Man sollte ja jetzt Verständnis haben. Aus in der zweiten Runde bei den US Open, passiert. Das ist doch ein junger Mann, hochgehypter Hoffnungsträger. Erst 19. Inkonstant, klar. Es ist vieles immer noch neu auf der Profitour, alle wollen was, man kann auch mal eine Formkrise haben, die Gegner möchten was beweisen gegen den bejubelten Aufsteiger, das unterläuft auch den Allerbesten, das Talent ist ja da, nun lasst doch mal den Jungen in Ruhe. Könnte man so sagen.
Er lässt keinen „unforced Error“ aus
Das Problem mit Alexander Zverev ist aber: Er lässt keinen „unforced Error“ aus. Körpersprache katastrophal, Antworten kurz bis patzig, Wohnsitz Steueroase, Olympiaabsage, Davis-Cup-Lustlosigkeit, Erstrunden-Aus in Hamburg. Er schlägt sich zu viele Türen zu, die ihm weit offenstanden.
Denn irgendjemand, Management, Familie, was weiß man, hat diesem seit seinem elften Lebensjahr ausgebildeten Jüngling eingeredet, er werde ein Global Player. Die Welt sei sein Feld. Denke an dich, strahle, siege, dann liegen sie dir zu Füßen. Gehe deinen Weg.
Doch wir sehen einen verunsicherten jungen Mann, der noch nicht durchschaut, dass zu einem erfolgreichen Profijob nicht nur Leistung auf, sondern auch neben dem Platz gehört. Der noch nicht weiß, dass er viel mehr verliert als Weltranglistenpunkte wenn auch seine Ergebnisse auf dem Platz nicht mehr stimmen. Man sollte Verständnis haben – aber das fällt gerade echt schwer.