Hamburg. Der FC St. Pauli kassierte in dieser Saison schon acht Gegentore in den ersten 18 Spielminuten
Der Sportchef nannte es „pomadig“, der Kapitän bezeichnete es als „schlafmützig“. Thomas Meggle und Sören Gonther benutzten diese deutlichen Vokabeln, als sie über die Anfangsphase des Spiels ihres FC St. Pauli bei Fortuna Düsseldorf am vergangenen Freitag sprachen. Beim 1:1 (0:1) hatte sich die Mannschaft durch eine schwache Startphase, in der schon in der fünften Spielminute das Gegentor fiel, selbst in eine unnötig schwierige Situation gebracht.
Ein Einzelfall war dies aber keineswegs. In dieser insgesamt so erfolgreichen Saison hat das Zweitligateam des FC St. Pauli bereits acht Gegentreffer in den jeweils ersten 18 Minuten eines Spiels kassiert. Dazu kamen noch drei Gegentore in den ersten elf Minuten der zweiten Halbzeit. Keine einzige Partie, in der dies geschah, konnten die Hamburger gewinnen. „Wenn wir in Rückstand geraten, machen wir es uns selbst schwer, weil wir dann gezwungen sind, eine tief stehende Mannschaft auszuspielen. Natürlich kann es auch mal passieren, dass man ein frühes Gegentor bekommt, aber das darf uns nicht so oft widerfahren“, sagt Verteidiger Philipp Ziereis.
„Nach fünf Minuten war unser Konzept über den Haufen geworfen“, haderte nach dem Spiel in Düsseldorf auch Trainer Ewald Lienen. „Wir müssen dieses Problem in den Griff bekommen. Aber ich weiß nicht, ob wir das noch in dieser Saison hinkriegen“, unkte er. „Wir haben in der Mannschaft über diese Schwäche diskutiert und überlegt, woran es liegen könnte. Wir haben alles hinterfragt, zum Beispiel das Warmmachen, oder ob wir zu früh oder vielleicht zu spät aus der Kabine auf den Platz gehen“, berichtet Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski. „Aber bisher haben wir keinen konkreten Grund gefunden. Daher werden wir weiter versuchen, sehr fokussiert ins Spiel zu gehen“, sagt er weiter.
„Wir müssen eine Lösung finden“, sagt Ziereis und fordert, weiterhin Ursachenforschung zu betreiben. Schließlich ließ St. Pauli durch frühe Gegentore auch Punkte in den Heimspielen gegen die weit schlechter platzierten Teams Sandhausen (1:3), Frankfurt (1:3) und Paderborn (3:4) liegen.
An der Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner durch das Trainerteam jedenfalls könne die Schwäche nicht liegen, sind sich die Spieler einig. „Ewald Lienen und Abder Ramdane stellen uns sehr akribisch auf die Stärken und Schwächen der anderen Mannschaft ein“, bestätigt Rzatkowski.
An diesem Freitag (18.30 Uhr) kommt es im Heimspiel gegen den abstiegsgefährdeten TSV 1860 München zum nächsten Wachsamkeitstest für die St.-Paulianer. Im Hinspiel (0:2) hatten zwei Gegentore zu Beginn der zweiten Halbzeit (53. und 56. Minute) die Entscheidung herbeigeführt.
Dienstagmittag speiste die Mannschaft gemeinsam im Trainingszentrum. Hobbykoch und St.-Pauli-Anhänger Joachim Weretka hatte einen Spargelsalat, Fischgulasch mit Süßkartoffeln und Brokkoli sowie einen laktose- und glutenfreien Schokoladenpudding zubereitet. Die Trainer genossen auch Tiramisu.