Hamburg. Schwergewichts-Boxprofi aus Hamburg unterliegt nach Niederschlag in Runde zehn. Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatte Chagaev vorn gelegen.
Ruslan Chagaev verstand die Welt nicht mehr. Noch Stunden nach dem überraschenden Ende seiner Titelverteidigung saß der entthronte WBA-Weltmeister im Schwergewicht in seiner Kabine und rätselte, warum Ringrichter Stanley Christodoulou aus Südafrika in der zehnten Runde des Duells mit dem Australier Lucas Browne auf Abbruch entschieden hatte. „Ich fühlte mich klar und frisch, hätte auf jeden Fall weitermachen können“, sagte der 37 Jahre alte Wahl-Hamburger nach seiner technischen K.-o.-Niederlage in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny.
Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatte der Usbeke auf allen Punktzetteln deutlich vorn gelegen. Chagaev hatte den Kampf dominiert und Browne in Runde sechs am Boden gehabt, war dann jedoch in Runde zehn in einen schweren rechten Konter des Australiers gelaufen und selbst angezählt worden. Daraufhin witterte Browne seine Chance, erster australischer Schwergewichtsweltmeister zu werden, und deckte den Titelverteidiger mit einem Schlaghagel ein, den Christodoulou durch sein Eingreifen beendete. Die Entscheidung war angesichts der Passivität Chagaevs vertretbar.
Während Browne, 36, der 13 Jahre in Sydney als Türsteher arbeitete, bevor er vor sieben Jahren seine Profikarriere startete, nun auf ein Duell mit Klitschko-Bezwinger Tyson Fury (England) hofft, zunächst aber eine Pflichtverteidigung gegen Fres Oquendo (USA) zu absolvieren hat, ist Chagaevs Zukunft unklar. Der Usbeke, der von 2003 bis 2012 für den Hamburger Universum-Stall kämpfte und mit seiner Familie weiter in Rahlstedt lebt, hatte seinen nächsten Kampf für Sommer in Deutschland geplant. Nun ist fraglich, ob er überhaupt noch mal in den Ring steigen wird. Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow, der Chagaevs größter Förderer ist, verließ die Arena nach der Niederlage tief enttäuscht.
Immerhin bleibt Chagaev ein Duell mit dem Kubaner Luis Ortiz erspart. Der Interimschampion der WBA knockte am Sonnabend in der US-Hauptstadt Washington den früheren WM-Herausforderer Tony Thompson in Runde sechs aus und brachte sich für große Kämpfe ins Gespräch.