Hamburg. Die Hamburger Fliegengewichts-Boxweltmeisterin wagt mit dem Label Kentikian Realboxing den nächsten Schritt in die Selbstständigkeit.
Im Boxring ist sie als Draufgängerin bekannt, und so überrascht es wenig, dass Susi Kentikian auch mit ihrer Selbsteinschätzung in die Offensive geht. „2015 war ein Horrorjahr für mich“, sagt die 28 Jahre alte Fliegengewichts-Weltmeisterin, die im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal ihrer Arbeit nachgehen durfte. Und weil auch die Jahre davor, die sie im Schatten von Supermittelgewichts-Champion Felix Sturm in dessen Kölner Stall verbrachte, wenig freudvoll waren, hat sich die in Armenien geborene Hamburgerin nun wieder einmal einen kompletten Neustart verordnet.
„Ich weiß, dass ich einige Fehler gemacht und den falschen Leuten vertraut habe. Aber diesmal“, sagt sie in der Überzeugung, die nur ihr trotz vieler Enttäuschungen stets menschenfreundliches Wesen ermöglicht, „ist es das Richtige.“ Kentikian hat sich, trotz des Angebots, an einem Super-Six-Turnier mit den Stars ihrer Gewichtsklasse teilzunehmen, und einer Offerte des Berliner Sauerland-Teams dafür entschieden, ihren Weg als selbstständige Sportlerin fortzusetzen. Und das, obwohl der erste Versuch im Oktober vergangenen Jahres kläglich gescheitert war. Persönliche Probleme mit dem Geldgeber und eine von Verletzungen zerstörte Vorbereitung wären fast in die dritte Pleite ihrer Karriere gemündet, der Punktsieg über die Mexikanerin Susana Cruz Perez in der Wilhelmsburger Inselparkhalle war mühsam.
Kentikian will Boxkämpfe vermarkten
Doch all das meint die als „Killer Queen“ bekannt gewordene Kämpferin hinter sich gelassen zu haben. Gemeinsam mit dem Hamelner Eventmanager Michael Rohrdrommel, 50, der als Ringmoderator seit 15 Jahren im Boxgeschäft tätig ist, hat sie das Label Kentikian Realboxing gegründet, unter dem sie ihre zukünftigen Kämpfe vermarkten will. Noch vor dem Start der Fußball-EM (10. Juni bis 10. Juli) soll in der Sporthalle Hamburg ein Galaabend mit zehn Profikämpfen, Musikacts und festlichem Abendessen das Kick-off-Event für die neue Partnerschaft darstellen. „Ich bin voll ins Training eingestiegen und will endlich wieder zeigen, was in mir steckt“, sagt die Sportlerin, die mit Chefcoach Artur Grigorian im Rahlstedter Hanse-Gym arbeitet.
Rohrdrommel, der die Boxerin vor wenigen Monaten kennengelernt hat und vielfältige Erfahrung in der Organisation und Durchführung von Events vorweisen kann, glaubt fest an den gemeinsamen Erfolg. Und er versichert, nicht vorrangig eigene finanzielle Interessen zu verfolgen. „Ich brauche keinen Vertrag, will durch meine Arbeit überzeugen. Und wenn unser Konzept Erfolg hat, dann haben wir alle etwas davon“, sagt er.