Hamburg. In der Nacht zu Sonntag verteidigt der Supermittelgewichtler in Las Vegas seinen WM-Titel gegen den Mexikaner Gilberto Ramírez.

Seinen Wunsch bekam Arthur Abraham nicht erfüllt, sein Traum aber wird wahr im MGM Grand Casino in der Nacht zu Sonntag (ca. 3 Uhr MESZ). „Ich hatte mir gewünscht, dass ich in Berlin kämpfen könnte. Doch das Angebot, in Las Vegas auf der größten Bühne der Welt anzutreten, konnten weder mein Promoter noch ich ablehnen“, sagt der 35-Jährige, der in der Glücksspielmetropole seit einer Woche am Feinschliff für die Pflichtverteidigung seines WBO-WM-Titels im Supermittelgewicht gegen den Mexikaner Gilberto Ramírez arbeitet.

„Es ist der Traum eines jeden Profiboxers, einmal seinen Namen in Neonlettern auf dem Las Vegas Strip zu sehen. Der wird mir nun erfüllt“, sagt der gebürtige Armenier. Am selben Abend steigt auch Boxlegende Manny Pacquiao in den Ring. Der 37 Jahre alte Champion von den Philippinen bestreitet mutmaßlich den letzten Kampf seiner herausragenden Karriere, sein Gegner ist US-Star Timothy Bradley, WBO-Weltmeister im Weltergewicht.

Wer in Deutschland live am TV dabei sein will, muss 15 Euro investieren

„Arthurs Kampf ist der zweite Hauptkampf“, sagt Boxpromoter Kalle Sauerland, „er wird in der Promotion des übertragenden Pay-TV-Senders HBO in jedem Vermarktungselement genannt. Dadurch hat Arthur die Chance, sich weltweit bekannt zu machen.“ Auch in Deutschland werden beide Kämpfe nur gegen eine Extragebühr von 15 (Frühbucher) bis 20 Euro (am Kampftag) auf der Internetplattform ranfighting.de und bei Sky zu sehen sein – als Testlauf dafür, wie belastbar der Markt für Bezahlinhalte in Deutschland mittlerweile ist.

Sauerland hatte bei der Börsenversteigerung am 13. Januar in Puerto Rico mit einem Gebot von 1,563 Millionen US-Dollar Ramírez’ Promoter Top Rank ausgestochen, der exakt 1,5 Millionen geboten hatte. „Uns war sehr wichtig, dass wir die Rahmenbedingungen kontrollieren können. Vor dem Purse Bid war eine Einigung mit Top Rank nicht möglich. Danach haben wir einen Deal geschlossen, sodass das Purse­ Bid im Nachhinein annulliert wurde“, erklärt Sauerland. Top Rank ist nun Veranstalter, Sauerland Co-Promoter. Die Börse wird im Verhältnis 75:25 zum Vorteil von Abraham geteilt. Ähnliche Summen hatte der Champion lediglich bei seiner Teilnahme im Super-Six-Turnier zwischen Oktober 2009 und Mai 2011 eingestrichen. Doch nicht nur finanziell ist das Duell mit Ramírez ein Geschenk für den Schützling von Kulttrainer Ulli Wegner. Vor allem die Chance, sich in den USA sportlich von der im Super-Six-Turnier erlittenen Schmach reinzuwaschen, bewertet sein Promoter als einzigartig.

„Wir haben Arthur damals die größtmögliche Bühne bereitet. Leider kamen die Topstars im Supermittelgewicht für ihn nach dem Aufstieg aus dem Mittelgewicht zu früh. Nun hat er die zweite Möglichkeit, die US-Boxfans von sich zu überzeugen“, sagt er. Damals hatte Abraham gegen die US-Stars Andre Dirrell (im März 2010 in Detroit durch Disqualifikation) und Andre Ward (im Mai 2011 in Carson einstimmig nach Punkten) verloren.

Kalle Sauerland verschweigt nicht, dass man nicht auf Biegen und Brechen in die USA reisen wollte. „Nach Carson oder in eine vergleichbare Stadt wären wir nicht gegangen. Uns ging es um Las Vegas, um die größte Bühne der Welt. Wenn Arthur hier siegt, dann haben wir eine ganz andere Verhandlungsbasis für weitere Kämpfe“, sagt er.

Natürlich bietet der Ausflug in die Wüste Nevadas aber nicht nur Chancen. Sportlich ist das Risiko beträchtlich, immerhin ist der elf Jahre jüngere Mexikaner mit seinen 189 Zentimetern Körperlänge nicht nur 14 Zentimeter größer als der Titelverteidiger, sondern auch noch in 33 Profikämpfen unbesiegt, von denen er 24 vorzeitig beendete. „Ramírez kann unheimlich hart schlagen und ist, wie alle Mexikaner, ein zäher Bursche“, sagt Sauerland.

Zudem dürfte Ramírez den Großteil des Publikums hinter sich haben. Dennoch rechnet Sauerland junior nicht damit, dass Abraham vorzeitig siegen muss. „Ich traue Arthur auch einen überzeugenden Punktsieg zu, denn letztlich ist es für beide ein Auswärtsspiel. Einen Kontrahenten wie Arthur hat Ramírez auch noch nie vor den Fäusten gehabt.“ Abraham selbst erwartet eine Schlacht über zwölf Runden, bei der er versuchen muss, möglichst oft in die Nahdistanz zu kommen, um dem Mexikaner dessen Reichweitenvorteil zu nehmen.