf

Je weiter Kerber beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres kommt, desto wahrscheinlicher wird eine Übernahme der Weltranglistenführung. Amtsinhaberin Serena Williams muss in jedem Fall ins Halbfinale kommen, um ihre Position nicht zu verlieren. Doch Kerber will sich nicht unter Druck setzen lassen und tritt im Flushing Meadows Corona Park bislang im Stile einer wahren Spitzenspielerin auf.

„Ich versuche mit meiner Körpersprache auszustrahlen, dass ich viel Selbstvertrauen habe“, sagte Kerber nach dem 55-minütigen Einsatz gegen Bellis im Arthur-Ashe-Stadium. Bundestrainerin Barbara Rittner verfolgte das einseitige Match entspannt in Kerbers Box und nannte den Auftritt „beeindruckend souverän und spielstark“. Doch Kvitova hat eine andere Qualität als die Nummer 158 der Weltrangliste.

Bravourös gekämpft und dennoch verloren

Die Hamburgerin Carina Witthöft nach bravourösem Kampf in der dritten Runde der US Open in New York an Roberta Vinci (33) gescheitert und hat damit ihren ersten Einzug in ein Achtelfinale eines Tennis-Grand-Slam-Turniers verpasst. Die 21-Jährige, Nummer 102 der Weltrangliste, musste sich der an Position sieben gesetzten Italienerin mit 0:6, 7:5, 3:6 geschlagen geben. Vinci lobte ihre Kontrahentin als „großartige Spielerin“.

Auch Alexander Zverev ausgeschieden

Ebenfalls zu Ende ist das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres für Alexander Zverev. Während das Aus für Witthöft gegen die Vorjahresfinalistin zu erwarten war, verlängerte der 19 Jahre alte Hamburger die Reihe seiner zuletzt enttäuschenden Auftritte. Der junge Mann steckt in der ersten Krise seiner Laufbahn. 4:6, 4:6, 7:5, 2:6 lautete das deprimierende Ergebnis im Zweitrundenmatch gegen Daniel Evans, Nummer 64 der Welt aus Großbritannien. „Ich habe schlecht gespielt. Ich habe gar keine Ahnung gehabt, was ich auf dem Platz mache“, sagte er. Für die Ansprüche des Weltranglisten-27. war das viel zu wenig.