Los Angeles/Stuttgart. Positiver Dopingtest des russischen Tennisstars schockt Sportfans auf der ganzen Welt. Weltverband hat Scharapowa suspendiert.
Nach ihrer öffentlich inszenierten Dopingbeichte droht Maria Scharapowa der Verlust millionenschwerer Sponsoren, und die Chance auf Olympiagold ist wohl dahin. Mit ihrer bevorstehenden Sperre handelt die glamouröseste Tennisspielerin der Gegenwart ihrer Sportart die schwärzeste Stunde seit Jahren ein. Die internationalen Reaktionen auf das Geständnis des russischen Topstars fallen verheerend aus.
Ausgerechnet während der Australian Open, als Berichte über Korruption im Tennis für Negativschlagzeilen sorgten, wurde die bestverdienende Sportlerin des Planeten und frühere Nummer eins positiv auf die verbotene Substanz Meldonium getestet. Vom Weltverband ITF ist die Weltranglistensiebte suspendiert. Ihr Fall wird nun untersucht, dann über eine mögliche Sperre entschieden. „Bis zu vier Jahre sind möglich“, sagte Scharapowas Anwalt John Haggerty. Seine Mandantin werde mit der ITF kooperieren.
Das ist Maria Scharapowa
„Ich will meine Karriere nicht so beenden. Ich hoffe, dass ich eine weitere Chance bekomme“, hatte die 28 Jahre alte Russin am Montagabend bei ihrer Pressekonferenz in einem Hotel in Los Angeles gesagt. Doch erst einmal muss die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin die Konsequenzen ihres Vergehens akzeptieren. Sie nehme das Meldonium enthaltende Medikament seit zehn Jahren und habe die aktuelle Liste der verbotenen Substanzen nicht gelesen, erläuterte Scharapowa ihren Fehltritt. Seit Anfang 2016 steht Meldonium auf der Dopingliste. Das leistungssteigernde Mittel wurde schon Biathleten, Radsportlern, Eiskunstläufern, Ringern und Leichtathleten zum Verhängnis.
Meldonium wird unter dem Markennamen Mildronat als Herzmedikament in den baltischen Staaten und in Russland vertrieben. In Deutschland ist es als Arzneimittel nicht zugelassen. Es soll die Durchblutung fördern. Athleten versprechen sich durch die Einnahme eine verbesserte Durchblutung und damit eine Steigerung der physischen sowie mentalen Belastungsfähigkeit. Die Wirkung ist allerdings nicht belegt. „Meiner Meinung nach ist es wie eine Lifestyledroge, die prophylaktisch genommen wird“, sagte Dopingfahnder Detlef Thieme.
Pressestimmen zum Fall Scharapowa
Ein herber Rückschlag ist das Geständnis Scharapowas für das Stuttgarter Damenturnier im April und dessen Namenssponsor Porsche. Man bedauere die aktuellen Nachrichten, teilte der Sportwagenbauer mit. „Bis weitere Details hierzu bekannt sind und wir die Situation analysieren können, haben wir uns entschieden, die geplanten Aktivitäten mit Scharapowa auszusetzen“, hieß es in einer Mitteilung. Auch der US-Sportartikelhersteller Nike legte den hoch dotierten Sponsoringvertrag vorerst auf Eis. Der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer erklärte, dass der Ende 2015 ausgelaufene Vertrag mit der Russin nicht verlängert werde.
„Der positive Test ist eine Katastrophe fürs Tennis. Jetzt ist einer der größten Stars des Sports der Geschichte gesperrt und für immer befleckt“, schrieb die britische Zeitung „Daily Mail“. Dass Scharapowa wissentlich gedopt haben soll, ist für den russischen Verbandspräsidenten Schamil Tarpischtschew „Blödsinn“. Er gehe davon aus, dass sie bei Olympia in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) spielen werde, sagte er. Scharapowa selbst hatte jüngst noch gesagt: „Ein Olympiasieg fehlt noch, ich würde gerne in Rio die Goldmedaille gewinnen.“