München . Via Twitter teilte der frischverheiratete Mittelfeldspieler mit, dass er nach 120 Länderspielen die “Familie“ verlassen wird.
Bastian Schweinsteiger (31) hat heute um 10.12 Uhr per Tweet bekannt gegeben, nicht mehr für die deutsche Fußballnationalmannschaft spielen zu wollen. "Ich habe soeben den Bundestrainer gebeten, mich in Zukunft bei der Nominierung für die Nationalmannschaft nicht mehr zu berücksichtigen" so der Mittelfeldspieler.
Nationaltrainer Löw bedankte sich bei Bastian Schweinsteiger „für zwölf Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit im sportlichen wie im menschlichen Bereich“. Löw erklärte weiter: „Zwischen uns beiden herrschte in jeder Beziehung absolutes Vertrauen. Wir konnten uns zu jeder Zeit über sportliche und menschliche Themen austauschen und durch sein Verhalten hat er auch die Mannschaft geprägt.“
„Ich als Trainer habe viel von ihm profitiert und kann mich einfach nur für alles bei ihm bedanken“, ergänzte er. Löw hatte zunächst zwei Jahre als Assistenzcoach und dann zehn Jahre als Bundestrainer mit Schweinsteiger zusammengearbeitet.
„Er hat die Nationalmannschaft geprägt“
„Er hat die Nationalmannschaft geprägt“, sagte Löw einstiger Assistenz und der jetzige DFB-Sportdirektor Hansi Flick zu Schweinsteiger. „Nach der enttäuschenden EM 2004 hat er als Fußballer den Aufbruch des deutschen Fußball entscheidend mitgestaltet“, ergänzte Teammanager Oliver Bierhoff. Der 31 Jahre alte Schweinsteiger hat 120 Länderspiele und sieben große Turniere für Deutschland bestritten. „Unvergessen und eng mit seinem Namen verknüpft wird immer das WM-Finale 2014 in Rio bleiben, in dem er all seine Qualitäten und Tugenden gezeigt hat: Hohe spielerische Klasse und absoluten Einsatzwillen“, betonte DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Der Weltmeistertitel, den Schweinsteiger 2014 mit seinen Teamkameraden in Brasilien holte, sei ein solch emotionales und historisches Ereignis gewesen, was sich in seiner Karriere nicht mehr wiederholen ließe. "Deshalb ist es richtig und vernünftig Schluss zu machen", so Schweinsteiger weiter.
Sein Dank gelte den Fans, der Mannschaft, die eine "wertvolle Familie war", und dem DFB.
Der Kapitän geht nun also doch von Bord. Schon nach dem Halbfinal-Aus bei der EM in Frankreich hatte einiges darauf hingedeutet. Denn ein perfektes Ende mit dem erhofften EM-Triumph war dem früheren Münchner nicht vergönnt. Im EM-Halbfinale gegen Frankreich (0:2) wurde er durch sein Handspiel im eigenen Strafraum vor dem 0:1 sogar zur tragischen Figur. "Jogi Löw wusste, wie viel mir die EM 2016 in Frankreich bedeutet hat, denn ich wollte diesen Titel, den wir seit 1996 nicht mehr nach Deutschland holen konnten, unbedingt gewinnen", schrieb er.
Den idealen Moment für den Abschied auf dem Höhepunkt hatte er vor zwei Jahren verpasst. Das gewonnene WM-Finale 2014 war das Spiel seines Lebens, durch seinen unbändigen Willen ist Schweinsteiger zum Helden geworden. Doch im Gegensatz zu Philipp Lahm konnte sich der damals 29-Jährige noch nicht zum Rücktritt durchringen.
Nachfolger von Lahm
Schweinsteiger wurde als Kapitän Nachfolger von Lahm, er wurde in den vergangenen beiden Jahren aber immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Auch sein EM-Einsatz war lange Zeit fraglich gewesen.
Schweinsteiger hat privat sein Glück gefunden, er heiratete in Venedig Tennis-Star Ana Ivanovic. Sportlich lief es nicht mehr rund. Nun ist klar, dass es im DFB-Team für Schweinsteiger nicht weitergeht - und auch bei seinem Klub Manchester United steht er angeblich vor dem Aus. Der neue Trainer José Mourinho will den Mittelfeldspieler nach Informationen englischer Medien aussortieren.
Im DFB-Team startete Schweinsteigers Karriere 2004 bei der Euro in Portugal. Als 19-Jähriger schaffte er gemeinsam mit Lukas Podolski den Sprung auf den EM-Zug. Zwei Jahre später wurden "Schweini" und "Poldi" zu den Symbolfiguren des Sommermärchens.
Mit den Bayern wurde Schweinsteiger unter anderem achtmal Meister und siebenmal DFB-Pokal-Sieger, 2013 gewann er die Champions League und den Weltpokal. Er war stets Publikumsliebling, Führungsspieler und Liebling seiner Trainer. Für Jupp Heynckes war Schweinsteiger in München "die Seele und das Herzstück der Mannschaft", für Ottmar Hitzfeld und Löw der "emotionale Leader". Auch HSV-Legende Uwe Seeler lobte Schweinsteiger, für seinen Einsatz und seine Entscheidung: "Er kann nur selbst in seinen Körper hineinschauen und hat lange genug seine Pflicht getan. Er war ein toller Kapitän“, sagte Seeler.