Gäbe es einen Titel für den unbeliebtesten Handballclub Deutschlands, der HSV Hamburg wäre sicherlich der erste Anwärter. Da kann die Mannschaft noch so begeisternd aufspielen: Seit dem Champions-League-Sieg vor zweieinhalb Jahren wurde einfach zu viel Kredit verspielt, in jedem denkbaren Wortsinn. Die Insolvenz und die drohende Einstellung des Spielbetriebs sind nur das Ende einer Kette von Fehlleistungen in allen wirtschaftlich relevanten Bereichen.
Wäre Geld das einzige Problem, ließe es sich vielleicht sogar lösen. Doch steht eben auch der Verdacht des Lizenzbetrugs und der Insolvenzverschleppung im Raum. Schon in der vergangenen Saison war der HSV Anfeindungen ausgesetzt, nachdem die Lizenz erst auf dem Rechtsweg erstritten worden war. Diesmal wird sich der Eindruck, dass die Bundesligazugehörigkeit erschlichen wurde, kaum noch verwischen lassen.
Vor diesem Hintergrund kann man dem HSV zu seiner eigenen Ehrenrettung nur wünschen, dass er eine Auszeit von der Ersten Liga nimmt. Wettbewerbsverzerrung zulasten anderer Clubs ist ohnehin unvermeidbar. Aber ein positives Image wird sich der HSV nur wieder erspielen können, wenn er mit seiner unrühmlichen Gegenwart sauber abschließt. Die zweite Mannschaft ist auf dem Sprung in die Dritte Liga. Und es scheint Förderer zu geben, die ihr zu weiteren Aufstiegen verhelfen würden. Vielleicht ist der Profihandball in Hamburg gar nicht tot, sondern muss sich nur neu erfinden.
Seite 29 Schwarzer Freitag für den HSV Handball