Olympiasieger Hambüchen wartet noch auf sein goldenes Reck. Uwe Seeler vom Schützen des Wembley-Tores, Geoff Hurst, geehrt.
Hamburg. Als es in der Fischauktionshalle am Montagabend minutenlange Standing Ovations gab, konnte nur ein Mann die Bühne betreten: Uwe Seeler. Die HSV-Ikone bekam den „Sport Bild“-Award für sein Lebenswerk – überreicht ausgerechnet von Sir Geoff Hurst, dem 1966 im WM-Endspiel in London drei Tore gelangen, darunter auch das so genannte Wembley-Tor.
„Uwe gehört für mich zu der Kategorie wie bei uns in England Bobby Charlton, Gordon Banks und Bobby Moore. Er ist einer der Größten des Weltfußballs. Jeder, der sich für Fußball interessiert, kennt den Namen Uwe Seeler“, lobte Hurst den damaligen deutschen Mannschaftskapitän. Und der 74 Jahre alte frühere Stürmer betonte: „Das Wundervolle an diesem Spiel von 1966 war der große Respekt zwischen beiden Teams. Dieser Sportsgeist war etwas Besonderes.“
Seeler kann über jenes umstrittene Tor zum 3:2 vor 50 Jahren inzwischen lachen. „Laut lachen sogar“, sagte der 79-Jährige. „Dass es kein Tor war, weiß jeder. Aber auf der anderen Seite ist es doch wunderbar, dass wir heute noch vom Wembley-Tor reden. Wir haben mit der englischen Mannschaft auch eine gute Freundschaft, wir haben ja auch zwei Wohltätigkeitsspiele gemacht – eins in England und eins in Deutschland“. Es sei also „alles in bester Ordnung. Und wenn wir das Tor gekriegt hätten, das keins war, hätten wir es sicherlich auch genommen“, ergänzte er schmunzelnd.
Hambüchen fordert Bommes heraus
Für ein Highlight des Abends sorgte auch Turner Fabian Hambüchen, der nach seiner Goldmedaille am Reck unter tosendem Applaus als Star des Jahres ausgezeichnet wurde. Als Moderator Alexander Bommes den 28-Jährigen bat, sich standesgemäß mit einem Handstand von der Bühne zu verabschieden, forderte Hambüchen selbiges zuerst vom TV-Mann ein. Gesagt, getan – beide gaben sich keine Blöße. Die besseren Haltungsnoten erhielt allerdings Hambüchen, wenngleich er im Anzug nicht an seine Wertung aus Rio herankam.
Im Anschluss gab Hambüchen, der für die Veranstaltung extra seinen Urlaub unterbrochen hatte, preis, dass er weiterhin auf sein goldenes Reck von Rio wartet. „Es ist noch unterwegs, keine Ahnung, ob's gerade irgendwo auf dem Ozean ist, aber es soll im Oktober da sein“, sagte der Olympiasieger. „Es kommt bei uns schön in die Halle in Wetzlar. Ich freue mich riesig, dass es geklappt hat.“ Der Hersteller hatte Hambüchen das Reck geschenkt, nachdem er angekündigt hatte, das Souvenir aus der Olympic Arena kaufen zu wollen. „Es war so eine Schnapsidee in dem Moment, als ich noch einmal unter dem Reck stand für ein Foto hinterher.“
Ludwig/Walkenhorst meiden sich privat
Neben Seeler und Hambüchen wurden unter anderem auch Hamburgs Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen Kira Walkenhorst und Laura Ludwig als Sportlerinnen des Jahres ausgezeichnet. Für das HSV-Duo hat sich mit dem plötzlichen Ruhm vieles verändert. „Alles nicht, wir müssen noch genauso trainieren und zu Hause immer noch den Haushalt selber machen wie sonst auch“, sagte Walkenhorst . „Aber natürlich erkennen einen viele Leute auf der Straße. Man merkt, dass Leute über einen reden. Noch haben wir uns nicht daran gewöhnt, aber es ist eine schöne Belohnung für die harte Arbeit.“
Richtig Luftholen konnte das HSV-Duo nach Olympia noch nicht. Seit einer Woche sind die beiden wieder am Trainieren, weil sie noch die deutsche Meisterschaft in Timmendorf (9. bis 11. September) und das Major-Series-Final in Toronto (13. bis 18. September) spielen. „Die zwei Turniere wollen wir noch gut spielen und gewinnen“, sagte Ludwig. „So richtig zur Ruhe kommen wir dann erst nach Toronto, wenn wir Urlaub haben. Dann werden wir uns mal zwei, drei Monate gönnen.“
In ihrem Privatleben treffen sich die ungleichen Athletinnen selten: „Wir haben sehr unterschiedliche Leben, aber wir sind 250 bis 300 Tage im Jahr zusammen unterwegs, da ist es ganz gut, wenn man mal ein bisschen Abstand genießt“, sagte Ludwig. Die 30-Jährige ist extrovertierter und flippiger als die ruhige, viereinhalb Jahre jüngere Walkenhorst. „Aber im Großen und Ganzen schweißt uns das auch zusammen, dass wir so unterschiedlich sind und es immer mal wieder kracht. Das gibt Gold“, meinte Ludwig.