Eugene/Hamburg. Tennis-Star stolpert über Meldonium. Anti-Doping-Agentur setzte die Substanz gerade erst auf die rote Liste. Nike zieht Konsequenzen.

Nach der Dopingbeichte von Maria Scharapowa hat der US-Sportartikelhersteller Nike den hoch dotierten Sponsoringvertrag mit der Weltklasse-Tennisspielerin vorerst auf Eis gelegt. "Wir sind traurig und überrascht über die Neuigkeiten von Maria Scharapowa“, teilte der Konzern am Dienstag mit. Nike wolle nun das Ergebnis weiterer Ermittlungen abwarten, bevor über weitere Schritte entschieden werden soll.

Der 28 Jahre alten Tennisspielerin aus Russland wurde während der Australian Open im Januar die Einnahme der verbotenen Substanz Meldonium nachgewiesen. Ihr droht eine längere Sperre.

Das ist Maria Scharapowa

Nation

Russland

Geburtsdatum

19. April 1987

Weltranglisten-Platz

7 (Stand März 2016)

Beste Platzierung

1 (August 2005)

Grand-Slam-Titel

5 (Wimbledon 2004, US Open 2006, Australian Open 2008, French Open 2012 und 2014)

Turniersiege insgesamt

35

Preisgeld insgesamt

Rund 36,8 Millionen US-Dollar (rund 33,5 Millionen Euro)

Besonderes

Scharapowa hat als eine von nur zehn Spielerinnen alle Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewonnen.

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Meldonium in Russland ein Renner

Meldonium war zumindest bis 2014 besonders in Russland ein Renner unter den für Doping genutzten Mitteln. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte hohen Missbrauch der Substanz in verschiedenen Sportarten festgestellt und den Wirkstoff auf die seit 1. Januar 2016 gültige Liste der verbotenen Substanzen gesetzt.

Dennoch scheint es vor allem in der russischen Doping-Szene weiter beliebt zu sein. Die am Montag öffentlich gewordenen russischen Doping-Fälle mit Meldonium von Scharapowa und der ehemaligen Eistanz-Europameisterin Jekaterina Bobrowa könnten Hinweise darauf sein.

In Deutschland nicht zugelassen

Meldonium wird unter dem Markennamen Mildronat als Herzmedikament in den baltischen Staaten und in Russland vertrieben; in Deutschland ist es als Arzneimittel nicht zugelassen. Es soll die Durchblutung fördern und somit als Medikament für Angina Pectoris und Herzerkrankungen geeignet sein.

Meldonium wird zur Behandlung von mangelnder Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Körper eingesetzt. Sauerstoffmangel kann im schlimmsten Fall zum Absterben von Gewebe führen, etwa beim Herzinfarkt. Konkret verhindert Meldonium die Oxidation von Fettsäuren im Körper, die zu giftigen Ablagerungen im Gewebe führen kann.

Experte: Meldonium steigert Motivation

Athleten versprechen sich durch die Einnahme der Substanz eine verbesserte Durchblutung und damit eine Steigerung der physischen sowie mentalen Belastungsfähigkeit. "Bei Sportlern führt Meldonium zu einer allgemeinen Leistungssteigerung, die Erholungsphase wird verkürzt und die Motivation gesteigert“, erläutert Professor Mario Thevis von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Bereits bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen stellten Wissenschaftler in einer Studie fest, dass vor allem Sportler aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion bevorzugt auf Meldonium zurückgriffen. Es war damals noch nicht verboten. Laut einer russischen Studie von 2015 - kurz vor dem WADA-Verbot - fanden Moskauer Forscher in 724 von 4316 Urinproben Meldonium.