Damit ruhen alle Wimbledon-Hoffnungen auf Angelique Kerber, die die Hamburgerin Carina Witthöft nach Hause schickte.
London. Alexander Zverev kämpfte tapfer, aber vergeblich um die Wende auf dem bekanntesten Tennisplatz der Welt. Annika Beck zahlte bei ihrer Centre-Court-Premiere an einem außergewöhnlichen Sonntag in Wimbledon gegen die große Serena Williams Lehrgeld. Die Hoffnungen ruhen nun mehr denn je auf Melbourne-Siegerin Angelique Kerber, die als einzige Deutsche in der zweiten Wimbledonwoche aufschlägt.
Der Hamburger Teenager Zverev (19) begeisterte das Publikum im All England Club mit zahlreichen Kostproben seines immensen Potenzials. Tomas Berdych aus Tschechien, Finalist von 2010, spielte in den entscheidenden Momenten jedoch abgeklärter. Nach 2:40 Stunden unterlag Zverev 3:6, 4:6, 6:4, 1:6, erntete aber großes Lob seines Kontrahenten: „Er ist ein zukünftiger Grand-Slam-Sieger. Von ihm werden wir noch viel hören.“
Zverev verkaufte sich immerhin teurer als die drei Jahre ältere Beck (Bonn), die beim 3:6, 0:6 gegen die sechsmalige Titelträgerin Williams (USA) nur die einzigartige Atmosphäre genießen durfte. „Das war eine Lehrstunde, die mir gezeigt hat, wo das Limit im Damentennis ist“, sagte Beck: „Jeder Punkt war schon ein Erfolg für mich.“
Hatte Williams in der Runde zuvor das Aus nur knapp vermieden, blieb sie diesmal über die gesamte Spieldauer von 51 Minuten konzentriert. Als wollte sie nicht mehr Zeit als unbedingt notwendig auf dem Court verbringen. „Ich liebe es, wenn ich Sonntag frei habe, aber ich hing mit meinen Matches ein bisschen hinterher“, sagte Williams, der ihr 300. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier gelang. Nach dem Regenchaos der vergangenen Tage wurde zum vierten Mal in der Wimbledongeschichte (nach 1991, 1997 und 2004) der spielfreie „Middle Sunday“ geopfert.
Witthöft hält gegen Kerber gut mit
Für Kerber änderte sich dadurch nichts, die Weltranglistenvierte aus Kiel hatte ihr Drittrundenmatch bereits am Sonnabend erfolgreich absolviert. Gegen Carina Witthöft aus Hamburg gewann sie nach einer Zitterpartie im ersten Satz souverän 7:6 (13:11), 6:1 und richtete ihren Blick sofort auf ihr Achtelfinale am Montag gegen Misaki Doi. Gegen die Japanerin hatte Kerber in der ersten Runde der Australian Open im Januar auf dem Weg zu ihrem ersten Grand-Slam-Titel einen Matchball abgewehrt.
„Das Match ist noch immer präsent. Ich weiß, was ich gegen sie machen muss. Ich muss aus Australien lernen, damit ich nicht wieder Matchball gegen mich habe“, sagte Kerber. Die drei Zweisatzsiege in der ersten Woche von Wimbledon haben ihr French-Open-Debakel, als sie in der ersten Runde ausgeschieden war, vergessen lassen. Sie habe das Australien-Gefühl zurück, ihren Rhythmus wiedergefunden, sagte Kerber selbstbewusst.
Bundestrainerin Barbara Rittner sieht gute Chancen, „wenn Angie ihr bestes Tennis abruft“. Nach der kollektiven Enttäuschung von Roland Garros atmete Rittner in Wimbledon befreit auf - fünf Spielerinnen hatten die dritte Runde erreicht, so viele wie nie zuvor. „Die Wende durch den Belagwechsel hatte ich mir erhofft“, sagte Rittner.
Lichtblick für Lisicki
Die zweite Wimbledonwoche verpasste Sabine Lisicki (Berlin) durch die Niederlage gegen Jaroslawa Schwedowa (Kasachstan) zwar, nach Monaten der Selbstzweifel ist die Ex-Finalistin jedoch wieder guten Mutes. „Ich habe gezeigt, dass ich noch Tennis spielen kann“, sagte sie.