Hamburg. 20 Jahre alter Boxprofi verliert vorzeitig und wird nicht jüngster deutscher Weltmeister
Nach der größten Pleite seiner noch jungen Boxkarriere setzte Vincent Feigenbutz auch im verbalen Nachspiel keine Wirkungstreffer. Ungewohnt kleinlaut gab der 20-Jährige nach dem technischen K. o. in Runde elf im Kampf um die WBA-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht gegen den Italiener Giovanni De Carolis zu, dass „meine Leistung einfach nicht gereicht hat“. Woran es gelegen habe, dass er sich nicht zum jüngsten deutschen Weltmeister der Geschichte krönen und Graciano Rocchigiani beerben konnte, der mit 24 Jahren erstmals Champion war? „Ich weiß es nicht genau, ich war auf jeden Fall wieder nicht fit.“ Trainer Hansi Brenner meinte in der Nacht zum Sonntag in Offenburg: „Irgendwie hat alles gefehlt.“
Feigenbutz wirkte auch lange nach der verdienten Niederlage noch völlig ausgelaugt. Der sonst nicht für seine Bescheidenheit bekannte Karlsruher hatte sich längst mit der Pleite abgefunden. Hoffnung machte ihm nur die Aussicht auf eine schnelle Revanche. „Ich habe ihm ein Rematch gegeben, er wird mir eines geben, und im dritten Kampf wird es entschieden“, meinte er. Auch Promoter Kalle Sauerland versicherte: „Der Rückkampf kommt zu 100 Prozent.“ Wann, wo und in welcher Form, das ist aber längst nicht entschieden. Ein Protest, weil De Carolis kurz nach dem schweren Wirkungstreffer in Runde elf, der Feigenbutz arg durchgeschüttelt hatte, an den Hinterkopf nachgeschlagen hatte, könnte für Beschleunigung in der Einigung zu einem weiteren Rematch führen. Der Sauerland-Boxstall erwägt diesen Schritt, das stellte Kalle Sauerland klar.
Fraglich bleibt, warum Feigenbutz mit solcher Eile zum Champion gepusht werden soll. Natürlich muss man eine WM-Chance wahrnehmen, wenn sie sich bietet. Aber wie schon im ersten Duell im Oktober, das der Italiener dominiert und dann völlig unverdient einstimmig nach Punkten verloren hatte, war Feigenbutz mit dem keinesfalls zur Weltspitze im Limit bis 76,0 Kilogramm zählenden Römer überfordert gewesen und hätte nach Punkten verlieren müssen, wenn Ringrichter Gustavo Padilla nicht abgebrochen hätte. Dem 20-Jährigen fehlen, das ist keine Überraschung, Erfahrungen gegen starke Gegner. Diese sollte man ihn nun machen lassen, gepaart mit einem zielgerichtet gesteuerten Training, bevor eins der größten deutschen Talente grundlos verheizt wird.
Im Rahmenprogramm verteidigte der Hamburger Cruisergewichtler Noel Gevor, 25, seinen Internationalen Meistertitel der WBO durch einstimmigen Punktsieg über zehn Runden gegen den russischen Ex-Weltmeister Valery Brudov.