London . Anderson und Lewis standen sich schon einmal 2011 in einem WM-Finale gegenüber. Damals gewann Lewis.
Titelverteidiger Gary Anderson steht erneut im Finale der Dart-WM in London. Der Schotte setzte sich am Sonnabendabend in der Vorschlussrunde gegen den niederländischen Aufsteiger Jelle Klaasen glatt mit 6:0-Sätzen durch. Anderson trifft an diesem Sonntag (20 Uhr) auf den zweimaligen Champion Adrian Lewis.
Der 30-jährige Engländer hatte vor Andersons Sieg Raymond van Barneveld, ebenfalls aus den Niederlanden, mit 6:3 aus dem Wettbewerb geworfen. Der 45-jährige Anderson und Lewis standen sich schon einmal 2011 in einem WM-Finale gegenüber. Damals gewann Lewis. Für beide ist es jeweils die dritte Endspiel-Teilnahme.
Deutsche Dart-Begeisterung wächst
Sportlich haben die deutschen Pfeilewerfer bei der WM in London nichts gewonnen, dennoch entwickelt sich der Dartsport auch hierzulande immer mehr zu einem TV-Sportereignis zwischen den Feiertagen. Der Spartensender Sport1, der die Dart-Titelkämpfe schon seit elf Jahren in die Wohnzimmer liefert, jubilierte diesmal so früh wie nie zuvor über Topquoten. Selbst das Erstrunden-Aus des deutschen Hoffnungsträgers Max Hopp am Tag vor Heiligabend erwies sich nicht als Stimmungsdämpfer. In der sportarmen Zeit zwischen den Feiertagen verfügt Dart inzwischen auch zwischen Flensburg und Oberstdorf über einen Zuschauer-Stamm im hohen sechsstelligen Bereich.
Dart-WM im Ally Pally
„Dart ist krachender Livesport, und die WM findet zu einem idealen Zeitpunkt statt. Um Weihnachten und Silvester ist abgesehen von der Vierschanzentournee nicht viel los“, sagt Tomas Seyler, einer der besten deutschen Dart-Profis und vierfacher WM-Teilnehmer. Die Preisgelder steigen stetig, vor allem in Großbritannien ist längst ein heftiger Kampf um TV-Rechte und Marketingpakete entbrannt.
Das steckt an: Schalkes Klaas-Jan Huntelaar ließ es sich nicht nehmen, in der fußballfreien Zeit im Westen Londons bei der Dart-Sause mit fast 3000 vornehmlich angetrunkenen Zuschauern vorbeizuschauen und ein Bild mit dem niederländischen Dart-Helden Raymond van Barneveld zu posten.
Die guten Einschaltquoten für die Übertragungen aus dem Alexandra Palace auch in Deutschland sorgen mit dafür, dass Sport1 bei den Marktanteilen in seiner Kernzielgruppe - Männer zwischen 14 und 49 Jahren - die besten Dezember-Werte seit 2005 einfuhr. Die Dart-WM ziehe „alle in ihren Bann“, urteilte der Sender in einer Mitteilung.
Doch die Quoten-Unterschiede etwa zum Neujahrsspringen der Skispringer in Garmisch-Partenkirchen (ZDF) sind weiter groß, Dart-Übertragungen schaffen es selten über die Millionengrenze. Die Nachricht eines neuen Bestwerts erhoffen sich die Sport1-Macher allerdings am Montag, wenn die Einschaltquoten vom WM-Finale zwischen dem Engländer Adrian Lewis und dem Schotten Gary Anderson vorliegen.
Die Endspiele der vergangenen Jahre waren jedenfalls immer Garanten für Höchstwerte beim Spartensender. Das Finale im Januar 2015 verfolgten im Schnitt 1,36 Millionen Zuschauer, in der Spitze gar 1,86 Millionen. Bei den Männern zwischen 14 und 49 Jahren lag der Marktanteil bei 12,1 Prozent. „Dart begeistert die Menschen auf der Couch immer mehr“, urteilt Seyler. „Dart ist einerseits ein beeindruckender Präzisionssport, andererseits wird er von Athleten betrieben, die keine durchtrainierten Körper haben, die ihren Sport auch noch mit 50, 60 betreiben können. Damit identifizieren sich Leute leichter.“ Auf der Insel noch mehr als irgendwo anders.
Dennoch zeigt das Internationale Olympische Komitee offenkundig wenig Interesse, den langjährigen Kneipensport ins olympische Programm aufzunehmen. „Ich kann nicht sehen, dass sich das IOC jemals mit einer Menschenmenge zusammentut, in der alle eine großartige Nacht haben und ein paar Bier genießen. Es scheint nicht zu passen“, klagte Barry Hearn, Chef der Profiorganisation PDC, dieser Tage.
Die Quoten auch hierzulande wären wohl nochmals höher ausgefallen, wenn es einer der drei Deutschen zumindest unter die besten 16 geschafft hätte. Doch sowohl für Junioren-Weltmeister Max Hopp als auch für seine Landsmänner Jyhan Artut und René Eidams war schon in Runde eins Schluss. „Ich bin sehr enttäuscht“, räumte der 19 Jahre alte Hopp ein. Seyler glaubt, dass es der Youngster in den nächsten Jahren weiter nach vorn schafft. „Das würde noch mehr Leute an die Bildschirm locken. Es gibt viele, die sogar an einen Becker-Effekt glauben“, sagt er. Als Boris Becker 1985 seinen ersten Wimbledonsieg feierte, brach eine wahre Tennisbegeisterung in Deutschland aus. Davon ist der Dartsport aktuell allerdings noch weit entfernt.